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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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und es wird angenommen, dass sie Opfer eines Mörders wurde. Ich will Ihnen zeigen, was passiert ist.«
    Mikael holte sein iBook hervor und erklärte zunächst die Zusammenhänge. Dann spielte er die Bilderserie ab, auf der man sehen konnte, wie sich Harriets Gesichtsausdruck veränderte.
    »Als ich diese alten Bilder durchging, habe ich Sie entdeckt. Sie stehen mit einer Kamera in der Hand hinter Harriet, und es sieht so aus, als würden Sie gerade das fotografieren, was Harriets Reaktion ausgelöst haben könnte. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich Sie fragen wollte, ob Sie vielleicht noch Fotos von diesem Tag besitzen.«
    Mikael war darauf gefasst, dass Mildred Berggren ablehnen oder erklären würde, die Fotos nie entwickelt oder weggeworfen zu haben. Stattdessen sah sie Mikael mit ihren hellblauen Augen an und meinte, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit auf Erden, dass sie alle ihre alten Urlaubsfotos noch habe.
    Sie ging hinaus und kam nach ein paar Minuten mit einem kleinen Karton zurück, in dem sie Unmengen von Fotos in unbeschrifteten Kuverts gesammelt hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie die Fotos von dieser Urlaubsreise gefunden hatte. In Hedestad hatte sie drei Bilder geschossen. Eines war unscharf und zeigte die Hauptstraße. Eines zeigte ihren ersten Mann. Das dritte zeigte die Clowns im Festzug.
    Eifrig beugte Mikael sich vor. Er sah eine Gestalt auf der anderen Straßenseite. Sie sagte ihm überhaupt nichts. Das Bild war wahrscheinlich völlig wertlos.

20. Kapitel
    Dienstag, 1. Juli - Mittwoch, 2. Juli
     
    Am Morgen nach seiner Rückkehr ging Mikael zunächst zu Dirch Frode hinüber, um sich nach Henriks Zustand zu erkundigen. Er erfuhr, dass der alte Mann in der vergangenen Woche erhebliche Fortschritte gemacht hatte. Er war immer noch schwach und gebrechlich, aber mittlerweile konnte er sich schon im Bett aufsetzen. Sein Zustand galt nicht mehr als kritisch.
    »Gott sei Dank«, sagte Mikael. »Mir ist nämlich klar geworden, dass ich ihn wirklich gern habe.«
    Frode nickte. »Ich weiß. Und Henrik mag Sie auch. Wie war die Reise nach Norrland?«
    »Erfolgreich und gleichzeitig unbefriedigend. Ich erzähl es Ihnen nachher. Doch zuvor eine Frage.«
    »Bitte sehr.«
    »Was geschieht mit Millennium , wenn Henrik stirbt?«
    »Gar nichts. Martin wird Mitglied der Geschäftsführung.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, rein hypothetisch natürlich, dass Martin Millennium irgendwelche Probleme bereiten würde, wenn ich nicht aufhöre, Harriets Verschwinden zu untersuchen?«
    Dirch Frode sah Mikael scharf an.
    »Was ist passiert?«
    »Eigentlich gar nichts.« Mikael berichtete von dem Gespräch, das er am Mittsommerabend mit Martin Vanger geführt hatte. »Als ich von Norsjö zurückfuhr, rief Erika mich an und erzählte, dass Martin gerade mit ihr gesprochen und sie gebeten hatte, auf meine Anwesenheit in der Redaktion zu drängen.«
    »Ich verstehe. Vermutlich hat Cecilia ihn angespitzt. Aber ich glaube nicht, dass Martin ernsthaft versuchen würde, Sie zu erpressen. Dafür ist er viel zu anständig. Und vergessen Sie nicht, dass auch ich in der Führungsspitze der kleinen Tochtergesellschaft sitze, die wir gegründet haben, als wir bei Millennium eingestiegen sind.«
    »Aber wenn es zu einer heiklen Situation kommen sollte - wie werden Sie sich dann verhalten?«
    »Verträge sind dazu da, eingehalten zu werden. Ich arbeite für Henrik. Henrik und ich sind seit fünfundvierzig Jahren Freunde, und in diesen Dingen sind wir uns sehr ähnlich. Wenn Henrik sterben sollte, dann erbe tatsächlich ich - und nicht Martin - Henriks Anteil an der Tochtergesellschaft. Wir haben einen wasserdichten Vertrag, der uns verpflichtet, Millennium vier Jahre lang zu unterstützen. Wenn Martin vorhaben sollte, irgendwelchen Unfug anzustellen - was ich nicht glaube -, dann kann er eventuell eine geringe Zahl neuer Anzeigenkunden verhindern.«
    »Die für Millennium von existenzieller Bedeutung sind …«
    »Ja, aber sehen Sie es mal so - es ist zeitaufwändig, sich mit solchem Kleinkram abzugeben. Martin kämpft derzeit um sein Überleben in der Industrielandschaft und arbeitet vierzig Stunden am Tag. Für andere Dinge hat er gar keine Zeit.«
    Mikael dachte eine Weile nach.
    »Darf ich mal fragen … ich weiß, es geht mich nichts an, aber wie ist der allgemeine Zustand des Konzerns?«
    Frode wirkte ernst.
    »Wir haben Probleme.«
    »Tja, das kapiert sogar ein normalsterblicher Wirtschaftsjournalist wie ich.

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