Verborgene Sehnsucht

Drachenkörper zu verbergen. Und da Venom und Wick sich gleich verabschieden würden – sie hatten Ausgang, um Lothairs houdinimäßiges Verschwinden der letzten Nacht zu untersuchen –, blieben nur noch Bas und er, um Mac wieder einzufangen. Und über die Wolkenkratzer zu hüpfen, um dem Neuen den Rücken zu decken, stand nicht gerade auf der Liste seiner Lieblingsbeschäftigungen für Samstagnacht.
    Vor allem, da Angela zu Hause auf ihn wartete.
    Dieser verdammte Bastard. Mac durchkreuzte alle seine Pläne.
    Rikar bleckte die Zähne und fauchte. Er konnte es kaum erwarten, den Neuen zwischen die Klauen zu kriegen. Dem Cop stand eine Niederlage epischen Ausmaßes bevor. Aber zuerst musste er den verrückten Bastard erwischen.
    Leichter gesagt als getan.
    Mac flog unglaublich gut. Zog den Kamikaze mit Ausrufezeichen ab.
    » Mac !«, rief er ihn über ihre Gedankenverbindung und versuchte, den Krieger zurück in die Gegenwart zu holen.
    Keine Antwort.
    Rikar rief den Cop erneut.
    Nichts.
    Rikar schwenkte hart ab und schoss um die Space Needle, in der Hoffnung, Mac auf der anderen Seite abzufangen. Keine Chance. Himmel, der Kerl war schnell. Und nicht mal annähernd normal.
    Die meisten Jungdrachen flatterten herum wie Babyvögel, bis sie lernten, ihre Flügel zu beherrschen und mit mehr Geschwindigkeit zu manövrieren. Aber oh, nein. Nicht Mac. Der Cop schnitt die Kurven wie ein Profi. Hatte das Auf und Ab voll drauf und jagte mit derselben Effizienz über niedrige Gebäude und zwischen den Wolkenkratzern hindurch. Und wo genau wollte er hin?
    Zum verdammten Meer. Rikars verhasstestem Ort der Welt.
    Nicht, dass er es Mac vorwarf. Seine Reaktion war nicht ungewöhnlich und … ach welche Freude. Die wahnsinnige Irrsinnstour, auf der Bastian und er sich jetzt befanden, war Rikars Schuld. Er hätte wissen müssen, dass sie von Mac nur noch die Schwanzspitze sehen würden, sobald er draußen war. Trotz seiner Unerfahrenheit war der Kerl ein Krieger. Sein aggressives Wesen und seine Vergangenheit beim Militär – von seinem Ruf im Seattle Police Department ganz zu schweigen – sprachen Bände. Es leuchtete also ein, dass der Kerl genauso reagierte wie er und die anderen Nightfury-Krieger sich nach der Verwandlung verhalten hatten.
    Rikar kannte all die Geschichten seiner Kameraden. Hatte im Laufe der Zeit allen zugehört, wenn sie von der Erfahrung erzählten. Meistens, wenn sie am Esszimmertisch saßen und Poker spielten. Texas Hold’Em, weil Wick darauf bestand.
    Jeder von ihnen war nach der Verwandlung ein bisschen durchgedreht. Bastian, das wusste er, hatte einmal persönliche Bekanntschaft mit einem Blitz gemacht … oder eher sieben Mal. Als Feuerdrache hatte Wick sich tief in die Erde gegraben, um mit einem Lavastrom zu kuscheln. Und Venom? Verdammt, der Kerl hatte eine ganze Woche in der Ozonschicht verbracht und Giftgase eingeatmet. Seine eigene Verwandlung war nicht viel besser abgelaufen. Er war in eine Gletscherspalte geflogen, hatte sich in Eis und Minusgrade gehüllt und war drei Wochen nicht mehr herausgekommen.
    Also, ja. Er verstand den Instinkt, von dem Mac getrieben wurde. Als Wasserdrache wollte er seine Dauerkarte nach SeaWorld lösen und tief ins salzige Nass eintauchen.
    Was echt ein Problem war.
    Die Innenstadt von Seattle war bestes Jagdgebiet. Für Nightfury genauso wie für die Razorback. Wenn er Mac nicht bald wieder einfing, würde der Feind seine Energie, die wie ein Signalfeuer leuchtete, aufschnappen und …
    » Scheiße «, knurrte Bastian und schoss eng um einen weiteren Wolkenkratzer. » Aufgepasst, Kumpel .«
    Ach, zur Hölle. Das klang nicht gut. » Was gibt’s? «
    » Fünf Stück. Im Anflug .«
    Eine Schwanzlänge hinter Mac spiegelte Rikar das Manöver seines Kameraden und jagte um die andere Seite des Gebäudes. Als er um die Ecke bog, zog er hoch über den Stachelkamm auf Bastians Rücken. » Sprich mit mir. «
    » Razorback … drei Meilen hinter uns. Kommen schnell näher. «
    Übersetzung? Erwartete Ankunft in anderthalb Minuten. Gar nicht gut. Wobei …
    Vielleicht stimmte das nicht. Vielleicht hatte er gerade ein Geschenk erhalten. Vielleicht könnte er es hier und jetzt beenden und Angela die Gerechtigkeit zuteilwerden lassen, die sie brauchte, und ihr helfen, mit der Sache abzuschließen. Und alles, ohne seine Gefährtin mit ins Boot zu holen oder sie in Gefahr zu bringen. Rikars Herz schlug ein wenig schneller. Bitte, lieber Gott, lass das Arschloch von Lothair Teil