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Verbotene Fruechte schmecken besser

Verbotene Fruechte schmecken besser

Titel: Verbotene Fruechte schmecken besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nik S. Martin
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Mikrofon.
    „Du verdammter Spaghettifresser!“, brüllte mein Vater mit krebsrotem Gesicht durch den Saal.
    „Stop!“, schrie Rico durch das Mikro, eine unangenehme Rückkopplung folgte. Das Quietschen ließ die Szenerie erstarren.
    „Ich habe eine Erklärung abzugeben und so lange setzen Sie sich bitte hin, Herr Kraus!“, sagte Rico mit ruhiger Stimme.
    Mein Vater schnappte nach Luft, sichtlich in Rage. Überraschenderweise kam uns der Direktor zu Hilfe. Er trat auf meinen Vater zu, fasste ihn beruhigend am Arm und sagte laut: „Der junge Mann hat Recht. Hören Sie zu, was er zu sagen hat.“ Sein Ton duldete keine Widerrede. Mein Vater schluckte sichtlich seine Erwiderung herunter und sah zu uns auf die Bühne.
    „Wie viele von Ihnen wissen, sind unsere Familien seit Generationen spinnefeind. Als Chris und ich auf diese Schule gekommen sind, wurde uns gesagt, dass wir weder miteinander zu sprechen, geschweige denn uns anzufreunden hätten. Wir haben das nicht verstanden und wurden Freunde. Mit der Zeit wurde – wie jeder eben sehen konnte – mehr aus dieser Freundschaft. Den heutigen Tag haben wir bewusst gewählt, um jedem unsere Beziehung zu offenbaren. Wir haben es satt, unsere Liebe verstecken zu müssen!“ Chris pausierte.
    Mein Vater schnaubte laut, um seinen Unmut zu bekunden. Das Ehepaar Conti starrte gebannt auf ihren Sohn.
     
    Ich blickte zu meinem Vater und räusperte mich. „Es ist mir egal, ob dir das gefällt, oder nicht. Rico und ich sind seit mehr als zwei Jahren zusammen und daran wirst auch du nichts ändern. Dazu ist es zu spät.“ Ich hob kurz meine Rechte nach oben und der goldene Ring funkelte im Licht.
    Nur einen Moment später hielt Rico seine Hand daneben. Die identischen Ringe sagten alles.
    „Ihr könnt euch an die Gurgel gehen, doch ihr könnt uns weder trennen, noch könnt ihr rückgängig machen, für was wir uns entschieden haben“, fuhr Rico fort und kramte in der Innentasche seines schwarzen Anzugs.
    Er zückte seinen Personalausweis und hielt ihn hoch. „Soll ich vorlesen, welcher Name dort steht?“, fragte er und sah zwischen seinen Eltern und meinem Vater hin und her.
    Ich konnte sehen, dass mein Vater mit den Zähnen mahlte, Ricos Vater schien indes die Ruhe selbst zu sein. Allerdings wirkte er deutlich zu blass.
    „Da steht Ricardo Kraus-Conti“, übernahm ich. „Und mein Nachname sieht nicht anders aus.“
     
    Mein Vater ließ sich auf einen freien Stuhl in seiner Nähe fallen. Er schlug die Hände vors Gesicht und ließ die Schultern hängen. Der Direktor begann, verhalten zu applaudieren. Nach und nach gesellten sich weitere dazu, bis beinahe die gesamte Elternschaft nebst Abiturienten Beifall klatschte.
    Schließlich kam der Direktor auf uns zu. Er trat auf die Bühne, klopfte uns auf die Schultern und beugte sich zum Mikrofon. Der Applaus verhallte.
    „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in die Verlegenheit käme, bei etwas so Gewichtigem dabei zu sein. Ich denke,  die beiden jungen Männer haben mehr als bewiesen, dass trotz aller Differenzen und familiärer Anweisungen, nur eines im Leben zählt. Etwas, dass man nicht kaufen kann. Die Liebe. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihren Söhnen und setzen Sie sich an einen Tisch. Schaffen Sie den Streit aus der Welt und ermöglichen den beiden eine Zukunft ohne Familienkrieg.“
    Erneut brandete Beifall auf. Unser Mut wurde tatsächlich belohnt. Wir konnten es kaum glauben.
     
    *
     
    Noch am gleichen Tag setzten wir uns tatsächlich an einen Tisch. Rico und ich vertraten unseren Standpunkt und machten deutlich, dass wir uns nicht trennen würden. Ricos Vater war der erste, der einlenkte, wofür ich dem Mann unendlich dankbar bin. Obwohl streng katholisch und enttäuscht, dass ihm sein Sohn nie eine Schwiegertochter oder Enkel schenken würde, entschied er sich für das kleinere Übel.
    „Ich akzeptiere lieber, was zwischen euch ist, als meinen Sohn zu verlieren.“
    Diese Worte brachten auch meine Eltern dazu, sich Gedanken zu machen. Sie wussten genau, ich besaß einen Sturkopf und wenn ich gehen würde, dann wäre das für immer.
    Rico brachte schließlich ein Thema auf den Tisch, was unsere Väter leidenschaftlich diskutieren ließ. Als er wie beiläufig einwarf, dass die Zusammenschlüsse verschiedener Weingüter auch die Zusammenlegung des gesammelten Wissens bedeuten würde, entbrannte die Unterhaltung. Die Chancen und Möglichkeiten, die sich boten, wenn die Familien zusammen statt

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