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sondern weil sie geschrieben wurden, nachdem das Offenbarungswerk Gottes abgeschlossen worden war. In den alten griechischen Bibelübersetzungen sind die Apokryphen jedoch dabei. In der römisch-katholischen Kirche sind sie zum Beispiel nicht strittig.«
»Verstehe.«
»In der protestantischen Kirche hingegen sind sie strittig. In der Reformationszeit griffen die Theologen auf die hebräische Bibel zurück. Martin Luther entfernte die Apokryphen aus der Reformationsbibel, und später erklärte Calvin, dass die Apokryphen absolut keinen Glaubensüberzeugungen zugrunde gelegt werden dürften. Sie enthalten also Dinge, die der claritas scripturae mehr oder weniger widersprechen - also der Klarheit der Schrift.«
»Mit anderen Worten, zensierte Bücher.«
»Genau. Die Apokryphen behaupten zum Beispiel, dass Magie praktiziert werden kann und dass in gewissen Fällen auch eine Lüge zulässig ist. Solche Aussagen versetzen die dogmatischen Ausleger der Schrift natürlich in Aufruhr.«
»Wenn jemand für Religion schwärmt, ist es also nicht undenkbar, dass die Apokryphen auf seiner Lektüreliste auftauchen und jemand wie Pfarrer Falk sich darüber aufregt.«
»Genau. Es ist fast unvermeidlich, dass Sie auf die Apokryphen stoßen, wenn Sie sich für Inhalte der Bibel oder für den Katholizismus interessieren, und ebenso ist es wahrscheinlich, dass jemand, der sich mit Esoterik beschäftigt, sie auch lesen würde.«
»Sie haben nicht zufällig ein Exemplar der Apokryphen?«
Sie lachte nochmals. Ein helles, freundliches Lachen.
»Natürlich. Die Apokryphen gibt es sogar in einer Ausgabe der staatlichen Bibelkommission aus den achtziger Jahren.«
Als Lisbeth Salander Armanskij um ein Gespräch bat, fragte er sich, was wohl im Busch sein mochte. Er schloss die Tür und machte ihr eine Geste, sich in den Besuchersessel zu setzen. Sie erklärte, dass die Arbeit für Mikael Blomkvist beendet war - Dirch Frode würde bis zum Monatsende bezahlen -, sie sich aber entschlossen habe, weiter bei dieser Untersuchung mitzuarbeiten. Mikael hatte ihr einen wesentlich niedrigeren Monatslohn angeboten.
»Ich arbeite freiberuflich«, sagte Lisbeth Salander. »Trotzdem habe ich bis jetzt nie einen Job angenommen, der nicht von Ihnen kam. Ich möchte wissen, wie es unser Verhältnis beeinflusst, wenn ich in eigener Verantwortung Jobs annehme.«
Armanskij zuckte die Achseln.
»Sie sind selbstständig, Sie können Jobs annehmen, wie es Ihnen gefällt, und Rechnungen nach Ihrem eigenen Geschmack schreiben. Ich freue mich, wenn Sie Ihr eigenes Geld verdienen. Es wäre aber unloyal von Ihnen, wenn Sie sich Kunden sichern, die Sie über uns bekommen haben.«
»Das habe ich nicht vor. Ich habe den Job gemäß unserem Vertrag mit Blomkvist erfüllt. Diese Arbeit ist abgeschlossen. Es geht darum, dass ich an dem Fall dranbleiben will. Ich würde es auch umsonst machen.«
»Machen Sie niemals irgendetwas umsonst.«
»Sie verstehen, was ich meine. Ich will wissen, was letztendlich hinter dieser Geschichte steckt. Ich habe Blomkvist überredet, Frode für mich um einen Verlängerungsvertrag als Recherche-Mitarbeiterin zu bitten.«
Sie gab Armanskij den Vertrag, den er überflog.
»Bei dem Honorar könnten Sie auch gleich umsonst arbeiten. Sie sind begabt, Lisbeth. Sie brauchen nicht für ein Taschengeld zu arbeiten. Sie wissen, dass Sie bei mir bedeutend mehr verdienen können, wenn Sie sich als Vollzeitmitarbeiterin anstellen lassen.«
»Ich will nicht Vollzeit arbeiten. Aber, Dragan, meine Loyalität gehört Ihnen. Sie waren nett zu mir, seit ich hier angefangen habe. Ich möchte wissen, ob so ein Vertrag für Sie in Ordnung geht, und will nicht, dass es da Schwierigkeiten zwischen uns gibt.«
»Ich verstehe.« Er überlegte kurz. »Es ist völlig okay. Danke, dass Sie mich gefragt haben. Wenn solche Situationen in Zukunft auftreten, möchte ich, dass Sie mich wieder fragen, dann wird es auch keine Missverständnisse geben.«
Lisbeth Salander blieb ein paar Minuten schweigend sitzen und überlegte, ob es noch etwas hinzuzufügen gab. Sie nagelte Dragan Armanskij mit ihrem Blick fest, ohne etwas zu sagen. Stattdessen nickte sie nur, stand auf und ging, wie immer ohne Abschiedsgruß. Sobald sie die Auskunft bekommen hatte, die sie wollte, verlor sie völlig das Interesse an Armanskij. Er lächelte in sich hinein. Dass Sie ihn überhaupt um Rat gefragt hatte, war vermutlich einer der Höhepunkte ihres Sozialisierungsprozesses.
Er
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