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Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)

Titel: Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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gemacht. Lag vermutlich am Regen. Wenn das Fundament unterspült wird, gibt es für die Mauer kein Halten mehr.“ Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch: „Dann gibt es einen großen Knall, und alles fällt in sich zusammen.“
    „War die Konstruktion tatsächlich stabil genug?“
    „Natürlich, aber am Ende des Tages erreicht jedes Bauwerk irgendwann einmal die Grenze seiner Belastbarkeit. Wenn dann noch der Regen dazukommt, ist Feierabend.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über dem Bauch: „Ich kann nur sagen, dass damals mehrere Gutachten ergeben haben, dass die Wand angemessen geplant war. Sie hatte sogar noch Reserven.“
    Katja legte ihm die Expertise vor, die vor zwanzig Jahren im Auftrag der Öko-Partei angefertigt worden war: „Dieses Ingenieurbüro kam damals zu einer völlig anderen Einschätzung. In dem Schriftstück ist die Rede davon, dass die Hangsicherung auf Dauer nicht ausreichend sein könnte.“
    Leonhard lachte: „Fräulein Marcks, wenn Sie einmal so lange in dem Geschäft sind wie Ihr Kollege hier, werden Sie lernen, dass politische Parteien unschlagbar darin sind, Experten aufzustöbern, die genau das schreiben, was von ihnen erwartet wird.“ Er sah Velten um Zustimmung heischend an, doch der reagierte nicht.
    „Sie halten das hier also für ein Gefälligkeitsgutachten?“, hakte Katja ungerührt nach.
    „Den Teufel werde ich tun. Ich habe keine Lust, von diesem Ingenieurbüro verklagt zu werden.“
    „Als das neue Industriegebiet geplant wurde, hielten es viele Fachleute für völlig überdimensioniert. Wie denken Sie darüber?“
    „Ist nicht meine Aufgabe, mir über so etwas Gedanken zu machen. Es gab eine Ausschreibung der Stadt mit genau festgelegten Leistungen, die zu erbringen waren. L&S BAU hat ein Angebot eingereicht und den Zuschlag bekommen.“
    „Wie bei auffallend vielen anderen Bauprojekten auch.“
    Leonhard beugte sich leicht nach vorne: „Seien Sie vorsichtig mit Ihren Andeutungen, Fräulein Marcks. Und gehen Sie davon aus, dass ich Ihren Artikel gemeinsam mit meinen Anwälten sehr aufmerksam studieren werde.“
    „Wir freuen uns über jeden Leser“, konterte sie trocken. „Was werden Sie tun, wenn sich herausstellen sollte, dass Baumängel der Grund für den Einsturz der Mauer waren?“
    „Es gibt keine Baumängel. Wir liefern solide Arbeit ab.“
    „Halten Sie es für denkbar, dass weitere Teile Ihrer Hangsicherung nachgeben werden?“
    Leonhard trommelte sichtlich genervt mit den Fingern auf die Tischplatte. „Solange der Druck der Erdmassen die vom Auftraggeber vorgegebene Belastbarkeitsgrenze nicht übersteigt und wenn keine außergewöhnlichen Ereignisse eintreten, kann ich das ausschließen.“
    Katja versuchte noch weitere fünf Minuten, den Bauunternehmer in die Enge zu treiben, doch er wich ihr immer wieder aus. „Ich habe nur noch eine Frage“, sagte sie schließlich. „In den Trümmern Ihrer Stützmauer wurde ein Skelett gefunden. Können Sie mir, rein technisch natürlich, erklären, wie die Leiche dorthin gelangt sein könnte?“
    „Rein technisch würde ich sagen, dass in der Nähe der Mauer allem Anschein nach jemand verstorben ist.“
    „Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Leonhard.“
    „Freut mich, wenn ich helfen konnte. Und wenn Sie einen Tipp von mir wollen: Halten Sie sich an Ihren Kollegen. Sie können noch eine Menge von ihm lernen.“ Und an Velten gewandt: „Stimmt doch, oder? Übrigens waren die Anzeigentanten des Morgenkurier gestern wegen eines Inserats in der Immobilienbeilage bei mir. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir eine ganze Seite buchen werden.“
    „Danke, das richte ich den Kolleginnen gerne aus“, antwortete Velten freundlich.
    Der Unternehmer brachte die beiden zum Ausgang. Velten deutete auf ein Foto, das hinter der Rezeption an der Wand hing und die aktuellen Bauarbeiten am Schlossplatz zeigte: „Wie kommen Sie voran mit Waldenthals guter Stube?“
    Er winkte ab: „Hören Sie bloß auf! Der Untergrund ist viel problematischer, als die Stadt es mir beschrieben hat. Wir stoßen ständig auf Stahlbeton aus dem Zweiten Weltkrieg und alle möglichen Munitionsreste. Wir hinken dem Zeitplan jetzt schon drei Wochen hinterher.“
    Er verabschiede sich und verschwand in einer Seitentür.
    Als sie vor der Tür standen, brach es aus Katja heraus: „So ein ... So ein ...!“
    Er grinste. Es kam nicht oft vor, dass ihr die Worte fehlten. „Nur die Ruhe, Fräulein Marcks. In unserem Job muss

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