Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
Schäden am Bauwerk und massiven Erdrutschen zu rechnen.“
Es hat nun den Anschein, als würde die politische Diskussion um dieses seit seiner Errichtung umstrittene Industriegebiet durch den verheerenden Erdrutsch neu belebt werden. Bauer wirft den beiden großen Parteien vor, in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten in Umweltfragen nichts dazugelernt zu haben.
Mysteriöser Leichenfund
Die Hilfskräfte, die am Montagmorgen als Erste am Ort des Geschehens eintrafen, machten dort eine Entdeckung, mit der nicht zu rechnen war. In den Geröllmassen fanden sie einen menschlichen Schädel sowie zahlreiche Knochen. Die Polizei wollte offiziell noch keine Stellungnahme zu dem Leichenfund abgeben. Mit ersten Ergebnissen der rechtsmedizinischen Untersuchungen ist erfahrungsgemäß in einigen Tagen zu rechnen.
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Nina war es an diesem Abend besonders schwer gefallen, ihren zehnjährigen Sohn zu Bett zu bringen. Nachdem sie es endlich geschafft hatte, kam sie ziemlich erschöpft zurück ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen. Velten kam gerade mit einem Chardonnay und zwei Gläsern aus der Küche.
„Man sollte Weihnachten abschaffen“, stöhnte sie müde. „Für Lukas gibt es kein anderes Thema mehr.“
Er schenkte ihr einen Wein ein. Dann trat er hinter sie und massierte ihre Schultern. „Will er immer noch unbedingt einen Hund?“
„Mmmhh.“
Er wusste nicht, ob das die Antwort auf seine Frage war oder ob sie einfach nur seine Massage genoss. „Warum tust du ihm nicht den Gefallen?“
„Lukas ist zehn und außerdem tagsüber in der Schule. Wer soll denn mit dem Hund Gassi gehen und ihn beschäftigen?“
„Deine Eltern. Sie haben beide Zeit, verfügen über einen großen Garten und wohnen um die Ecke. Das ist doch perfekt.“
„Du hast ja recht. Ich werde morgen mit ihnen darüber reden.“
Velten hatte Nina Jost im Sommer kennengelernt, als sie als Beraterin zum Kurier kam. Sie war von der Verlagsleitung damit beauftragt worden, die Zeitung beim Aufbau eines tragfähigen Online-Konzeptes zu unterstützen. Aus dem beruflichen Verhältnis war schnell Zuneigung und schließlich eine Beziehung geworden. Er hatte sein Glück kaum fassen können, als Nina ihren Job bei dem Beratungsunternehmen an den Nagel hängte und zum Kurier wechselte. Sie war mit ihrem Sohn aus ihrer geschiedenen Ehe in eine geräumige Wohnung in einem ruhigen Vorort Waldenthals gezogen, nur etwa zehn Autominuten von Veltens Apartment entfernt. Ihre Eltern kümmerten sich hingebungsvoll um Lukas und ermöglichten Nina so, wovon viele alleinerziehende Frauen nur träumen können: berufstätig zu sein, ohne sich als schlechte Mutter zu fühlen.
„Ich weiß auch nicht, warum ich mich gegen die Idee so sperre. Vielleicht, weil meine Eltern schon so viel für Lukas und mich tun.“ Sie sah zu ihm auf und legte ihre Hände auf seine: „Max, wenn du irgendwann einmal bei der Zeitung aufhörst, kannst du sofort als Masseur anfangen.“
„Eines meiner vielen Talente neben meiner vielbeneideten Schreibe.“
„Stimmt, aber deine journalistischen Begabungen liegen eindeutig im Offline-Bereich. Online ist dir Katja Marcks haushoch überlegen. Hast du gesehen, was sie heute in den Sozialen Netzwerken gepostet hat?“
Velten musste zugeben, dass ihm das wie üblich entgangen war. Er war alles andere als ein Internet jünger. Sein privates Notebook verwendete er eigentlich nur als bessere Schreibmaschine oder um im Netz nach Ersatzteilen für seinen sechzig Jahre alten Benz zu suchen, der zur Zeit in einer Garage überwinterte. Seinen dienstlichen Rechner nutzte er lediglich zum Verfassen seiner Artikel oder für schnelle Recherchen. Ein besonders trauriges Kapitel war sein Umgang mit seinem Smartphone, das über eine Unzahl von Funktionen verfügte, von denen er aber nur zwei wirklich nutzte: telefonieren und SMS versenden. Außerdem hatte er die lästige Angewohnheit, das Ding ständig irgendwo zu vergessen.
Nina nahm ihr Mobiltelefon vom Tisch, rief die Kurier -Seite in einem der Sozialen Netzwerke auf und hielt das Handy hoch, damit Velten das Display sehen konnte. Katja hatte am Morgen eine Reihe von Fotos geschossen und hochgeladen. Die meisten zeigten nichts Besonderes: den Erdrutsch, wartende Menschen vor der Polizeiabsperrung, Streifenwagen. Eine Aufnahme, die offenbar einer der Umstehenden geschossen hatte, zeigte ihr Gesicht unter der Kapuze ihres triefnassen Anoraks. Zu jedem Schnappschuss gab es etliche
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