Vaters böser Schatten
widersprach Eileen.
Ryan lehnte sich aufs Autodach. „Hast du am Wochenende ein Date?“, fragte er frech.
„Ryan, also bitte!“
„Hast du, oder hast du nicht?“
„Nein, aber …“
„Kein aber. Mum, vertrau mir einfach, okay?“
Kopfschüttelnd stieg Eileen schließlich ins Auto, während Ryan zu den Jungs sah, kurz winkte und sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
Nachdem alle angeschnallt waren, fuhr Leon los. Er war nervös. So lange war er noch nie gefahren und dementsprechend aufmerksam war er auch.
Die Stunden strichen dahin. Eileen hatte irgendwann die Fragerei aufgegeben und war eingeschlafen, Ryan hatte den Kopf zurückgelegt, die Augen geschlossen und seinen Arm auf die Lehne des Fahrersitzes gelegt, wo seine Finger nun zärtlich Leons Nacken streichelten.
Leon selbst sang leise die Lieder im Radio mit, richtete sich nach dem Navigator und fuhr um kurz vor Zehn auf den Parkplatz des Motels, in dem er bereits zwei Zimmer gebucht hatte. „Ich bin todmüde!“, seufzte er.
„Kannst gleich schlafen, mein Schatz“, erwiderte Ryan und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
„Ich geh rein und hol die Schlüssel. Wecke du deine Mum auf.“
Leon verließ das Auto und Ryan beugte sich nach hinten.
„Mum?“ Sanft berührte er ihre Schulter. „Aufwachen!“
„Sind wir endlich da?“
„Naja, so mehr oder weniger. Das ist ein Motel, wo wir die Nacht verbringen. Morgen früh fahren wir weiter. Na komm.“
Beide stiegen aus und streckten sich.
„Ich möchte wirklich wissen, was das alles zu bedeuten hat.“
Ryan lächelte sie liebevoll an und warf Leon einen Blick zu, der gähnend auf sie zukam.
„Das ist dein Schlüssel, Eileen. Zimmer 13. Wir sind nebenan, in Zimmer 12.“
Die Jungs holten die Taschen aus dem Auto und brachten sie auf die Zimmer, bevor sie sich in dem kleinen Restaurant trafen, wo sie nur einen kurzen Imbiss zu sich nahmen, da Leon nichts weiter wollte als schlafen. Und so war es auch.
Eine halbe Stunde später lag er in Ryans Armen, lächelte zufrieden und setzte kleine Küsse auf dessen Oberkörper, dann schlief er ein, während Ryan sich durch die TV-Kanäle zappte und bei einem alten Schwarz-Weiß-Western hängen blieb.
Er hatte die Arme fest um seinen Freund geschlungen und driftete mit seinen Gedanken weit ab. Zu seinem früheren Leben, zu seinem Vater, zu dem Angriff; Ryan sah auf den Fernseher, schaute aber eigentlich mitten durch. Seine Hand wanderte in Leons Nacken und streichelte ihn sanft, während ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte. Warum war es nicht immer so gewesen? Warum musste er durch die Hölle gehen, um den Weg zum Himmel zu finden? Jahrelang schien ihm das Glück den Rücken zuzukehren und nun sprang es ihn beinahe an. Es war schon unglaublich, wie viel sich verändert hatte. Er setzte einen zärtlichen Kuss auf Leons Stirn.
Der seufzte kurz, lächelte ein wenig und kuschelte sich dichter an den warmen Körper, der ihn so liebevoll festhielt.
„Ich liebe dich, Leon …“, flüsterte Ryan, schaltete den Fernseher aus und schloss die Augen.
„Ich liebe dich auch …“, gab sein Freund leise zurück.
Ryan lächelte, kuschelte sich dichter an ihn und ließ seine Lippen über Leons gleiten, bis sie zu einem sanften Kuss verschmolzen, dann schliefen sie endgültig ein.
„Möchte mir jetzt vielleicht mal jemand sagen, wohin wir fahren?“, fragte Eileen am nächsten Morgen beim Frühstück.
„Lass mich nachdenken …“, grübelte Ryan, „nein, wollen wir nicht. Mum, verdirb uns nicht die Überraschung.“
Leon beugte sich zu seinem Freund hinüber. „Ich geh schnell die Zimmer für Sonntag buchen“, flüsterte er ihm zu.
„Okay.“
Ryan und Eileen kauften in dem kleinen Shop Kaffee und Sandwiches zum mitnehmen und gingen zum Auto.
„Na los, kann weitergehen.“
Ryan und Leon waren so ausgelassen, dass sie die Lieder im Radio laut mitsangen, während Eileen nur amüsiert lächelte.
„Oh warte …“, stieß sie plötzlich hervor.
„Was ist?“, fragte Ryan scheinheilig. Sie waren nur noch eine Stunde von Miami entfernt und gerade an einem Wegweiser vorbei gefahren.
„Halt sofort an!“, rief Eileen.
Leon warf einen Blick in den Rückspiegel.
„Mum, beruhige dich“, grinste Ryan.
„Hör auf so dämlich zu lachen, Ryan McCoy! Leon, halt sofort an!“
„Eileen, wir sind auf dem Highway, ich kann hier nicht anhalten!“, sagte Leon und warf seinem Freund einen irritierten Blick zu.
„Mum, ich habe gestern mit
Weitere Kostenlose Bücher