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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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werde noch wahnsinnig!«
    Sie zuckte verächtlich mit der Unterlippe und sah mich mit halbgeschlossenen Lidern spöttisch an.
    »Gib mir die Peitsche.«
    Ich blickte im Zimmer umher.
    »Nein«, rief sie, »bleib nur knien!« Sie schritt zum Kamine, nahm die Peitsche vom Sims und ließ sie, mich mit einem Lächeln betrachtend, durch die Luft pfeifen, dann schürzte sie den Ärmel ihrer Pelzjacke langsam auf.
    »Wunderbares Weib!« rief ich.
    »Schweig, Sklave!« sie blickte plötzlich finster, ja wild und hieb mich mit der Peitsche; im nächsten Augenblicke schlang sie jedoch den Arm zärtlich um meinen Nacken und bückte sich mitleidig zu mir. »Habe ich dir weh getan?« fragte sie halb verschämt, halb ängstlich.
    »Nein!« entgegnete ich, »und wenn es wäre, mir sind Schmerzen, die du mir bereitest, ein Genuß. Peitsche mich nur, wenn es dir ein Vergnügen macht.«
    »Aber es macht mir kein Vergnügen.«
    Wieder ergriff mich jene seltsame Trunkenheit.
    »Peitsche mich«, bat ich, »peitsche mich ohne Erbarmen.«
    Wanda schwang die Peitsche und traf mich zweimal. »Hast du jetzt genug?«
    »Nein.«
    »Im Ernste, nein?«
    »Peitsche mich, ich bitte dich, es ist mir ein Genuß.«
    »Ja, weil du gut weißt, daß es nicht Ernst ist«, erwiderte sie, »daß ich nicht das Herz habe, dir weh zu tun. Mir widerstrebt das ganze rohe Spiel. Wäre ich wirklich das Weib, das seinen Sklaven peitscht, du würdest dich entsetzen.«
    »Nein, Wanda«, sprach ich, »ich liebe dich mehr als mich selbst, ich bin dir hingegeben auf Tod und Leben, du kannst im Ernste mit mir anfangen, was dir beliebt, ja, was dir nur dein Übermut eingibt.«
    »Severin!«
    »Tritt mich mit Füßen!« rief ich und warf mich, das Antlitz zur Erde, vor ihr nieder.
    »Ich hasse alles, was Komödie ist«, sprach Wanda ungeduldig.
    »Nun, so mißhandle mich im Ernste.«
    Eine unheimliche Pause.
    »Severin, ich warne dich noch ein letztes Mal«, begann Wanda.
    »Wenn du mich liebst, so sei grausam gegen mich«, flehte ich, das Auge zu ihr erhoben.
    »Wenn ich dich liebe« wiederholte Wanda. »Nun gut!« sie trat zurück und betrachtete mich mit einem finsteren Lächeln. »So sei denn mein Sklave und fühle, was es heißt, in die Hände eines Weibes gegeben zu sein.« Und in demselben Augenblicke gab sie mir einen Fußtritt.
    »Nun, wie behagt dir das, Sklave?«
    Dann schwang sie die Peitsche.
    »Richte dich auf!«
    Ich wollte mich erheben. »Nicht so«, gebot sie, »auf die Knie.«
    Ich gehorchte und sie begann mich zu peitschen.
    Die Hiebe fielen rasch und kräftig auf meinen Rücken, meine Arme, ein jeder schnitt in mein Fleisch und brannte hier fort, aber die Schmerzen entzückten mich, denn sie kamen ja von ihr, die ich anbetete, für die ich jede Stunde bereit war, mein Leben zu lassen.
    Jetzt hielt sie inne. »Ich fange an, Vergnügen daran zu finden«, sprach sie, »für heute ist es genug, aber mich ergreift eine teuflische Neugier, zu sehen, wie weit deine Kraft reicht, eine grausame Lust, dich unter meiner Peitsche beben, sich krümmen zu sehen und endlich dein Stöhnen, dein Jammern zu hören und so fort, bis du um Gnade bittest und ich ohne Erbarmen fortpeitsche, bis dir die Sinne schwinden. Du hast gefährliche Elemente in meiner Natur geweckt. Nun aber steh' auf.«
    Ich ergriff ihre Hand, um sie an meine Lippen zu drücken.
    »Welche Frechheit.«
    Sie stieß mich mit dem Fuße von sich.
    »Aus meinen Augen, Sklave!«
     
    Nachdem ich die Nacht wie im Fieber in wirren Träumen gelegen, bin ich erwacht. Es dämmerte kaum.
    Was ist wahr von dem, was in meiner Erinnerung schwebt? Was habe ich erlebt und was nur geträumt? Gepeitscht bin ich worden, das ist gewiß, ich fühle noch jeden einzelnen Hieb, ich kann die roten, brennenden Streifen an meinem Leib zählen. Und sie hat mich gepeitscht. Ja, jetzt weiß ich alles.
    Meine Phantasie ist Wahrheit geworden. Wie ist mir? Hat mich die Wirklichkeit meines Traumes enttäuscht?
    Nein, ich bin nur etwas müde, aber ihre Grausamkeit erfüllt mich mit Entzücken. Oh! wie ich sie liebe, sie anbete! Ach! dies alles drückt nicht im entferntesten aus, was ich für sie empfinde, wie ich mich ganz ihr hingegeben fühle. Welche Seligkeit, ihr Sklave zu sein.
     
    Sie ruft mich vom Balkon. Ich eile die Treppe hinauf. Da steht sie auf der Schwelle und bietet mir freundlich die Hand. »Ich schäme mich«, sagte sie, während ich sie umschlinge und sie den Kopf an meiner Brust birgt.
    »Wie?«
    »Suchen Sie die

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