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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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ohne diesen weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Die Nacht verhüllte die Hirngespinste mittelmäßiger Künstler. Im Side Walk Café brachten Außenseiter die Welt wieder in Ordnung, indem sie an Joints zogen. Aber die Welt hatte nichts zu befürchten, sie konnte sich weiterdrehen, wie sie wollte.
    Auf der Melrose Avenue waren die Schaufenster der schicken Boutiquen und der angesagten Läden mit gedämpftem Licht beleuchtet, sie beherbergten sündhaft teure Klamotten mit Etiketten internationaler Marken, Parfüm mit französischen Namen, glitzernde Uhren, aufwendigen Schmuck. Die Türen waren durch Eisengitter, Alarmanlagen und Wachhunde geschützt. Die Vergnügungen der Reichen werden keinem Risiko ausgesetzt.
    In Bel Air ruhten sich die Mogule von zu langen Tagen aus, die sie dazu verwandt hatten, Kunst und Geschäftzu vermengen und lieber Verträge auszuhandeln, als das heilige Feuer der Pioniere am Brennen zu halten. Laszive Schauspielerinnen angelten sich eine Rolle in den Armen verständnisvoller Produzenten. Private Wachmannschaften patrouillierten auf den breiten Avenuen, alles war in Ordnung.
    Niemand hatte Angst vor dem Erdbeben, das alle Experten voraussagten. Ebenso wenig vor den Unruhen, die ein einziger Funke würde auslösen können. Los Angeles tauchte in die Nacht ein.
    Laura lag an meiner Seite, ohne Schlaf zu finden. Im Halbdunkel sagte sie: »Ich würde Jack gern wiedersehen. Warum lädst du ihn nicht mal ein?«

 
    Ich versuchte zunächst, Zeit zu gewinnen. Gab vor, nichts gehört zu haben. Gab vor, es vergessen zu haben. Führte an, dass ich keinen regelmäßigen Kontakt mit Jack habe. Äußerte die Furcht, diese neue Einladung könne ihm lästig erscheinen. Erklärte, er sei sicher sehr beschäftigt. Mit jeder neuen Idee verlor ich an Boden. Und Laura ließ nicht locker. Bis ich unruhig wurde und mich fragte: Hegt sie etwa einen Verdacht? Ihre Hartnäckigkeit hatte wirklich etwas Beunruhigendes. Man behauptet, Frauen hätten ungewöhnliche Fähigkeiten, unverständliche Eingebungen, und ich war nahe daran, diesen Schwachsinn zu glauben.
     
    Jedenfalls ist es ihr gelungen, mich zu überraschen. Eines Nachmittags rief mich Jack im Büro an. Er hatte gerade einen Anruf von Laura erhalten, sie hatte ihn für morgen zum Dinner eingeladen, er war so verblüfft gewesen, dass es ihm nicht gelungen war, sich aus der Affäre zu ziehen oder höflich abzulehnen, er hatte bedauerlicherweise zugesagt, er wollte mir dies vorsorglich mitteilen. Seine gestammelten Entschuldigungen haben mir ein Lächeln abgenötigt. Wenn er vor mir gestanden wäre, hätte ich ihn an mich gedrückt, wie man es mit Kindern macht, die man bei einem Fehler ertappt, auf dessen Bestrafung man verzichtet.
     
    Abends, als ich nach Hause kam und offiziell davon in Kenntnis gesetzt wurde, habe ich die Komödie des Überraschten und Verärgerten gespielt. Dieses unvorhergesehene Dinner käme mir ungelegen. Ich brauchte Ruhe, brauchte Erholung, und da lud man mir einen Gast auf. Ich habe vermieden, es zu übertreiben, denn ich konnte ohnehin nichts daran ändern. Laura hat mir einen vorwitzigen Kuss auf die Lippen gedrückt, um mich zu besänftigen und mich vollends zu überreden. Dieser Kuss hatte einen Vorgeschmack von Selbstmord.
     
    Ich hatte Vertrauen in unser doppeltes Spiel, war mir aber im Klaren darüber, dass es ein Spiel mit dem Feuer war. Es genügte so wenig, um sich zu verraten, um, wenn nicht entlarvt, so doch zumindest verdächtigt zu werden. Außerdem hatte das Zusammentreffen des Ehemanns, der Frau und des Liebhabers etwas Groteskes. Ich fühlte mich nicht für das Vaudeville geschaffen.
     
    Jack, da bin ich mir sicher, hatte einen Hang zur Perversität. Diese komische Situation amüsierte ihn, selbst wenn er es niemals zugegeben hätte. Seine Bosheit war unschuldig, bar jedes Zynismus. Aber auch hierin zeigte sich das Kind. Bestimmt hatte er, als er ganz klein war, in den Ebenen von Wyoming Zündhölzer über Heuhaufen gehalten und gewettet, dass sie ausgehen würden, ehe sie ihr Ziel erreichten.
     
    Ich hätte mich eigentlich während des Essens sehr unwohl fühlen müssen. Aber von dem Moment an, als Jack da war, sind alle meine Bedenken verflogen, und das war offensichtlich unvernünftig. Denn wenn wir nicht auf derHut waren, liefen wir Gefahr, entdeckt zu werden. Aber manchmal entgleiten uns die Dinge. Manchmal schließt man die Augen, um nicht zu sehen, wie die Katastrophen näherrücken.
     
    Wir haben an

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