Verbotene Fruechte schmecken besser
war die Wunschschwiegertochter meiner Eltern, die dezent aber nervtötend versuchten, mich mit ihr zu verkuppeln. Elenas Eltern besaßen ein Weingut drei Ortschaften weiter. Auch ihre Familie lebte sehr gut von den Erträgen. Ich muss dazu sagen, bei uns gibt es unzählige Weinberge und ebenso viele Weingüter. Dass sich da immer wieder mal zwei Stück durch eine Heirat zusammenlegten, war normal. Ist es heute noch. Wie dem auch sei. Ich blockte jeden Versuch meiner Eltern ab, der darauf abzielte, mich mit meiner Klassenkameradin näher anzufreunden. So drückte es meine Mutter auf dezente Weise aus.
„Ich habe keine Zeit für eine Freundin“, wiederholte ich meine Standardantwort, als beim Abendessen zum hundertsten Mal das Thema Elena auf den Tisch kam.
„Christian, du musst doch an die Zukunft denken!“, mahnte meine Mutter. Zweifelsfrei spielte sie darauf an, dass ich einen Erben zeugen müsste …
Geschickt wich ich aus. „Das tue ich, indem ich lerne.“
„Das weiß ich zu schätzen“, warf mein Vater ein und blickte dabei strafend zu meiner zwei Jahre jüngeren Schwester. Die verdrehte nur die Augen. Ihre Noten waren bei Weitem nicht so gut, wie meine und wie meine Eltern es gerne gesehen hätten.
Kathi zog einen Schmollmund und stand auf. Nachdem sie beleidigt das antik eingerichtete Esszimmer verlassen hatte, war das Tischgespräch beendet. Die einzigen Geräusche, die nun den Raum erfüllten, waren einstudiertes dezentes Klappern von Besteck auf Porzellan. Die Perfektion meiner Eltern, die sich gerne in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft bewegten, machte mich wahnsinnig. Dieses feine Getue, das sich verlor, wenn auf diversen Feierlichkeiten der Wein in Strömen floss …
Ich wollte weder so leben, noch mich so benehmen und doch kam ich nicht darum herum. Mit siebzehn blieb mir keine Wahl. Meine Eltern hatten das Sagen, keine Diskussionen, keine Widerrede.
Nach dem Essen fing mich meine Schwester ab, als ich durch den Flur zu meinem Zimmer lief.
„Kannst du mir bei Mathe helfen?“
„Klar“, erwiderte ich und folgte ihr.
Nachdem die Tür hinter uns zugefallen war, seufzte sie. „Ich wünschte, ich wäre wie du.“
Ich schnaubte bloß. „Sei froh, dass du es nicht bist …“
„Warum? Du bist super in der Schule, bekommst später das Gut und hast für dein Leben ausgesorgt, noch ehe du richtig erwachsen bist.“
Ihre Worte rangen mir nur ein müdes Lächeln ab.
„Hast du nicht bemerkt, dass ich mit Elena verkuppelt werden soll? Dass ich gar kein Mitspracherecht habe, was meine Zukunft angeht? Glaub mir, diese Art von Leben willst du nicht!“
„Was stimmt den nicht mit Elena? Sie ist hübsch und beliebt …“
„Hübsch bist du auch, Kathi – aber das ist doch nicht alles. Aber würdest du mit jemandem zusammen sein wollen, für den dein Herz sich nicht erweichen kann? Klar, Elena ist nett. Sie ist okay, wirklich. Aber ich will sie nicht als Freundin und schon gar nicht als Frau!“
Sie legte den Kopf schief und musterte mich. Eine kleine Falte lag auf ihrer Stirn.
„Was ist?“
„Naja, jetzt, wo dus sagst … du hattest noch nie eine Freundin.“
„Ich hab keine Zeit für ein Mädchen und keine Lust auf den Stress“, wich ich aus.
„Wenn du meinst“, schloss sie achselzuckend und griff nach dem Mathebuch.
Ich half Kathrin wie schon so oft bei den Hausaufgaben und erklärte ihr geduldig das aktuelle Thema.
*
Eine Woche später saß ich mit Enrico auf dem Hochsitz. Das kleine Waldstück, in dem dieser stand, war zwei Kilometer vom Ort entfernt und mit dem Rad gut zu erreichen. Wir rauchten und tranken Wein. Eine herrliche Beschäftigung für einen Freitagnachmittag im Frühsommer.
„Wenn mein Alter wüsste“, amüsierte sich Enrico und zwinkerte mir zu.
„Jepp! Ich scheiß drauf – mir egal, dass unsere Familien sich nicht mit dem Arsch begucken. Du bist mein Freund und das ändert sich nie!“, schwor ich.
Enrico sah mich fragend an. „Nie? Sicher?“
„Klar, warum auch nicht? Ich mein, was soll sich denn groß ändern?“
„Naja“, begann er und nahm einen großzügigen Schluck direkt aus der Flasche. „Ich denke, es gibt einen Grund, weshalb du nicht mehr mein Freund sein würdest.“
Nun war ich an der Reihe, ihn fragend anzusehen. Während er noch mit sich rang, ob er mir eine Antwort gab, drückte ich meine Kippe auf dem Holzboden aus.
„Also was jetzt?“, bohrte ich.
„Weißt du Chris, ich bin gerne dein Kumpel. Aber …
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