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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Kühne
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fluchte. Der Kerl lief viel zu schnell, dass er ihm unauffällig folgen konnte. Sich in den Schatten der Markisen der Läden, die den Boulevard säumten haltend, folgte Henk seinem Opfer. Einmal verlangsamte Valerius seine Schritte und blieb stehen. Henk drückte sich sofort in die Dunkelheit des Eingangs eines Juweliergeschäfts. Die rot leuchtenden Ziffern einer Digitaluhr im Schaufenster zeigten eine halbe Stunde nach eins an. Er zählte langsam bis fünf, bis er es wagte, hervorzuschauen. „Wie eine Kakerlake, immer auf der Flucht“, dachte er sich.
    Valerius hatte seinen Weg inzwischen fortgesetzt und bog gerade auf eine Treppe ab, die nach oben zu einem Arkadengang führte. Henk wusste, dass der Gang auf die Hauptstraße führte, die um diese Zeit bestimmt ebenfalls menschenleer war. Im Innern befand sich nur ein chinesisches Restaurant, das um diese Zeit wahrscheinlich schon geschlossen hatte. Wenn er seinen Auftrag heute noch erledigen wollte, dann sollte er es dort oben tun. Henk spurtete los.
    Außer Atem kam er oben an der Treppe an. Seine rechte Hand umklammerte die Pistole in seiner Manteltasche. Oben gähnte ihn ein dunkler Gang an. Im Hintergrund warfen rote chinesische Schriftzeichen auf gelben Grund ein krankes Licht in den Flur. Henk blieb stehen und lauschte auf Schritte, aber nichts war zu hören außer seinem eigenen Atem. Zögernd machte er ein paar Schritte in die Dunkelheit. Wo steckte dieser Valerius? Er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Das Rascheln von Stoff hinter ihm ließ ihn herumwirbeln. Zwei Schritte vor ihm stand Valerius. Henk musste zu ihm aufblicken, da Valerius einen Kopf größer war. Seine Augen waren vollkommen schwarz. Konnte er deshalb in der Dunkelheit so gut sehen?
    „Was willst du von mir, alter Mann?“
    Valerius Stimme klang, als wäre er gewohnt, dass andere ihm Rede und Antwort stehen mussten. Henks Griff um die Pistole verkrampfte sich. Valerius warf seine weiße Mähne nach hinten und öffnete den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Die raubtierhaften, zentimeterlangen Eckzähne, die dabei zum Vorschein kamen, bewirkten in Henk, dass er aus seiner Erstarrung erwachte. Er riss die Pistole aus der Tasche, kippte noch im Anlegen den Sicherungshebel um und schoss.
    Das Mündungsfeuer erhellte die Passage wie ein Blitzlichtgewitter. Die Kugeln bissen sich in Valerius Körper und hinterließen dunkle Flecken auf seinem Mantel. Er taumelte rückwärts, krümmte sich vor Schmerzen, fauchte. Sein Gesicht zeigte Überraschung, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ihn jemand auf diese Weise angriff. Nach dem vierten Treffer knickte er zusammen und fiel zu Boden, wo er sich erst krümmte und dann auf dem Rücken ausgestreckt liegen blieb.
    Mit der Waffe im Anschlag näherte sich Henk vorsichtig seinem Opfer. Die schwarzen Augen starrten ihn reglos an. Henk steckte die Pistole wieder ein. Die Schüsse hatten in dem Gang viel zu viel Lärm gemacht und er konnte von Glück reden, dass niemand mehr in dem Restaurant war. Nun hieß es schnell handeln, denn der schwierigste Teil stand ihm noch bevor. Henk öffnete den Gürtel von Valerius Hose und zog sie zu den Knöcheln herunter. Dann klappte er sein scharfes Taschenmesser auf und begann mit zitternden Händen ein Quadrat in den rechten Oberschenkel seines Opfers zu schneiden. Es war seltsam, wie wenig Blut dabei hervorkam, aber für seine Arbeit war es Henk gerade recht.
    Schnell entledigte er sich seines Mantels, damit er sich nicht äußerlich zu sehr besudelte. Das Abziehen der Haut war anstrengender als er dachte. Es machte ein Geräusch, als zöge man Klebeband ab. Schweiß brach auf seiner Stirn aus. Henk musste mehrmals innehalten, um seinen Brechreiz zu unterdrücken und wegzusehen. Hastig ließ er den Lappen in der Supermarkt-Plastiktüte verschwinden, die er eigens mitgebracht hatte. Dann, wie im Fieber machte er sich daran, auch das andere Bein zu häuten. Der Beton des Bodens färbte sich dunkel von Blut. Dass es zu finster war, um zu erkennen, was er genau tat, betrachtete er eher als Segen denn als Hindernis.
    Gerade, als er den zweiten Hautlappen in die Plastiktüte steckte, ließ ihn etwas gefrieren. Valerius Kopf, der die ganze Zeit gerade an die Decke gestarrt hatte, begann sich langsam zu drehen. Die dunklen Augen wirkten, als ob sie ihn sehen könnten. Verdammt, hatten vier Kugeln nicht gereicht, diesen Kerl zu töten? Henk, der in der Hocke da gesessen hatte, kroch rückwärts, bis ihn

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