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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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fragte sich, wie lange sie gebraucht hatte, um den Mut dafür aufzubringen. Er legte seinen Füller langsam aus der Hand und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Schließlich entspannte er sich.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte er.
    »Ihre Art, mich anzuschauen, und Ihre Art, mich nicht anzuschauen. Und die Gelegenheiten, wenn Sie fast schon die Hand ausstrecken und mich anfassen wollten, sich dann aber doch zurückhielten.«
    Er lächelte sie plötzlich an.
    »Ich hatte immer den Eindruck, Sie würden mir die Hand abbeißen, wenn ich Sie auch nur leicht berühren würde.«
    Sie lächelte nicht. Sie wartete.
    »Lisbeth, ich bin Ihr Chef, und selbst wenn ich Sie attraktiv fände, würde ich niemals weiter gehen.«
    Sie wartete immer noch.
    »Unter uns … ja, es gab Momente, da fühlte ich mich zu Ihnen hingezogen. Ich kann es nicht erklären, aber es ist so. Aus irgendeinem Grund, den ich selber nicht verstehe, mag ich Sie sehr gerne. Aber ich bin nicht scharf auf Sie.«
    »Gut. Denn da wird im Leben nichts laufen.«
    Armanskij lachte auf. Salander hatte zum ersten Mal etwas Persönliches zu ihm gesagt, wenn es auch eine definitive Abfuhr war. Er versuchte, die passenden Worte zu finden.
    »Lisbeth, mir ist schon klar, dass Sie sich nicht für einen Mann über fünfzig interessieren.«
    »Ich interessiere mich nicht für einen Mann über fünfzig, der mein Chef ist .« Sie hob eine Hand. »Moment, lassen Sie mich ausreden. Sie sind manchmal dämlich und aufreizend bürokratisch, aber Sie sind wirklich ein attraktiver Mann, und … meine Gefühle könnten auch … Aber Sie sind mein Chef, und ich habe Ihre Frau kennengelernt, und ich will meinen Job bei Ihnen behalten, und das Blödeste, was ich tun könnte, wäre, mich mit Ihnen einzulassen.«
    Armanskij saß ganz still da und wagte kaum zu atmen.
    »Es ist mir nicht entgangen, was Sie für mich getan haben«, sagte sie, »und ich bin nicht undankbar. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich über Ihre Vorurteile hinweggesetzt haben und mir hier eine Chance gegeben haben. Aber ich will Sie nicht als Liebhaber, und Sie sind auch nicht mein Vater.«
    Sie verstummte. Nach einer Weile stieß Armanskij einen hilflosen Seufzer aus. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Ich will weiter für Sie arbeiten. Wenn das für Sie okay ist.«
    Er nickte und antwortete ihr dann so ehrlich, wie er konnte: »Ich möchte furchtbar gerne, dass Sie für mich arbeiten. Aber ich möchte auch, dass Sie mir irgendwie Freundschaft und Vertrauen entgegenbringen.«
    Sie nickte.
    »Sie sind nicht gerade der Typ Mensch für freundschaftliche Annäherungen«, stieß er plötzlich hervor. Ihr Gesicht verfinsterte sich ein wenig, aber er fuhr unbeirrt fort: »Ich hab schon verstanden, Sie wollen nicht, dass sich jemand in Ihr Leben einmischt, und ich werde mir Mühe geben, das auch nicht zu tun. Aber ist es in Ordnung, wenn ich Sie trotzdem weiterhin gern habe?«
    Salander hatte lange überlegt. Dann antwortete sie, indem sie aufstand, um den Tisch herumging und ihn umarmte. Er saß da wie gelähmt. Erst, als sie ihn wieder losließ, konnte er nach ihrer Hand greifen.
    »Können wir Freunde sein?«, fragte er.
    Sie nickte erneut.
    Das war das einzige Mal gewesen, dass sie ein gewisses Maß an Gefühl gezeigt hatte. Ein Augenblick, an den sich Armanskij heute noch mit Wärme erinnerte.
    Noch nach vier Jahren hatte sie Armanskij kaum etwas über ihr Privatleben oder ihren persönlichen Hintergrund verraten. Er hatte einmal seine eigenen P-Unt-Fähigkeiten bei ihr angewandt und ein langes Gespräch mit Holger Palmgren geführt, der gar nicht verwundert schien, ihn zu sehen. Was er schließlich in Erfahrung brachte, trug nicht dazu bei, sein Vertrauen in sie zu stärken. Er hatte ihr gegenüber natürlich nicht erwähnt, dass er in ihrem Privatleben herumgeschnüffelt hatte. Stattdessen versteckte er seine Besorgnis und erhöhte seine Wachsamkeit.
     
    Noch bevor der denkwürdige Abend vorüber war, hatten Salander und Armanskij eine Übereinkunft getroffen. In Zukunft sollte sie als freie Mitarbeiterin Rechercheaufträge für ihn durchführen. Sie bekam ein bescheidenes Festgehalt, doch den wesentlichen Teil ihres Einkommens machte das aus, was sie Armanskij für seine Aufträge in Rechnung stellte. Sie konnte arbeiten, wie es ihr passte, und verpflichtete sich im Gegenzug, nichts zu tun, was ihn oder Milton Security jemals in Verlegenheit bringen könnte.
    Für Armanskij war das eine praktische

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