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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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an.«
    »Nimmt ihr das jemand ab?«
    »Es gibt immer Menschen, die bereit sind, bösen Zungen zu glauben.«
    »Ich versuche herauszufinden, was mit ihrer Tochter geschehen ist - und sie hasst mich dafür. Wenn es hier um meine Tochter ginge, hätte ich wohl etwas anders reagiert.«
     
    Gegen zwei Uhr nachmittags klingelte Mikaels Handy.
    »Hallo, mein Name ist Conny Torsson, ich bin vom Hedestads-Kuriren . Hätten Sie Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten? Wir haben einen Tipp bekommen, dass Sie hier in Hedeby wohnen.«
    »Nicht gerade brandheiß der Tipp. Ich wohne hier schon seit Neujahr.«
    »Das wusste ich nicht. Was machen Sie in Hedestad?«
    »Schreiben. Ich mache eine Art Sabbatjahr.«
    »Woran arbeiten Sie?«
    »Sorry. Das erfahren Sie erst, wenn ich es veröffentliche.«
    »Sie sind ja gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden …«
    »Ja?«
    »Wie denken Sie über Journalisten, die Material fälschen?«
    »Journalisten, die Material fälschen, sind Idioten.«
    »Sie meinen also, Sie sind ein Idiot?«
    »Warum sollte ich? Ich habe niemals Material gefälscht.«
    »Aber Sie sind wegen Verleumdung verurteilt worden.«
    »Und?«
    Der Reporter Conny Torsson zögerte so lange, dass Mikael ihm auf die Sprünge helfen musste.
    »Ich bin für Verleumdung verurteilt worden, nicht für die Fälschung von Material.«
    »Aber Sie haben das Material veröffentlicht.«
    »Wenn Sie angerufen haben, um das Urteil mit mir zu diskutieren, dann kann ich leider keinen Kommentar abgeben.«
    »Ich würde gerne zu Ihnen rauskommen und ein Interview mit Ihnen machen.«
    »Tut mir leid, aber ich habe zu diesem Thema nichts zu sagen.«
    »Sie wollen den Prozess also nicht diskutieren.«
    »Das haben Sie richtig verstanden«, antwortete Mikael und beendete das Gespräch. Er dachte eine ganze Weile nach, bevor er sich wieder an seinen Computer setzte.
    Lisbeth Salander folgte der Wegbeschreibung: Sie steuerte ihre Kawasaki über die Brücke auf die Hedeby-Insel und hielt beim ersten kleinen Häuschen auf der linken Seite. Ihrer Meinung nach war sie hier am Ende der Welt. Aber solange ihr Auftraggeber sie bezahlte, war sie auch bereit, zum Nordpol zu fahren. Außerdem war es schön gewesen, auf der langen Fahrt über die E4 so richtig Gas zu geben. Sie stellte ihre Maschine ab und löste die Gepäckriemen, mit denen ihre Tasche mit den nötigen Utensilien für eine Übernachtung befestigt war.
    Mikael machte die Tür auf und winkte ihr zu. Er kam heraus und inspizierte ihr Motorrad mit aufrichtigem Staunen.
    »Klasse Maschine!«
    Lisbeth Salander sagte nichts, beobachtete ihn aber wachsam, als er an Lenker und Gashebel herumfummelte. Sie mochte es gar nicht, wenn jemand etwas anfasste, was ihr gehörte. Dann sah sie sein kindlich-jungenhaftes Lächeln und war fast wieder versöhnt. Die meisten Motorradfans rümpften für gewöhnlich die Nase über ihre leichte Maschine.
    »Ich hatte auch eine, als ich neunzehn war«, sagte er und wandte sich zu ihr. »Danke für Ihren Besuch. Kommen Sie rein, ich zeige Ihnen alles.«
    Mikael hatte sich von Nilssons gegenüber ein Feldbett ausgeliehen und es im Arbeitszimmer aufgestellt. Lisbeth Salander machte einen misstrauischen Rundgang durch das Gästehaus, schien sich aber zu entspannen, als sie keine direkten Anzeichen für irgendwelche Hinterhalte entdecken konnte. Mikael zeigte ihr das Badezimmer.
    »Falls Sie sich duschen und frisch machen wollen.«
    »Ich muss mich umziehen. In der Lederkluft will ich nicht unbedingt rumlaufen.«
    »Nur zu - ich mache uns inzwischen was zu essen.«
    Mikeal bereitete Lammkoteletts in Rotweinsauce zu und deckte den Tisch auf der Terrasse in der Abendsonne, während Lisbeth duschte und sich umzog. Sie kam barfuß mit einem schwarzen Top und einem kurzen, abgetragenen Jeansrock hinaus. Das Essen roch gut, und sie verdrückte zwei große Portionen. Heimlich musterte Mikael das faszinierende Tattoo auf ihrem Rücken.
     
    »Fünf plus drei«, sagte Lisbeth Salander. »Fünf Fälle von Harriets Liste und drei Fälle, die meiner Meinung nach auch auf dieser Liste hätten stehen müssen.«
    »Erzählen Sie.«
    »Ich habe erst elf Tage daran gearbeitet und noch nicht alle Untersuchungsberichte ausgraben können. In manchen Fällen ist der Polizeibericht ins Landesarchiv gewandert, in anderen wird er immer noch auf dem Polizeirevier verwahrt. Ich habe drei Tagesausflüge zu verschiedenen Polizeirevieren unternommen, die restlichen habe ich nicht mehr geschafft.

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