Venus im Pelz
kann es noch nicht glauben, nicht fassen, daß dieses Weib mein ist, ganz mein.
»In einem Punkte hat sie doch recht«, begann Wanda, ohne sich zu regen, ohne nur die Augen zu öffnen, wie im Schlaf.
»Wer?«
Sie schwieg.
»Deine Freundin?«
Sie nickte. »Ja, sie hat recht, du bist kein Mann, du bist ein Phantast, ein reizender Anbeter, und wärst gewiß ein unbezahlbarer Sklave, aber als Gatten kann ich dich mir nicht denken.«
Ich erschrak.
»Was hast du? du zitterst?«
»Ich bebe bei dem Gedanken, wie leicht ich dich verlieren kann«, erwiderte ich.
»Nun, bist du deshalb jetzt weniger glücklich?« entgegnete sie, »raubt es dir etwas von deinen Freuden, daß ich vor dir anderen gehört habe, daß mich andere nach dir besitzen werden, und würdest du weniger genießen, wenn ein anderer mit dir zugleich glücklich wäre?«
»Wanda!«
»Siehst du«, fuhr sie fort, »das wäre ein Ausweg. Du willst mich nie verlieren, mir bist du lieb und sagst mir geistig so zu, daß ich immer mit dir leben möchte, wenn ich neben dir –«
»Welch ein Gedanke!« schrie ich auf, »ich empfinde eine Art Grauen vor dir.«
»Und liebst du mich weniger?«
»Im Gegenteil.«
Wanda hatte sich auf ihren linken Arm aufgerichtet. »Ich glaube«, sprach sie, »daß man, um einen Mann für immer zu fesseln, ihm vor allem nicht treu sein darf. Welche brave Frau ist je so angebetet worden, wie eine Hetäre?«
»In der Tat liegt in der Treulosigkeit eines geliebten Weibes ein schmerzhafter Reiz, die höchste Wollust.«
»Auch für dich,« fragte Wanda rasch.
»Auch für mich.«
»Wenn ich dir also dies Vergnügen mache?« rief Wanda spöttisch.
»So werde ich entsetzlich leiden, dich aber um so mehr anbeten«, entgegnete ich, »nur dürftest du mich nie betrügen, sondern müßtest die dämonische Größe haben, mir zu sagen: ich werde dich allein lieben, aber jeden glücklich machen, der mir gefällt.«
Wanda schüttelte den Kopf. »Mir widerstrebt der Betrug, ich bin ehrlich, aber welcher Mann erliegt nicht unter der Wucht der Wahrheit. Wenn ich dir sagen würde: dies sinnlich heitere Leben, dies Heidentum ist mein Ideal, würdest du die Kraft haben, es zu ertragen?«
»Gewiß. Ich will alles von dir ertragen, nur dich nicht verlieren. Ich fühle ja, wie wenig ich dir eigentlich bin.«
»Aber Severin –«
»Es ist doch so«, sprach ich, »und eben deshalb –«
»Deshalb möchtest du –« sie lächelte schelmisch – »hab' ich es erraten?«
»Dein Sklave sein!« rief ich, »dein willenloses, unbeschränktes Eigentum, mit dem du nach Belieben schalten kannst, und das dir daher nie zur Last werden kann. Ich möchte, während du das Leben in vollen Zügen schlürfst, in üppigem Luxus gebettet das heitere Glück, die Liebe des Olymps genießest, dir dienen, dir die Schuhe an- und ausziehen.«
»Eigentlich hast du nicht so unrecht«, erwiderte Wanda, »denn nur als mein Sklave könntest du es ertragen, daß ich andere liebe, und dann, die Freiheit des Genusses der antiken Welt ist nicht denkbar ohne Sklaverei. Oh! es muß ein Gefühl von Gottähnlichkeit geben, wenn man Menschen vor sich knien, zittern sieht. Ich will Sklaven haben, hörst du, Severin?«
»Bin ich nicht dein Sklave?«
»Hör' mich also«, sprach Wanda aufgeregt, meine Hand fassend, »ich will dein sein, solange ich dich liebe.
»Einen Monat?«
»Vielleicht auch zwei.«
»Und dann?«
»Dann bist du mein Sklave.«
»Und du?«
»Ich? was fragst du noch? ich bin eine Göttin und steige manchmal leise, ganz leise und heimlich aus meinem Olymp zu dir herab.«
»Aber was ist dies alles«, sprach Wanda, den Kopf in beide Hände gestützt, den Blick in die Weite verloren, »eine goldene Phantasie, welche nie wahr werden kann.« Eine unheimliche, brütende Schwermut war über ihr ganzes Wesen ausgegossen; so hatte ich sie noch nie gesehen.
»Und warum unausführbar?« begann ich.
»Weil es bei uns keine Sklaverei gibt.«
»So gehen wir in ein Land, wo sie noch besteht, in den Orient, in die Türkei«, sagte ich lebhaft.
»Du wolltest – Severin – im Ernste«, entgegnete Wanda. Ihre Augen brannten.
»Ja, ich will im Ernste dein Sklave sein«, fuhr ich fort, »ich will, daß deine Gewalt über mich durch das Gesetz geheiligt, daß mein Leben in deiner Hand ist, nichts auf dieser Welt mich vor dir schützen oder retten kann. Oh! welche Wollust, wenn ich mich ganz nur von deiner Willkür, deiner Laune, einem Winke deines Fingers abhängig fühle.
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