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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hierteis
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zu.
    Als der Glitzernebel sich legte, hatte Vanilla einen Regenmantel an. Bodenlang und schwarz mit kleinen silbernen Fröschen drauf, unter deren Köpfen sich jedoch gekreuzte Knochen befanden. Kindisch. Und komisch. Vanilla hatte doch sonst so einen ausgesuchten Geschmack. Auf dem Kopf trug sie eine Kapuze wie Matrosen bei schwerer See, dazu eine Gummihose und riesige Stiefel wie ein Fliegenfischer im Fluss.
    Kichernd hopste Vanilla die Stufe auf den Gehweg hinunter. »Eigentlich wollte ich mir einen schwarzen Mantel mit silbernen Totenköpfen zaubern«, erklärte sie. »Für Olaf. Als kleine Wiedergutmachung wegen Fräulein Müller.« Begeistert drehte sie sich hin und her wie vor einem Spiegel. »Aber sonst hat alles toll geklappt«, lobte sie sich. »Jetzt macht mir der Regen nichts mehr aus.«
    Laili sah sie voller Bewunderung an. Es war das erste Mal, dass einer von Vanillas Zaubern richtig funktioniert hatte. Vorher hatte sie sich ja eher
ver
zaubert. Doch dann wurden ihre Lippen auf einmal zu einem schmalen Strich. Überhaupt sah sie fast so verkniffen aus wie Frau Speckfett, die wie immer auf ihrem Beobachtungsposten hinter dem Vorhang stand, damit ihr nichts entging. Den entscheidenden Moment hatte die dicke Frau jedoch verpasst. Gerade als Vanilla den Regenmantel gezaubert hatte, hatte Hermännchen wie irre gekläfft und sein Frauchen am Bein gekratzt, damit es ihn auf den Arm nahm. Schließlich wollte er auch etwas mitbekommen. Verwundert starrten die beiden jetzt Vanilla an. Wo hatte das Mädchen so schnell die Regenausrüstung hergenommen?
    Draußen auf der Straße verpasste Laili dem Korb einen zornigen Tritt und stemmte die Hände in die Hüften. »Du!«, stieß sie hervor. Ihr ausgestreckter Zeigefinger pikste in die Luft.
    Drinnen kippte Frau Speckfett leise das Fenster einen Spalt breit, um zu hören, worüber die beiden stritten.
    Vanilla zog unter ihrer Kapuze unwillkürlich den Kopf ein. Was hatte sie denn jetzt wieder falsch gemacht? »Bist du böse, dass ich für dich keinen Mantel gezaubert habe? Du . . . du bist doch sowieso schon nass, dachte i . . .«
    Doch Laili ließ sie nicht ausreden. »Das ist jetzt nicht dein Ernst. Du kannst
Anziehsachen
herzau-bern? Hicks?«

    »Ja klar.« Vanilla zuckte die Schultern. »Hast du schon eine konkrete Vorstellung? Du hast ja noch drei Wünsche bei mir frei . . .«
    Laili ruderte mit den Händen in der Luft, was ihr etwas Hilfloses verlieh. »Hättest du mir das nicht ein bisschen früher sagen können?«, murmelte sie. »Ich mache mich zum Affen mit meiner beknackten Schweinchen-Unterwäsche . . .unddu . . .du . . .«Ihrfehlten die Worte.
    »Oh . . . äh . . . Du hast mich nicht gefragt, ob ich dir was zum Anziehen zaubern kann«, stammelte Vanilla. Aber sie wusste, dass sie es verbockt hatte. »Ich . . . ich hab einfach nicht daran gedacht«, gestand sie. Aber dann fiel ihr noch etwas Besseres ein. »Außerdem – hätte ich etwa vor Beates Augen zaubern und der Sumpfkuh unser großes Geheimnis verraten sollen? Hm?« Im Nu war sie wieder obenauf.
    Laili starrte sie stumm an. Dann schüttelte sie langsam den Kopf.
    »Aber wenn du willst, dann zaubere ich dir jetzt gleich die zauberhafteste Unterwäsche der Welt«, bot Vanilla großzügig an. Sie überlegte kurz. »Rosa und lila. Und mit Glitzer drauf. Oder mit Silberrüschen oder mit Goldkrönchen oder mit Totenköpfen, wenn du es cooler willst. Oder lieber romantisch? Ganz in Weiß mit feinster Spitze. Oder . . .«
    Laili winkte ab. Sie stand nicht auf weiße Spitze und auch nicht auf Krönchen. Aber es war lieb, dasssich Vanilla so viel Mühe gab. »Vergiss es«, sagte sie. »Komm, wir gehen nach Hause.«
    Im Haus ging das Fenster leise wieder zu. Frau Speckfett schüttelte ihre bananengelbe Lockenpracht. So einen Unfug musste sie sich nicht mitanhören! Sie hatte ja schon immer geahnt, dass die Nachtwehs alle nicht ganz sauber waren. Aber dass es so schlecht um das Mädchen bestellt war . . .Man konnte fast Mitleid mit der Familie haben. Jetzt erst fielen ihr wieder ihre Schlüpfer ein, die bereits zum zweiten Mal patschnass wurden. Fluchend lief sie nach draußen.

W umm!
, schlug Laili die Wohnungstür hinter sich zu. »Sind wieder daaa-aaa!«, schrie sie unnötigerweise.
    Keiner antwortete. Bernd saß an seinem Schreibtisch und kritzelte eifrig in ein Notizbuch. Mathilda war noch immer in ihrem Zimmer und führte Selbstgespräche. »Ja, ich fahr dich in meinem Wagen-Puppen ein bisschen rum. Und

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