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Vampyrus

Vampyrus

Titel: Vampyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hellinger , Gabriele S. Schlegel
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ihn mühelos über seinen Kopf. „Du hast das Buch!“ Seine Stimme war eiskalt.
    „Ich habe es nicht“, erklärte der Dokrainer furchtlos. „Du kannst mich töten, du kannst uns alle töten, aber du wirst es nicht bei uns finden!“
    „Er sagt die Wahrheit“, sprach Anastas. „Fordere zwei Männer von ihm zu unserer Unterstützung und als Zeichen seiner Treue.“
    Valerius setzte Cerberos wieder auf dem Boden ab. Die beiden Männer sahen sich fest in die Augen. Der Vampir zischte, der Werwolf knurrte. Der Rest hielt den Atem an. Kurze Zeit später verließen zwei Reiter begleitet von drei Werwölfen das Dorf. Die steinernen Augen des Sepp starrten ihnen blind nach.

Peter Hellinger
    Bram Stokers Tagebuch
    4. Mai 1897, Klausenburg
    Besichtigte die St. Michaelskirche am Nachmittag. Ein beachtlicher Bau, gotisch, mit einem großen Turm und wunderbaren Fresken. Schlenderte anschließend durch die Gassen und über den Markt zurück zum Hotel. Die ganze Zeit wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Aus dem Augenwinkel vermeinte ich, eine Gestalt in einem Mantel mit Kapuze zu erkennen. Einmal sah ich direkt in eisgraue Augen, die mich schaudern machten, aber der Mann drehte sich sofort weg und verschwand in der Menge. Möglicherweise handelte es sich um einen Dieb, der mich als reichen, englischen Reisenden erkannt hatte, und nur auf eine günstige Gelegenheit wartete. Obwohl mir mein Gastgeber strengste Diskretion zugesichert hatte, halte ich die Möglichkeit, dass der Beobachter von irgendeiner Polizeibehörde oder gar vom ungarischen Geheimdienst entsandt worden war, nicht für zu abwegig.

Gabriele Susanne Schlegel
    Emilia
    M it einem Ruck wurde Emilia wach. Das war ungewöhnlich. Normalerweise fand sie nur mühsam vom Träumen in den Wachzustand. Sie war ein Morgenmuffel und drückte das grausame Weckerklingeln erst fünf Mal mit der Schlaftaste weg, bis sie endlich zu sich kam. Doch heute war es anders. Von total weggetreten zu 150 % da in einer Sekunde. Genau so fühlte sie sich – weit über hundertprozentig wach!
    Dunkelheit umfing sie, das Bettlaken war ihr über das Gesicht gerutscht. Es war rau und roch nach Desinfektionsmitteln. Komisch, hatte Mama noch ein ökologischeres Waschmittel als diese Waschnüsse gefunden? Sie schob das Laken zur Seite. Das Bett war hart und schmal, das war nicht ihr Bett. Das war überhaupt kein Bett, es war ein Tisch. Trotz der Finsternis konnte sie ihre Umgebung gut sehen. Das fiel ihr aber zuerst gar nicht auf, weil etwas anderes unmittelbar ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie war nackt! Sie war nackt und lag auf einem Tisch. Als sie sich aufsetzte, rutschte das Tuch zu Boden. Sie starrte auf ihre Füße. Am linken großen Zeh hing ein Zettel. Sie war nackt, lag auf einem Tisch und hatte einen Zettel am Fuß! Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag und sämtliche Warnleuchten in ihrem Hirn gingen an: Sie war tot!
    Sie blickte sich um. Rechts neben ihr stand noch ein Tisch mit einem zugedeckten Körper. Auf der linken Seite, ein Wandbord, auf welchem etliche gruselige stählerne Werkzeuge aufgereiht waren. Sägen, große Scheren, Skalpelle.
O Gott, hatte man sie aufgeschnitten? Sie sah an sich hinunter. Nein, alles war heil. Sie fühlte sich gut. Aber sie hatte Hunger, schrecklichen, wühlenden Hunger. Wie lang sie wohl schon auf dem Tisch gelegen hatte? Tage? Unter dem Geruch von Desinfektionsmitteln und dem süßlichen Verwesungsgeruch, der in der Luft lag, roch sie noch etwas anderes. Es roch – sie wusste nicht, wonach, aber es war gut. Sie dachte, ihr würde das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber das tat es nicht. Etwas bewegte sich in ihrem Mund, etwas wuchs, aber der Hunger ließ es sie nicht richtig wahrnehmen.
    Sie glitt in einer geschmeidigen Bewegung vom Obduktionstisch. Mit leisen patschenden Geräuschen ihrer nackten Füße lief sie über den gefliesten Boden. Ganz hinten im Raum stand ein riesiger Kühlschrank. Sie öffnete die Tür. Gläser mit Innereien standen darin, eingeschweißte Tüten mit Fleisch oder so etwas, sah fast aus, wie in der Gefriertruhe daheim. Aber nur fast, dies war Menschenfleisch, menschliche Innereien. Emilia wusste es einfach.
    Ganz vorne stand eine durchsichtige Tupperbox, in welcher sich ein Brot befand, wie es aussah. Emilia machte sich keine Gedanken darüber, wie abgebrüht der Pathologe sein musste, wenn er sein Vesper zwischen Leichenteilen aufbewahrte, in ihr schrie der Hunger. Sie zog die Box aus dem

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