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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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wenn sie in der Nacht untertauchen, und da wandte er den Blick vom Pazifik langsam ab, er sah mich an, und in seinen Augen lag so viel Elend und so viel Liebe, es war beinahe unerträglich.
     
    Man hätte meinen können, er suche, sich zu entschuldigen, er bitte um Entschuldigung für diesen vorhersehbaren Ausgang, er hätte gewollt, dass es mit uns länger dauere, dass es für immer dauere, und nun sei es schon fast zu Ende, weil er eine Dummheit begangen habe, für die er nun bezahlen müsse, und ich versuchte, ihm zu erklären, dasswir uns ohne diese Dummheit niemals getroffen hätten. Ein Mann war tot, und zwei andere waren gegeneinandergeschleudert worden, es war ein unerwarteter und heftiger Zusammenstoß, er hatte ein Wunder hervorgebracht. Der Mann war nicht umsonst gestorben.
     
    Aber alle Erklärungen der Welt hätten nichts gegen seinen Kummer vermocht. Alle Rechtfertigungen wogen nicht, angesichts des Gefühls der Vergeudung. Und vor allem wären sie ohne jeden Nutzen für die Überwindung der bevorstehenden Trennung gewesen. Jack war untröstlich über das herannahende Unheil. Ich murmelte: »Ich nehme das ganze Leid, das kommt, hin, weil ich das ganze Glück gehabt habe.« Sein Blick wurde feucht, und sein Mund zeigte ein schwaches Lächeln. Ich habe einen Kuss auf dieses Lächeln gedrückt.
     
    Ich glaube, in diesem Moment hat Jack beschlossen zu sterben.

 
    Die Polizei hat zwei Tage gebraucht, um uns zu finden. Zwei Tage, die wir in dem Zimmer zubrachten, ohne es auch nur einmal zu verlassen, ohne daran zu denken, eine Flucht zu organisieren. Dabei gab es einen denkbaren Ausweg: den Versuch, Mexiko unerkannt zu erreichen, die Grenze heimlich zu überschreiten, um der Verfolgung zu entkommen, in der Hoffnung, unsere Freiheit im Exil zu erlangen. Ja, das war möglich. Riskant, unsicher, aber möglich. Es war keine lange Strecke, nur wenige Dutzend Meilen, das Schwierigste wäre, sich nicht an der Grenzstation fassen zu lassen, aber man konnte auf die Müdigkeit der Zollbeamten bauen, auf ihre mangelnde Wachsamkeit. Ohne es auszusprechen, ahnte ich, dass unsere Fahndungsfotos zweifellos bereits in Umlauf gebracht worden waren   – McGill war ein guter Polizist   –, aber die Landesgrenzen haben manchmal undichte Stellen, und das Glück konnte uns gewogen sein. Aber als ich diese Möglichkeit andeutete, tat Jack sie mit einer Handbewegung ab. Diese spontane, unnachgiebige, kategorische Weigerung hat mich aus der Fassung gebracht. Ich hatte noch nicht begriffen, dass er sich entschieden hatte, Schluss zu machen.
    Um seiner strikten Ablehnung zu begegnen, erklärte ich, dass es uns in keiner Weise weiterhelfe, wenn wir uns in einem Motel versteckten, dass man uns dort zwangsläufigentdecken würde, dass wir mit diesem Fluchtversuch eine zwar minimale, aber nicht zu unterschätzende Chance hätten. Ich war mir völlig im Klaren, wie riskant eine solche Flucht sein würde, aber ich wollte sie wagen, weil ich mich nicht damit abfinden wollte, dass uns nur eine kurze Zeit blieb, weil ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen konnte, Jack zu verlieren, weil mir alles einer verhängnisvollen Haft vorzuziehen zu sein schien. Ich erinnere mich sogar, gemurmelt zu haben, dass eine Flucht etwas Romantisches habe   – jedes Argument war gut   –, aber Jack hat, ohne mir zu antworten, nur gelächelt. Er fand, die Romantik bestehe darin, den Tod zu erwarten, vielleicht sogar, ihm zuvorzukommen.
     
    In Wirklichkeit liebte er die Vorstellung, dass unser Abenteuer in einem Hotelzimmer in dem Motel in Monterey begonnen hatte und dass es in einem Hotelzimmer in der Nähe von Venice Beach endete. Oder vielmehr: Diese Idee war in dem Zustand der Verwirrung und Verzweiflung, in dem er sich befand, wie ein Ankerplatz, ein sicherer Ort und ein Balsam.
    Von einem Schwall unausgesprochener Angst ergriffen, begann ich den absolut tragischen Charakter unserer Lage zu erkennen, und ich schaffte es nicht, mir diese Idee der Rückkehr an unseren Ausgangspunkt als logischen Epilog zu eigen zu machen. Unsere Geschichte war ohne Logik, im Guten wie im Schlechten.
    Eines stand fest, wir waren Schiffbrüchige, die sich an ein schwimmendes Stück Holz klammerten, an das Gerippe eines zerschellten und untergehenden Bootes, und die, in feindlichen Gewässern hin und her geworfen, nicht einmal mehr auf Rettung hoffen konnten, weil diejenigen,die kommen würden, um uns zu suchen, unsere Köpfe unter Wasser drücken würden.
     
    Was

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