Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
Vom Netzwerk:
einen Termin in Reutlingen«, sagt er. »Da gibt’s einen Biohof, den wollte ich mir anschauen.« Biohof. Ja, is‘ klar, gibt’s ja nur einen in ganz Deutschland.
    »Und da stehst du einfach mal so bei mir auf der Matte und meinst, ich fall vor Freude hintenüber?«
    »Na ja, so ähnlich, irgendwie …« Als er das gesagt hat, mit diesem schiefen Grinsen, da war auf einmal das Inselgefühl wieder da. Ich kann ja auch nichts dafür. Er hat was, irgendwas, dieser Hühnermann. Na, langer Rede ganz kurzer Sinn: Ich hab meinen letzten Putztermin bei Madame geschwänzt (sie hat gekeift am Telefon, aber das war mir egal), bin mit Henrik zum Biohof gefahren und ansonsten … jaaaaa: wir haben Federn gerupft. Bettfedern. Na und? Jetzt guck nicht so, Gerda, manchmal brauch ich eben einen Hahn.
    Was ich allerdings nicht brauchen kann, ist ein Hahnenkampf. Samstag früh steigt Henrik beim ersten Hahnenkrähen aus den Federn und verschwindet im Bad. Ich dreh mich noch mal um, schlummere wieder ein und genieße. Da schellt es an der Tür.
    »Ich mach schon!«, ruft Henrik, und ehe ich was sagen kann, hör ich … Frank.
    »Wer sind Sie?«, schnauzt er.
    »Und Sie?«, kläfft Henrik zurück.
    »Ich wohne hier«, pampt Frank.
    »Hier?«, sagt Henrik lahm.
    Mein Herz setzt einen Moment aus, da gibt Frank zu, dass er zwar im selben Haus, aber nicht in der gleichen Wohnung lebt wie ich.
    »Ich wollte Sue was bringen«, motzt Frank.
    »Das kann ich ihr auch geben«, sagt Henrik.
    »Na dann«, macht Frank. Poltert nach oben und das ganze Haus wackelt, als er seine Wohnungstür zuschlägt. Dann kommt Henrik in mein Schlafzimmer. In der Hand eine Familienpackung Bepanthen, seine nassen Haare stehen in alle Richtungen ab, und außer einem Handtuch hat er nichts an.
    »Da war so ein Typ«, sagt er und wirft mir die Creme zu.
    »Hab’s gehört«, sag ich. Und dann sag ich nichts mehr, weil Henrik sich vom Handtuch befreit.
    Heute ist er in aller Frühe in den Zug gestiegen. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Die Wohnung riecht noch nach ihm, und das ist schön. Andererseits bin ich gerne wieder allein und Dunja hat bestimmt nichts dagegen, wenn sie wieder in meinem Bettchen schlafen darf. Und Frank sicher auch nicht.
    Und jetzt zu Madame Josefa: Reg Dich doch nicht auf, Gerda. Sie ist eine erwachsene Frau, und wenn sie nach Timbuktu fahren will, dann lass sie doch. Henrik wusste auch nichts weiter und hat leider auch nicht gefragt (Männer!), aber sie wird schon wieder auftauchen.
    Hast Du sie angerufen? Sag mal!
    Ich geh jetzt los, zu Madame. Werde mir meinen Anschiss wegen Freitag abholen. Ich wette, die kürzt meinen Lohn.
    Liebe Grüße von Sue
    P.S.: Eben bimmelte der Postbote. Sag mal, was sind denn das für Körnchen in dem Päckchen von Dir? Wahrsageknollen oder was? Soll ich die rösten, unter die Matratze legen oder was ist das?
    P.P.S.: Du fährst Moped? Wäre ein Hexenbesen nicht passender?
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Gesendet: Mittwoch, 19. September, 18:10 Uhr
    Betreff: Rattenkacke und ?-Samen
    Nein, nicht wirklich, Sue,
    mit Henrik? Und Frank blaffte? Wer meckert, ist zutiefst unsicher. Deshalb seine gescheitelten Krawatten. Ist schon klar.
    Also, meine Liebe, Wahrsageknollen sehen anders aus. Ganz anders. Das sind doch Körnchen, die ich Dir geschickt habe. Und – nun, bist Du jetzt drauf gekommen? Es ist zwar in der Jahreszeit schon etwas arg spät, aber Du hast einen Balkon. Du hast Blumentöpfe. Einen Kübel. Du hast Erde. Wasser hast Du auch. Also. Das sind – tja, Du wirst eines Tages schon drauf kommen! Klar, ist es jetzt im September zu spät dafür. Eigentlich. Aber üben kannst Du! Versuch es trotzdem jetzt im Frühherbst, auch wenn jede Gärtnerin Dir einen Vogel zeigen würde. Wenn die niedlichen Pflänzchen zur Auspflanzung soweit sind, (und immer schön mit Wasser und Nährstoffen wegen der kleinen Wurzelballen versorgen) hol sie raus – Du hast doch große Fenster und schau, was daraus wird. Solange es draußen noch deutlich über 5° C warm ist, kannst Du die Pflänzchen zwischendurch zum Abhärten ins Freie bringen. Aber immer schön beobachten. Ist doch einmal etwas anderes als Deine gerontologischen Rätselhefte. Ein Tipp von Frau zu Frau: Vielleicht hat der Henrik auch Spaß daran (an den Pflanzen). Wo er doch vom Hühnerhof kommt. Wenn er denn wiederkommt. Wenn Du ihn selig gemacht hast. Als wenn es nur in Reutlingen einen Biohof gäbe. Aber den Spruch find ich

Weitere Kostenlose Bücher