Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
unter Stimmungsschwankungen. Sie hatten über alles geredet, was dieses Kind tun und sein würde. Abgesehen von ihrer Überzeugung, einen Jungen zu bekommen, war ihre Einstellung zur Mutterschaft völlig normal gewesen.
Und jetzt das. Angst ließ ihn frösteln. Was sollte er tun, falls er sie verlor? Wenn es die Frau, die er kannte und verzweifelt liebte, nicht mehr gab? Wie sollte er weiterleben? Er liebte sie bis zum Wahnsinn, so war es immer gewesen.
Die Kinderschwester beendete das Füttern, ließ das Baby aufstoßen und legte es in die Krippe. Philip sah zu, doch vor seinem geistigen Auge erschien Hope, wie er sie in jener Nacht gesehen hatte, als sie sich kennen lernten. Er war geschäftlich in Memphis gewesen. Freunde hatten sie einander vorgestellt. Sie hatte gelacht, den Kopf leicht zur Seite geneigt, und ihr langes, seidiges Haar war weich gegen ihre Wange gefallen. Es hatte ihn gereizt, es zu berühren, eine Strähne an seine Lippen zu bringen, um Beschaffenheit und Geschmack zu testen. Er erinnerte sich genau an den Rosaton ihres Lippenstiftes und daran, wie sie amüsiert die Lippen geschürzt hatte. Und er erinnerte sich, dass es ihn schon erregt hatte, ihr nur beim Sprechen zuzusehen.
Sie hatte sich ihm zugewandt und ihm in die Augen gesehen. Er hatte gespürt, dass sie genau wusste, was in ihm vorging, und dass es sie freute. In dem Moment hatte er sich irrsinnig in sie verliebt. So einfach und so kompliziert war das.
In jener Nacht und für den Rest seiner Geschäftsreise waren sie unzertrennlich gewesen. Er hatte ihr alles über sich erzählt, und sie hatte ihm aus ihrem Leben berichtet. Die tragische Geschichte vom Unfalltod ihrer Eltern auf einer Italienreise und wie sie im Alter von siebzehn Jahren völlig auf sich allein gestellt gewesen war, hatte ihn tief bewegt. Er hatte sie vor der rauen Welt und den unerfreulichen Dingen des Lebens schützen und sie in seinen Bannkreis ziehen wollen.
Wenn er ein unvorsichtiger Mann gewesen wäre, hätte er ihr auf der Stelle einen Antrag gemacht. So wartete er sechs quälende Wochen lang.
Familie und Freunde hatten ihn für verrückt erklärt, bis sie sie kennen lernten. Dann erlagen auch sie ihrem süßen Zauber. Sogar seine anspruchsvollen, ewig kritischen Eltern hielten sie für die ideale Wahl.
Nicht, dass ihm ihre Meinung wichtig gewesen wäre. Er hatte sich darauf vorbereitet, ihnen zu trotzen und für Hope notfalls alles aufzugeben.
Ihre Hochzeitsnacht war eine Erfahrung jenseits seiner Vorstellung gewesen. Hope hatte Unglaubliches mit seinem Körper angestellt, und das mit einer so süßen, zaghaften Unschuld, dass es ihm vorgekommen war, als defloriere er eine Jungfrau. Selbst heute noch, da er nüchterner war und sein Leben gerade problematisch wurde, erregte ihn die Erinnerung an jene Nacht augenblicklich.
Manchmal war ihm gewesen, als lebe er nur von Nacht zu Nacht, von einem Beischlaf zum nächsten. Wenn Hope nicht konnte – oder wollte –, war das eine nie erlebte Qual für ihn gewesen. Keine Frau vor ihr hatte ihn so gefesselt. Er fürchtete, ohne Hope höre sein Herz auf zu schlagen.
„Da sind Sie.“ Hopes Arzt kam herbei und stellte sich neben ihn. Harland LeBlanc hatte schon viele St.-Germaine-Babys auf die Welt gebracht. Er war fast sechzig, sah aber zehn Jahre jünger aus. Er galt als bester Gynäkologe in New Orleans, und es tröstete Philip, zu wissen, dass Hope die bestmögliche Betreuung erhielt.
Der Arzt deutete ins Babyzimmer. „Sie haben eine schöne Tochter, Philip. Ich glaube, nie ein hübscheres Baby gesehen zu haben.“
Philip sah den Arzt kurz an und richtete seinen Blick dann wieder durch die Scheibe. „Und doch kann Hope es nicht ertragen, sie anzusehen, geschweige denn, sie zu halten. Sie will sich nicht mal einen Namen für sie ausdenken.“
„Ich weiß, es war schwer, aber …“
„Schwer?“ wiederholte Philip bissig. „Sie verstehen wohl nicht ganz, Harland. Wie sollten Sie auch? Sie waren heute Morgen nicht dabei, als Hope mich verfluchte. Als sie mir sagte, sie hasse mich, nur weil ich einen Namen für unsere Tochter aussuchen wollte.“ Bewegt schöpfte er Atem. „Wie sie mich angesehen hat, war … unheimlich. Ich hätte nie geglaubt, dass meine Frau zu solchen Blicken fähig ist.“
Der Arzt legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schulter. „Glauben Sie es oder nicht, ich verstehe, was Sie durchmachen. Ich habe solches Verhalten schon früher erlebt, und es geht vorbei. Es wird alles gut
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