Vaters böser Schatten
Die Vorstellung, dass Leon im Smoking die Schweine fütterte, war einfach zu viel. „Wenn das nicht nobel ist …“
Ü ber den großen Teich
Am nächsten Morgen seufzte Leon leise, als er sein Hemd betrachtete. „Okay, ich werde einfach mein Jackett anziehen. Kann uns nicht jemand abholen und mir ein Shirt mitbringen?“
Ryan, der noch im Bett lag, grinste. „Mann, Blake. Wie gut kennst du mich eigentlich, hm?“
Verwirrt hielt Leon mit dem Hemd in der Hand inne. „Warum?“
Mit einer lässigen Handbewegung deutete Ryan auf eine kleine Tasche, die in der Ecke stand. „Hat Mum gestern hier abgegeben, als wir uns gestylt haben. Glaubst du, ich fahre heute im Anzug zurück? Dein Auto steht auch draußen.“ Er legte nachdenklich den Kopf schief. „Hey, jetzt kannst du doch nackt fahren.“
„Ich liebe dich. Oh, und nein. Ich zieh mir was an.“ Nach einer schnellen Dusche schlüpfte er in Shorts, Jeans und ein Shirt. „Nichts gegen Anzüge, aber ich kam mir schon etwas verkleidet vor.“ Er holte Ryans Klamotten raus und stopfte die feinen Kleidungsstücke in die Tasche. „Deine Mum wird einen Anfall bekommen, aber das ist mir egal. Los, steh auf und zieh dich an, ich bin am Verhungern.“
Murrend rappelte sich Ryan auf. Er hatte es im Bett eigentlich ganz nett gefunden, dann fiel ihm etwas ein. „Stimmt, ich muss die Jungs knuddeln. Vor allem Julius.“
Leon musterte ihn neugierig. „Er ist … dein Vater, oder? Also, vom Gefühl her.“
Nickend trat Ryan auf die Badtür zu und drehte sich um. „War er immer … mehr, als … jeder andere.“ Ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen, dann verschwand er unter die Dusche.
Als sie eine knappe Stunde später auf den Hof fuhren, grinste Ryan.
Seine Angestellten standen geschlossen am Anbinder, also stieg er aus, ging auf sie zu und schlang seine Arme, wie ein kleiner Junge, um Julius Hüfte. „Danke …”, flüsterte er in dessen Haar.
Gerührt nahm Julius den jungen Mann in die Arme. „Du weißt, dass wir nie Kinder hatten, weil Cindy keine bekommen kann, aber … ich hätte mir immer einen Sohn wie dich gewünscht und … ein wenig habe ich ihn ja auch.“
„Nicht nur ein wenig.“ Ryan blinzelte die Tränen weg und umarmte dann jeden Einzelnen. „Ihr seid die besten Angestellten der Welt. Ganz ehrlich. Ich denke, heute Abend können wir den Grill anwerfen und machen ein schönes Barbecue. Holt eure Familien dazu.”
Strahlend wurde die Einladung von allen angenommen.
„Ryan, Leon, würdet ihr bitte ins Haus kommen?“ Maggie stand an der Tür zur Küche.
„Haben wir etwas ausgefressen?”, murmelte Leon leise.
„Hm … nicht, dass ich wüsste. Mein Zeugnis war okay.“
Gemeinsam betraten sie die Küche und hoben überrascht die Augenbrauen, als sie auch Susan, Michelle, Maggie und Taylor vorfanden.
„Mic? Haben wir doch etwas ausgefressen?“
„Ich überlege auch schon die ganze Zeit, aber ich komm nicht drauf.“
Mit unsicheren Mienen setzten sich die drei Freunde an den Küchentisch, streng gemustert von den Erwachsenen.
Die Blicke huschten hin und her. Leon knibbelte an der Tischdecke.
„Leon, lass sie heil, okay?”, sagte Eileen ernst.
„Mum? Was … was ist denn los?”, fragte Ryan leise.
Schweigen brach über die drei hinein und als Taylor mit strenger Miene fragte, ob sie sich das nicht denken könnten, schüttelten sie die Köpfe.
„Mum, nun sag schon”, bat Leon. Er bekam rote Wangen, wie immer, wenn er extrem unruhig war.
„Tut mir leid, ich kann das nicht. Mein armes Baby”, lachte Maggie auf und nahm das Gesicht ihres Sohnes in die Hände, küsste ihn liebevoll auf die Wange.
„Oh, nun hast du alles verdorben.“ Eileen holte amüsiert drei Umschläge, die auf dem Kühlschrank gelegen hatten. „Das ist unser Geschenk zum Abschluss.“
Leon knurrte leise seine Eltern an, nahm dann aber, genauso neugierig, wie Michelle und Ryan den Umschlag entgegen.
Mic war am schnellsten und keuchte laut auf. „Mum, das ist …“
„LONDON, BABY!”, schrie Leon auf und fiel seinem Vater um den Hals, da der ihm am nächsten stand.
Ryan war einfach nur sprachlos und starrte seine Mutter an.
„Ist das irre!“ Leon sprang aufgeregt durch die Küche, riss Michelle gleich mit, doch sein Freund rührte sich nicht. Einzig eine kleine Träne lief ihm über die Wange.
„Ryan, geht es dir gut?”, fragte Maggie verunsichert.
Sofort hielten auch ihr Sohn und die Blondine inne und musterten so wie alle
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