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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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blöde bin ich nicht. Dir macht doch was zu schaffen – und irgendwas sagt mir, dass es kein Bürokram ist.«
    »Ich darf nicht darüber reden.« Elena legte drei Münzen auf die Theke, griff nach der Papiertüte mit den süßen Fladen und verstaute sie in ihrer Stofftasche.
    Steven zog kritisch die Augenbrauen hoch. »Pass auf dich auf, Süße. Wäre schade um dich.«
    Elena sah ihn ernst an. »Ein ehrliches Danke, Steven. Du bist ein feiner Kerl.«
    Elena betrat das triste Fabrikgebäude. Der einst rote Backsteinbau war schmutzig grau und aus dem Inneren stampften und zischten die riesigen Maschinen, die der Energiegewinnung dienten. Ein Teil des Stroms wurde tief in die Eingeweide des Gebäudes geleitet, der andere versorgte die Stadt. Elena begrüßte Jack, den halbblinden Roboter, der seinen Metallkopf so schief hielt, dass er beinahe auf der linken Schulter auflag.
    »Wenn das nicht die entzückende Miss Winterstone ist«, begrüßte sie der Maschinenmann als sie nahe genug war, um erkannt zu werden.
    »Wenn das nicht mein alter Kumpel Jack ist«, erwiderte Elena, wie jeden Morgen, und reichte ihm ihre Stechkarte. Jack schob sie sich in den Mund, es machte »Pling« und ein weiteres Loch gesellte sich zu den übrigen auf der Karte.
    Elena ließ den Eingangsbereich hinter sich und betrat die Halle. Die Luft wurde schlagartig schwül und die von den zahlreichen Maschinen erzeugten Dampfschwaden erschwerten das Atmen. Elena steuerte die rückwärtige Wand an. Die Tür dort diente lediglich der Tarnung und verbarg die Fahrgastkabine dahinter. Elena legte den Hebel zum Tiefgeschoss um. Gehorsam rumpelte der Aufzug seinem Ziel entgegen. Unten angekommen wurde sie bereits erwartet.
    »Da bist du ja endlich«, maulte Clara, ihre Assistentin und riss missbilligend die hervorquellenden Augen auf, die durch die dicken Brillengläser noch größer wirkten.
    »Entschuldige, ich habe verschlafen«, log Elena.
    »Es sind drei Neue reingekommen, die du dir zuerst ansehen sollst.«
    »Sagt wer?«
    »Der Boss.«
    Elena verdrehte die Augen und folgte Clara ins Labor. Während sie lief, zog sie sich ihren Kittel über, die Henkel der Stofftasche zwischen die Zähne geklemmt. Hier unten im Labortrakt glich das Stampfen der Maschinen einem steten Herzschlag. Elena liebte es, denn es gab ihr das Gefühl, in einem lebendigen Organismus zu arbeiten. Als weniger angenehm empfand sie den dumpfenFäulnisgeruch, der sich mit dem Duft der süßen Fladen aus ihrer Tasche vermischte. Sie beugte sich über den ersten Toten. Er lag auf dem Bauch. Aus seinem Rücken ragten scharfe Metallsplitter, gelbliche Flüssigkeit tropfte aus der Wunde. Schwarze Adern überzogen seinen gesamten Rücken. Die Hände waren zu Klauen gekrümmt, das Gesicht verzerrt.
    Clara reichte ihr das hölzerne Klemmbrett, auf dem die Begleitpapiere befestigt waren. Elena begann zu lesen und seufzte.
    »Er hat sich die Flügel ausgerissen und ist mit dem Kopf voran gegen die Wand gerannt?«
    Clara nickte.
    Wieder einer, den sie überschätzt hatten.

    Die Minuten dehnten sich zu einer Ewigkeit. Sophia stand nackt vor Marcellus. Der Windzug, der zum Fenster herein strich, ließ sie frösteln. Marcellus umkreiste sie wie ein hungriger Wolf, beäugte jeden Zoll ihrer Haut, roch sogar an ihr. Er fasste sie jedoch nicht an. Es kam Sophia vor, als suche er etwas. Und sie konnte nur raten was. Im Gegensatz zu den meisten Menschen, die sie kannte, trug sie kein Hautbild. Es lag nicht daran, dass sie sich keine hübsche Rose oder zarte Ranke für das Fußgelenk gewünscht hätte. Aber die Tätowierer in ihrem Viertel stachen mit Vorliebe Segelschiffe oder Seeungeheuer in derbe Haut und meist waren sie dabei betrunken.
    Sophia schützte sich vor der Kälte, indem sie die Arme vor ihren Brüsten kreuzte.
    »Wer hat dir erlaubt, dich zu bedecken?«, herrschte Marcellus sie an.
    Er strich mit den Fingerspitzen über Sophias Haut. Sie zitterte unter seiner Berührung.
    »Madame Hazard beweist Geschmack.« Marcellus blieb vor ihr stehen, trat dann einen Schritt zurück und stützte das Kinn in seine Handfläche. Sophia kam er wie ein Bildhauer vor, der seine Skulptur musterte. War sie das, sein Kunstwerk?
    »Gehen wir baden«, schlug er vor. Zum ersten Mal klang er wohlwollend.
    Sophia sehnte sich mit einem Mal nach der Wärme eines Bades, nach der sanften Berührung heißen Wassers. Sie nickte dankbar und ging Marcellus voran in das Badezimmer.
    Die Wanne war in den Boden eingelassen

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