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Vanilla High (German Edition)

Vanilla High (German Edition)

Titel: Vanilla High (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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liebe diese Insel, wenn sie auch im Sommer mit ihren Stürmen etwas ungemütlich geworden ist. Die Erde ist ein wärmerer Platz geworden, die Wärme Verderbnis für viele Gegenden. Ich kenne das Trübsal nordeuropäischer Winter nur aus Erzählungen, hab aber auch schon wenige Tage an kalten Plätzen verbracht. Das Leben kann hart und grausam sein, ungerecht, auch auf La Reunion, aber hier ist es  wenigstens ein bisschen warm und spätestens, wenn ich Wein und Ganja nehme, bin ich gerettet. Man grüßt mich im Mercure. Man kennt mich. Zielstrebig gehe ich in die Bar. Ich werde vom Barkeeper mit meinem Vornamen gegrüßt. Sein Ruf gründet sich auf seine Cocktails, aber ich bleibe bei Rotwein. Sie haben einen sehr fruchtigen Chilenen, einen Cabernet Sauvignon. Hat gute 14 Prozent, kommt aus einer Gegend Südchiles, wo zur Zeit meiner Geburt gerade mal Äpfel wuchsen. Die Landwirtschaft hat sich in Chile gen Süden verschoben. Das ging relativ problemlos. Andere Staaten hatten größere Probleme. Die Bar ist halbwegs gefüllt, meist sind es Journalisten mit Sondererlaubnis aus aller Welt. Manchmal ergibt sich ein Gespräch und vielleicht hat sich das Vorurteil gebildet, dass Memento-Journalisten zum Abend hier hin gehen. Wenn das so ist, war ich nicht ganz unbeteiligt. Der Mendoza ist schon genial. Sonst wo auf der Insel kriegt man diesen Wein nicht, aber ich decke mich hier manchmal mit ein paar Flaschen ein. Und gewisserweise ist er bezahlbar. Manchmal nehme ich auch einen aus Burgund, wo man nun im Prinzip Weine produziert, die vor meiner Zeit aus La Mancha, Spanien hätten kommen können. Ich bin Zeuge der Erderwärmung. Auch auf La Reunion wurde es wärmer. Vor allem nahm die Anzahl der Zyklone pro Saison zu und die Saison ist nun länger. Wenn wir die Technik der Tabok nutzen könnten, könnten wir zu früheren Verhältnissen zurückfinden. Wer interessiert sich für Afrika, für Südamerika? „Darf ich mich zu ihnen setzen?“ Sie spricht Englisch mit einem mir unbekanntem Akzent. Könnte osteuropäisch sein. „Ich bin Alina Magdalena, sag einfach Alina zu mir.“ Ich sage „Alina Magdalena, ich bin Arul“ - „Ich weiß, Arul Ramassamy vom Memento. Der Arul Ramassamy!“ Die Frau könnte zehn Jahre jünger sein, ist fast so groß wie ich, hat langes aschblondes Haar. Sie trägt eine schwarze Lederhose, nicht passend für die Temperaturen dieser Insel; auch nicht im August. Sie bestellt einer der Cocktails, die ich nicht kenne. „Du wunderst dich; ich kenne alle Journalisten vom Memento. Außerdem habe ich ein fotografisches Gedächtnis.“ - „Aus welchem Land kommst du, Alina Magdalena?“ - „Sag einfach Alina zu mir.“ - „Alina Magdalena klingt auch gut.“
    Sie hat ein eher blasses, größeres Gesicht und ihre Augen sind blau, etwas trüb und irgendwie ausdruckslos. „Ich komme aus der Europäischen Union, geboren bin ich in Krakau.“ Klimatechnisch gesehen müsste die Umgebung von Krakau für den Weinbau geeignet sein, wenn es dort im Sommer auch recht trocken und heiß ist. Aber die Polen hatten, soweit ich weiß, nie eine Tradition im Weinanbau. Sie hat volle Schenkel. Ich wage einen flüchtigen Blick auf ihren Schoß. „Was willst du auf dieser Insel, Alina Magdalena?“ - „Natürlich ein Interview.“ - „Du weißt, dass du kein Interview mit ihnen kriegst. Sie lassen sich praktisch auf keine Interviews mit Ausländern ein.“ Sie nimmt einen kräftigen Schluck von ihrem Cocktail. „Warum eigentlich nicht?“ - „Das kann ich dir nicht erklären.“ - „Du selbst hast schon Interviews mit ihnen geführt?“ - „Ja, ich habe schon einige Interviews mit ihnen gemacht“ - „Ich beneide dich.“ Ich verfolge, wie schnell sie ihren Cocktail austrinkt. Schnell ordert sie einen weiteren Cocktail. Was anderes, aber ich kann die eh nicht auseinanderhalten. Sie fingert nach einer Zigarette. Ich verpasse, ihr Feuer zu geben. „In der Eu darf man in Hotelbars nicht rauchen“ - „Hier ist das anders, weil sowieso jeder potenziell unsterblich ist. Da nimmt man das mit dem Rauchen nicht so genau“ - „Willst du auch eine?“ - „Nein, ich rauche lieber das“, zeige ihr mein silbernes Etui mit meinen Zigarillos. „Sie stammen sogar von dieser Insel.“ - „Was ist das?“ - „Ein Edelschokoladenkeks mit ….“ - „Mit? Hmmm, der ist bestimmt kostbar. Ich würde gerne von ihm probieren.“ - „Nein, kostbar ist er nicht, ich ernähre mich praktisch von ihnen. Das Cannabis stammt aus

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