Vaters böser Schatten
„Wer ist er denn?“, fragte er seinen Cousin.
„Oh … das ist mein Freund Leon.“
„Hi!“ Leon hob die Hand und grinste.
„Hast du Tante Leni und Onkel Jon auch mitgebracht?“
„Meine Mum ist unten. Deinen Onkel Jon kannst du in der Pfeife rauchen, den gibt’s nicht mehr!“, antwortete Ryan, der sich mit Leon auf eine kleine Couch gesetzt hatte.
„Wie jetzt? Hat deine Mum den endlich rausgeschmissen?“
„Eigentlich war es mein Sohn!“, sagte Eileen, die an der Tür aufgetaucht war.
„Tante Leni!“ Dylan schoss auf sie zu und zog sie in eine stürmische Umarmung.
„Oh, sieh sie dir an, Leni. Was haben wir für zwei unglaublich attraktive Jungs!“, seufzte Claire.
Ryan und Dylan wurden rot und grinsten.
„So, dann lasst mich mal überlegen. Ihr bleibt bis morgen, nicht wahr?“
Bevor Ryan antworten konnte, nickte Leon heftig. „Ich will heute in kein Auto mehr steigen.“
„Wir bleiben“, antwortete Ryan belustigt.
„Schön, dann schlaft ihr hier nebenan im Gästezimmer. Einer im Bett und der andere auf der Luftmatratze. Müsst ihr euch selbst aus …“
„Tante Claire, ich unterbreche dich gleich mal“, warf Ryan ein. „Wir brauchen keine Luftmatratze.“
„Das Bett ist aber nicht sehr breit.“
„Macht nichts, wir kuscheln uns schon aneinander“, sagte Leon.
Claire wirkte ziemlich verwirrt, doch als Ryan Leons Hand in seine nahm und ihm einen kleinen Kuss gab, begriff sie. Langsam drehte sie sich zu ihrer Schwester um. „Das ist ein Witz, oder?“
„Nein, leider nicht!“, seufzte Eileen.
„Was soll denn das heißen?“, fragte Ryan gleich. „Leider?“
„Naja, ich muss schließlich auf Enkelkinder verzichten! Dylan, nun liegt es an dir, die Linie weiter zu führen!“
„Ähm … nee!“
Ryan runzelte die Stirn.
„Von meinem Sohn ist nichts zu erwarten, es sei denn sein Freund und er adoptieren ein Kind!“
Eileens Blick huschte zwischen ihrer Schwester und ihrem Neffen hin und her. „Er ist schwul?“
Ryan fing an zu lachen, und Leon grinste Dylan frech an. „Da wird dein Cousin gleich noch interessanter, Schatz!“
Ryan warf ihm einen kurzen Blick zu und musterte dann Dylan von oben bis unten. „Kann ich nicht beurteilen.“
„Da liegen sie brach, unsere guten Gene! Es ist ein Jammer! Haben wir etwas falsch gemacht, Claire?“
„Mum, du hast nichts falsch gemacht“, grinste Ryan.
„Nun gut. Dylan, zieh dich an, das Mittagessen ist gleich fertig.“
Die Mütter verließen das Zimmer, und Dylan ließ sich auf sein Bett sinken. Sein Blick glitt kurz über Leons Körper, dann lächelte er. „Seit wann bist du schwul?“, fragte er Ryan.
„Keine Ahnung. Ich glaube, ich war’s schon immer. Und du?“
„Auch. Ich bin davon überzeugt, dass man entweder schwul oder hetero geboren wird.“
„Oder bi!“
Ryan und Dylan sahen Leon an.
„Komm, Ryan, du kannst mir nicht erzählen, dass die Nacht mit Michelle nicht gut war!“
„Michelle … der Name sagt mir was!“
„Ja, meine beste Freundin. Du hast ihr immer mächtig hinterher gegafft, wenn du in Mountain Creek warst.“
„Oh … so eine kleine Blonde!“
„Genau.“
Dylan nickte und lachte dann. „Ich glaube, die war damals total scharf auf dich!“
„Ist sie heute noch“, gab Ryan amüsiert zurück. „Okay, wir lassen dich mal allein, damit du fertig wirst - ich hab Hunger!“
„Klar. Mann, ist das ein Überfall, am frühen Morgen. Ach, sagt mal, habt ihr Lust, heute Abend ein wenig auf die Piste zu gehen?“
Ryan und Leon sahen sich kurz an und nickten dann eifrig.
„Fein, ich ruf Jamie an.“
„Wer ist Jamie?“, fragte Ryan anzüglich.
„Mein Freund. Er heißt eigentlich James, aber so nennt ihn keiner. Er wird euch gefallen“, zwinkerte Dylan, und Leon schloss die Tür.
Aus dem Auto holten sie die Taschen, dann trafen sich alle im Esszimmer.
Ryan hatte endlich die Gelegenheit, Onkel Dave zu begrüßen, der ihn fröhlich in den Arm nahm und auf die Schulter klopfte.
„Auch wenn es nicht unbedingt die beste Methode war, so bin ich dennoch sehr stolz auf dich. Jon war ein Arschloch!“
„Dave!“ Claire sah ihn vorwurfsvoll an.
„Was ist? War er es etwa nicht?“
„Doch, aber achte bitte auf deinen Ton wegen der Kinder!“
Ryan, Leon und Dylan warfen sich erstaunte Blicke zu. „Kinder?“, fragten sie, wie aus einem Munde.
„Hey, Mum, Arschloch ist total out! Sag doch kein Mensch mehr”, meinte Dylan.
„Stimmt. Bei uns wird noch der klassische
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