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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Gang«. Sie sprach nie über sich selbst. Kollegen, die mit ihr ins Gespräch zu kommen versuchten, stießen kaum auf Resonanz und gaben schnell auf.
    Außerdem sagte man ihr nach, ihre Stimmung könne abrupt umschlagen, wenn sie merkte, dass jemand sie aufzog, obwohl das durchaus zum allgemeinen Umgangston am Arbeitsplatz gehörte. Ihr Auftreten weckte weder Vertrauen, noch lud es zu Freundschaften ein, und bald wurde sie zu einer seltsamen Erscheinung, die wie eine herrenlose Katze durch die Korridore von Miltons strich. Sie galt als hoffnungsloser Fall.
    Schon nach einem Monat unausgesetzter Scherereien hatte Armanskij sie zu sich ins Büro rufen lassen, in der Absicht, sie zu entlassen. Sie hatte seinen Ausführungen über ihre Vergehen reglos zugehört, ohne etwas einzuwenden oder auch nur eine Augenbraue zu heben. Erst als er ihre »allgemeine Einstellung« bemängelte und ihr gerade empfehlen wollte, sich eine andere Firma zu suchen, die »Ihre Kompetenzen besser zu nutzen« wüsste, hatte sie ihn mitten im Satz unterbrochen. Zum ersten Mal äußerte sie sich mit mehr als nur ein paar einzelnen Wörtern.
    »Hören Sie mal, wenn Sie einen für die Poststelle wollen, dann holen Sie sich doch einfach jemand vom Arbeitsamt. Ich kann Ihnen jede Information über jede x-beliebige Person verschaffen, und wenn Sie keine andere Verwendung für mich finden, als mich die Post sortieren zu lassen, dann sind Sie echt ein Idiot.«
    Armanskij erinnerte sich noch heute, wie er sprachlos vor Wut dasaß, während sie unbekümmert fortfuhr: »Sie beschäftigen einen Typen, der drei Wochen braucht, um einen völlig nutzlosen Bericht über diesen Yuppie zu schreiben, den sie in dieser Dotcom-Firma zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates machen wollen. Ich hab den Scheißbericht gestern Abend für ihn kopiert und sehe gerade, dass das Ding vor Ihnen auf dem Schreibtisch liegt.«
    Armanskijs wütender Blick irrte über den Tisch, bis er den Bericht fand. Ausnahmsweise hob er die Stimme.
    »Sie dürfen keine vertraulichen Berichte lesen.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber die Sicherheitsvorkehrungen in Ihrem Unternehmen sind stellenweise ein wenig lückenhaft. Nach Ihren Vorgaben muss er so etwas selbst kopieren, aber er hat mir den Bericht gestern reingeschmissen, bevor er in die Kneipe ging. Außerdem hab ich seinen vorherigen Bericht vor ein paar Wochen in der Kantine gefunden.«
    »Sie haben was?«, entfuhr es Armanskij schockiert.
    »Beruhigen Sie sich. Ich hab ihn in seinen Safe gelegt.«
    »Hat er Ihnen etwa die Kombination für seinen persönlichen Safe gegeben?«, keuchte Armanskij.
    »Nein, nicht direkt. Aber er hat sie auf einem Zettel notiert, der unter seiner Schreibtischunterlage liegt, zusammen mit dem Passwort für seinen Computer. Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass Ihr Stümper von Privatdetektiv einen völlig wertlosen Untersuchungsbericht erstellt hat. Es ist ihm leider entgangen, dass der Typ wahnsinnige Spielschulden hat und Kokain schnupft wie ein Staubsauger und zudem seine Freundin im Frauenhaus Zuflucht gesucht hat, nachdem er sie grün und blau geprügelt hat.«
    Sie verstummte. Armanskij saß ein paar Minuten ganz still und blätterte den neuesten Bericht durch. Er war kompetent ausgearbeitet, in verständlicher Sprache abgefasst und voller Quellenangaben und Urteile von Freunden und Bekannten des Zielobjekts. Schließlich hatte er den Blick gehoben und drei Worte gesagt: »Beweisen Sie das!«
    »Wie viel Zeit bekomme ich?«
    »Drei Tage. Wenn Sie Ihre Behauptungen nicht bis Freitag Nachmittag beweisen können, sind Sie gefeuert.«
     
    Drei Tage später hatte sie wortlos einen Bericht eingereicht, der mit ebenso ausführlichen Quellenangaben den scheinbar so angenehmen Yuppie in einen unzuverlässigen Scheißkerl verwandelte. Armanskij hatte ihren Bericht übers Wochenende mehrmals durchgelesen und am Montag halbherzig einige ihrer Behauptungen überprüft. Doch schon bevor er damit anfing, wusste er, dass sich ihre Informationen als korrekt herausstellen würden.
    Armanskij war verblüfft und wütend auf sich selbst, weil er sie offenkundig so falsch eingeschätzt hatte. Er hatte sie als dumm, wenn nicht sogar zurückgeblieben eingestuft. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ein Mädchen ohne richtigen Schulabschluss einen Bericht schreiben könnte, der nicht nur sprachlich korrekt war, sondern auch noch Beobachtungen und Informationen enthielt, deren Herkunft er sich nicht erklären konnte.
    Er war

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