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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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als er die Bücher wiedererkannte. Drei Romane von Astrid Lindgren: Wir Kinder von Bullerbü, Kalle Blomkvist und Rasmus und Pippi Langstrumpf . Das oberste Fach enthielt ein Buch über Kurzwellenradio, zwei Bände über Astronomie, ein Vogelbuch, ein Buch mit dem Titel Das Reich des Bösen , das von der Sowjetunion handelte; je eines über den finnischen Winterkrieg und Luthers Katechismus, ein Gesangbuch und eine Bibel.
    Mikael schlug die Bibel auf und las auf der Innenseite des Buchdeckels: Harriet Vanger, 12. 5. 1963 . Harriets Konfirmationsbibel. Bedrückt stellte er das Buch zurück.
     
    Direkt hinter der Hütte befand sich ein kombinierter Holzund Geräteschuppen mit Sense, Harke, Hammer und einem Karton mit unsortierten Nägeln, Hobel, Säge und anderem Werkzeug. Das Plumpsklo lag zwanzig Meter tief im Wald. Mikael stöberte eine Weile herum und ging danach wieder zum Häuschen zurück. Er holte sich einen Stuhl, setzte sich auf die Veranda und goss sich Kaffee aus der Thermoskanne ein. Er zündete sich eine Zigarette an und blickte durch einen Vorhang aus Buschwerk auf die Hedestads-Bucht hinaus.
    Gottfrieds Häuschen war wesentlich anspruchsloser, als er erwartet hätte. Hierher hatte sich Harriets und Martins Vater also zurückgezogen, als die Ehe mit Isabella Ende der fünfziger Jahre allmählich in die Brüche ging. Hier hatte er gewohnt und gesoffen. Und da unten, irgendwo beim Bootssteg, war er ertrunken.
    Das Leben in der Hütte war im Sommer vermutlich recht angenehm gewesen, aber sobald die Temperatur auf null Grad sank, musste es hier eiskalt und erbärmlich sein. Wie er von Henrik wusste, hatte Gottfried seinen Job im Vanger-Konzern bis 1964 weiter ausgeübt - abgesehen von den Phasen, in denen er ohne Hemmungen soff. Dass er es geschafft hatte, mehr oder weniger dauerhaft in diesem Häuschen zu leben und gleichzeitig frisch rasiert, gewaschen und mit Schlips und Jackett in der Arbeit aufzutauchen, zeugte trotz allem von einer gewissen persönlichen Disziplin.
    Aber an diesem Ort hatte sich auch Harriet Vanger so oft aufgehalten, dass man, als sie verschwand, hier nach ihr suchte. Henrik hatte berichtet, dass Harriet während des letzten Jahres oft zum Häuschen gegangen war, wahrscheinlich um am Wochenende oder an schulfreien Tagen ihre Ruhe zu haben. In ihrem letzten Sommer hatte sie hier drei Monate lang gewohnt, obwohl sie jeden Tag in die Stadt kam. Hier hatte sie auch ihre Freundin Anita Vanger, Cecilias Schwester, sechs Wochen zu Besuch gehabt.
    Was hatte sie hier draußen in der Einsamkeit gemacht? Die Groschenromane und die Kitty -Bücher sprachen eine deutliche Sprache. Vielleicht hatte der Skizzenblock ihr gehört. Aber auch ihre Bibel war hier.
    Wollte sie in der Nähe ihres ertrunkenen Vaters sein - eine Trauerphase, die sie durchstehen musste? War die Erklärung so einfach? Oder hatte es mit ihren religiösen Grübeleien zu tun? Das Häuschen war karg und asketisch - hatte sie sich vorgestellt, in einem Kloster zu leben?
     
    Mikael ging das Ufer entlang Richtung Südosten, aber das Gebiet war so voller Felsspalten und Wacholdergestrüpp, dass er kaum vorankam. Er ging wieder zur Hütte und noch ein Stück zurück auf dem Weg Richtung Hedeby. Laut Karte sollte ein Pfad durch den Wald zur sogenannten Befestigung führen; er brauchte zwanzig Minuten, bevor er den überwucherten Weg fand. Die Befestigung war eine Hinterlassenschaft der Truppen, die hier im Zweiten Weltkrieg die Küste verteidigt hatten: mehrere Betonbunker mit einem Schützenwall, und in der Mitte ein Kommandogebäude. Alles war von Dickicht überwuchert.
    Mikael ging den Pfad bis zu einem Bootshaus hinunter, das auf einer Lichtung am Meer stand. Dort fand er die Überreste eines Pettersson-Bootes. Er ging zur Befestigung zurück und wählte einen anderen Pfad, bis er an einen Zaun stieß: Er war von hinten an den Östergården gelangt.
    Er folgte dem verschlungenen Pfad durch den Wald, teilweise parallel zu einem Acker des Östergården. Es gab ein paar sumpfige Stellen, an denen er sich vorbeischlängeln musste. Schließlich kam er an ein Moor mit einer Scheune. Soweit er sehen konnte, endete der Pfad hier, aber er war nur hundert Meter vom Weg zum Östergården entfernt.
    Auf der anderen Seite des Weges lag der Söderberg, der in einer fast senkrechten Klippe am Wasser endete. Mikael folgte dem Hügel zurück Richtung Hedestad. Oberhalb der Siedlung blieb er stehen und genoss den Ausblick vom alten Fischerhafen

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