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Venus 01 - Piraten der Venus

Venus 01 - Piraten der Venus

Titel: Venus 01 - Piraten der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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brauchte etwa vier Minuten, um den Mond hinter mir zu rückzulassen; wie nahe ich ihm dabei kam, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte sich die Mondanziehung auf meinen Kurs ausge wirkt, und nur die große Geschwindigkeit hatte mich seinem Zu griff entzogen. Jetzt raste ich in die Leere des Alls hinaus – aber wohin?
    Der nächstgelegene Stern, Alpha Centauri, ist fast einundfünf zig Millionen Millionen Kilometer entfernt – in Ziffern 51.000.000.000.000 Kilometer. Aber nach kosmischen Maßstäben ist das nur eine winzige Entfernung, und außerdem war die Wahr scheinlichkeit, daß ich ausgerechnet Alpha Centauri ansteuern würde, überaus gering. Im übrigen hatte ich Nahrungsmittel und Wasser nur für den Zeitraum eines Jahres an Bord, und in dieser Zeit konnte mein Torpedo bestenfalls fünfhundert Millionen Ki lometer zurücklegen. Es konnte mir also praktisch gleichgültig sein, welche Richtung ich einschlug, da ich in jedem Fall verloren war.
    In den nächsten vierundzwanzig Stunden verlief der Kurs des Torpedos fast parallel zur Mondbahn um die Erde. Die Mondanziehung hatte mich nicht nur aus der berechneten Bahn geworfen, jetzt schien mich die Erde selbst wieder in ihren Griff bekommen zu haben und mich auf eine ewige Kreisbahn zu verbannen.
    Der nächste Monat war der schlimmste meines Lebens. Angesichts der unbeschreiblichen kosmischen Kräfte, mit denen ich es zu tun hatte, erscheint es sinnlos, mein Leben überhaupt zu er wähnen – aber ich hatte nur dieses eine Leben, und je größer die Wahrscheinlichkeit wurde, daß es bald zu Ende war, desto mehr klammerte ich mich daran fest.
    Am zweiten Tag wurde es mir klar, daß ich dem Zugriff der Erde entronnen war, wobei mir diese Entdeckung allerdings wenig Freude machte. Meine Pläne waren völlig durcheinander, der Mars war außer Reichweite, und ich wäre schon froh gewesen, wenn ich zur Erde hätte zurückkehren können, denn eine neue entsetzliche Gefahr erhob das Haupt vor mir. Ich drohte in die Sonne zu stür zen! Mein Schicksal schien besiegelt – ich raste auf den giganti schen Feuerball zu.
    Die Tage schleppten sich dahin – oder ich sollte vielleicht sagen: die lange Nacht. Es gab keine Tage, und nur der Ablauf der Stun den, die ich getreulich zählte, erinnerte mich an die Zeit. Ich las viel, verzichtete aber auf Eintragungen in das Logbuch. Was hatte das auch für einen Sinn, wenn das Schiff doch bald in die Sonne stürzte und von der Hitze vernichtet wurde? Ich widmete mich verstärkt der Küche und probierte verschiedene Rezepte aus. Damit verging die Zeit; außerdem schmeckte mir, was ich kochte.
    Am dreizehnten Tag stellte ich gerade einige Beobachtungen an, als ich einen gewaltigen, leuchtenden Halbmond rechts von mei nem Kurs erblickte; ich muß jedoch gestehen, daß mich Entdeckungen irgendwelcher Art in meinem Zustand wenig interessier ten. In sechzig Tagen war ich tot. Die zunehmende Sonnenhitze würde mich schon bald verbrennen. Das Ende war nicht mehr fern.
     
    3
    Ich bildete mir ein, daß ein solches Erlebnis erhebliche psycholo gische Nebenwirkungen haben müßte, und obwohl man sie we der wiegen noch messen konnte, war ich mir tiefgreifender inne rer Veränderungen bewußt. Dreißig Tage lang raste ich nun schon durch das All, und am Ende meiner Reise erwartete mich die totale Vernichtung; nicht ein einziges Molekül meines Körpers würde übrigbleiben. Allerdings hatte die unendliche Einsamkeit meine Sinne in gewisser Weise abgestumpft.
    Selbst die Erkenntnis, daß der leuchtende Halbmond zu meiner Rechten die Venus war, hatte mich nicht mehr aus meiner Apathie reißen können. Es bedeutete mir nichts, der Venus näher zu sein, als jemals ein Mensch vor mir gewesen war. Auch wenn ich Gott geschaut hätte, wäre ich gleichgültig geblieben.
    Dennoch begann ich einige Berechnungen anzustellen – weniger, weil ich besonders daran interessiert war, sondern um mir die Zeit zu vertreiben. Auf diese Weise stellte ich fest, daß ich im Au genblick noch etwa eine Million dreihundertundachtzigtausend Ki lometer von der Venus-Umlaufbahn entfernt war und sie in etwa vierundzwanzig Stunden erreichen würde. Meine genaue Entfer nung zum Planeten konnte ich nicht feststellen. Ich wußte nur, daß er riesig vor mir aufragte und mir sehr nahe erschien – relativ ge sehen. Die Erde war bereits fünfunddreißig Millionen Kilometer entfernt, die Sonne etwa hundertundzehntausend Millionen Kilo meter, und aus zwei oder drei Millionen Kilometern

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