Verbotene Gefuehle
machen?“
Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich ausgerechnet ihn um Hilfe bitte. Doch an wen soll ich mich denn sonst wenden?
Kay ist nun einmal der Einzige, den ich fragen kann.
„Selena“, stößt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Selena? „Wer ist Selena?“
„Miss Viola.“
Miss Viola? „Ich erklär dir später alles!“, sagt Kay und mir wird schlecht.
Das letzte Mal, als er das sagte, zerbrach meine Welt in winzige Stücke.
Und mein Herz gleich dazu.
Er denkt vermutlich dasselbe, wenn ich seinen verkniffenen Mund richtig deute.
„Wir haben keine Zeit, Kim“, insistiert er und zieht mich aus dem Bett.
„Was hast du vor?“, frage ich, als ich ihm zusehe, wie er eine Jogginghose und ein Shirt aus meiner Schublade zerrt und mir zuwirft, während er gleichzeitig etwas in sein Handy tippt.
„Zieh das an!“, kommandiert er, „du musst zunächst mal aus diesem Zimmer raus. Wir müssen zu Selena. Sie wird wissen, was zu tun ist.“
Mir bleibt keine andere Wahl, auch wenn ich irgendwie allergisch auf seinen Ton reagiere.
Ich kann unmöglich alleine hier in meinem Zimmer bleiben.
Die Aussicht, Miss Viola – oder Selena, wie auch immer – aufzusuchen, ist allemal besser, als bei Kay den Rest der Nacht zu verbringen … oder darauf zu warten, dass Mrs. McMillan mit einem Messer zwischen den Zähnen bei mir aufkreuzt.
Also, gehe ich mit Kay - auch wenn ich Angst davor habe, was mich als Nächstes erwartet.
7)
„ K ay? Kim?“
Miss Viola öffnet auf Kays Klopfen hin sofort ihre Tür.
„Kommt rein. Schnell!“ Keine Fragen?! Kay schiebt mich hastig in das Zimmer der jungen Lehrerin. Sie schließt leise die Türe hinter uns, nachdem sie sich vergewissert hat, dass auf dem Flur alles ruhig ist.
Ich lasse mich ohne Gegenwehr von Kay auf einen Sessel drücken und ziehe die Beine unter mich.
Mir ist kalt … so verdammt kalt.
„Was ist passiert?“
Miss Violas Frage richtet sich an Kay. Oder sollte ich sie jetzt Selena nennen? „Kim weiß jetzt, wer sie entführt hat.“
Seine Antwort lässt alles noch vorhandene Blut aus meinem Gesicht weichen.
Ich kann nicht sagen, was ich erwartet habe. Vielleicht irgendetwas in der Art wie: Kim hatte einen Albtraum. Da wir aber nicht mehr zusammen sind, dachte ich mir, sie könnte hier bleiben! Doch dann fällt mir wieder ein, dass Miss Viola ja gar nicht Miss Viola heißt.
„Wer sind Sie?“
Ohne auf meine Frage zu antworten, sieht sie zu Kay.
„Was hast du ihr erzählt, Kay?“ Viel zu viel! „ Alles, Selena“, antwortet er leise, „sie weiß alles!“
Wieder reagiert unsere Lehrerin anders, als ich erwarte.
„Gut“, sagt sie bestimmt, „das erspart uns eine Menge unnötiger Erklärungen!“
„Tut es nicht“, werfe ich mit bebender Stimme ein, „ich habe keine Ahnung, welche Rolle Sie in dem Drama spielen.“
Miss Viola/Selena lächelt mich an.
„Was möchtest du wissen?“
Ich wiederhole meine Frage. „Wer sind Sie?“
„Mein Name ist Selena Monroe …“ Monroe? „Sie … Sie sind … Kays Mutter?“ Kann das Ganze noch überboten werden? Glockenhelles Lachen erklingt.
„Nein, Kim. Hast du nicht aufgepasst, was Kay dir erzählt hat?“ Oh doch … und wie ich aufgepasst habe! Doch dieses winzige Detail hat er wohl ausgelassen. „ Selena, bitte!“ Kays verzweifelte Stimme lässt Selena innehalten.
„Entschuldige bitte, Kim!“, sagt sie nach einem um Verzeihung bittenden Blick in Kays Richtung, „ich wollte dich nicht … lassen wir das!“, winkt sie ab. „Also, noch mal von vorne. Ich bin Selena Monroe und ich habe Kay sozusagen adoptiert.“ Wie bitte? „ Sieh mal“, fährt sie fort, „heutzutage ist es nicht mehr unmöglich, ein Kind zu adoptieren, das sozusagen aus dem Nichts auftaucht.“
Ich lasse das Gesagte auf mich wirken.
Das ist nachvollziehbar. Viele kinderlose Eltern kaufen sich Babys. Und wenn genug Schmiergelder fließen, fragt keine Sau mehr danach, woher die Kinder gekommen sind.
Ob das in meinem Fall auch so ist? Hat dieser Mann, der seit Jahren vorgibt, mein Vater zu sein, auch eine Stange Geld abgedrückt, damit ich seinen Namen tragen kann.
Immerhin bin ich ja auch sozusagen aus dem Nichts aufgetaucht.
Selena sieht, dass ich verstanden habe.
„Ja, Kim. Kay trägt meinen Namen, Renee und Vic wurden von Phil adoptiert.“
„Aber ich verstehe nicht, wieso dieser Mensch mich unbedingt haben wollte. Er hat sich niemals wirklich für mich interessiert.“
Mein Interesse liegt irgendwo außerhalb dessen, was wirklich
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