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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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verstehe mich richtig: Ich bedauere nicht, dass wir uns begegnet sind, ganz im Gegenteil. Was ich sagen will, ist: Wir waren darauf programmiert, uns nicht zu begegnen. Unsere Welten waren ohne Schnittstellen. Alles trennte uns. Alles hielt uns auf Distanz. Nur ein verrückter Unfall war imstande, uns zusammenzubringen. Der gewaltsame Tod von Billy Greenfield ist ein verdammter Unfall gewesen.
     
    Wir sind zusammengestoßen wie zwei in voller Geschwindigkeit auf demselben Gleis aufeinander zurasende Züge. Ja, wir sind zusammengeprallt. Die Wucht war spektakulär. Sie konnte nur tödlich sein. Das Problem ist, dass ich überlebt habe.
     
    Unsere Liebe hatte kaum begonnen. Ja, kaum begonnen. Alles ist uns zu schnell entzogen worden. Wir hatten noch so viel vor uns. Ein ganzes Leben vielleicht. Eine vollkommene Liebe, warum war das zu Ende?
    Ich versuche zu lernen, ohne ihn zu leben. Jeden Tag versuche ich es. Ich schwöre Ihnen, dass ich es versuche. Es gelingt mir nicht.

 
    Von dem, was nach seinem Selbstmord passiert ist, habe ich nur noch eine schwache Erinnerung zurückbehalten. Vor allem ist das labile Gleichgewicht meiner Existenz im Lauf dieser Septembertage zusammengebrochen.
    Laura hat mich wissen lassen, dass ich ihr nie mehr unter die Augen kommen solle, sie hat ihren Entschluss im Bruchteil einer Sekunde gefasst, sie brauchte nicht lange zu überlegen, ich verdenke es ihr nicht, an ihrer Stelle hätte ich es genauso gemacht, sie hat mich weggejagt, ohne die Stimme zu erheben, mit etwas Trauer vielleicht und einem Gefühl der Verbitterung. Sie ist mit dem ungeborenen Kind gegangen, das ich nie gesehen habe.
    Meine Vorgesetzten waren bereit, eine exemplarische Strafe gegen mich zu verhängen, und ich war bereit, sie zu akzeptieren, ich war sogar bereit, ins Gefängnis zu gehen, das war eine gerechte Bestrafung, ich hatte einen Mörder geschützt, ich war sein Komplize geworden, aber McGill hat es verstanden, alle davon zu überzeugen, dass ein Skandal in niemandes Interesse liegen könne. Die Polizei von Los Angeles litt ohnehin unter einem üblen Ansehen, warum sollte man dies noch mehr trüben, wo man die Affäre doch vertuschen konnte? Mein Name wurde also schlicht und einfach aus den Notizen gestrichen. Ich war Jack Bell nie begegnet, dieser war folglich allein gewesen, als er sich, erdrückt von Gewissensbissen, in einem Hotelzimmer dasLeben nahm, alle haben die alberne Version geschluckt, das war nicht besonders schwer, mein Fall interessierte niemanden, der gefallene Star, der in seinem Blut badete, zog die ganze Aufmerksamkeit, das ganze Scheinwerferlicht auf sich.
    Ich glaube, in Wirklichkeit hat McGill vor allem aus Freundschaft gehandelt, das mögliche Aufsehen war ihm völlig egal, aber er wollte nicht, dass ich zur Beute würde, wollte keine Meute an meinen Rockschößen, dieser Gedanke tat ihm weh. Eingedenk der gemeinsam verbrachten Jahre, die nicht schlecht gewesen waren, hat er mich vor Niedertracht und Gewalttätigkeit bewahrt.
    Außerdem glaube ich, dass er, selbst wenn wir nicht die Gelegenheit gehabt haben, darüber zu reden, weil ich ihn nicht mehr gesehen habe, der Einzige war, der verstanden hat, was sich zwischen Jack und mir abgespielt hat, die Reinheit, die Raserei der Geschichte.
    Er empfand nicht den Ekel, den die Handvoll derer, die ins Vertrauen gezogen worden waren, zeigten. Und er dachte bestimmt, dass ich deren Verachtung nicht verdiente.
    Man verlangte, dass ich meine Marke zurückgebe und mich ruhig verhalte. Der Blick desjenigen, der mich entlassen hat, zeigte eine unvergessliche Verachtung.
    Man riet mir, die Stadt zu verlassen, und das habe ich getan. Im Frühjahr bin ich heimlich zurückgekommen, weil mir das Fernsein keine Ruhe gebracht hatte. Mir ist klar geworden, dass ich mit meinen Gedanken immer hier war. Das Einzige, was mich an die Welt bindet, befindet sich hier.
    Ich lebe nun in einer möblierten Wohnung auf dem Slauson Boulevard. Ich verhalte mich so, dass nicht übermich geredet wird und dass ich keiner der Personen aus meinem alten Leben über den Weg laufe. Es gelingt mir sehr gut, Los Angeles ist so weitläufig.
    Die Zeitungen habe ich in der Zeit nicht gelesen, aber ich wusste, dass Jacks Foto darin prangte und immer wieder reproduziert wurde und dass der Bericht der Affäre ganze Seiten einnahm. Und dann hat Saddam sie wieder gefüllt, und ein Orkan hat dutzendweise Opfer gefordert, gute Amerikaner sind ums Leben gekommen, und Jack ist von der

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