Verbotene Geliebte des Scheichs
seufzte mitfühlend auf. „Natürlich bist du enttäuscht“, konstatierte sie. „Aber Scheich Zakari ist ein sehr beschäftigter Mann, an den viele Anforderungen gestellt werden. Je eher du dich daran gewöhnst, desto besser für dich, ya daanaya .“
„Schon vor unserer Heirat?“, fragte Kalila sarkastisch und riss sich los, wie ein unartiges Kind. Empört und verletzt wie sie war, sah sie keinen Grund, ihre Gefühle vor Juhanah zu verstecken. Oder gar auf sie zu warten, um sich weitere gute Ratschläge anhören zu müssen. Deshalb rannte sie ihr einfach davon.
Endlich allein in ihrem Schlafzimmer, lehnte Kalila sich aufatmend gegen die geschlossene Tür. Sie musste vernünftig sein. Was hatte es für einen Sinn, sich wie ein trotziges Kind zu benehmen? Sie war jetzt eine Frau, mit allen Verpflichtungen und Bürden, die dazugehörten.
Und wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie genau aus diesem Grund angefangen hatte, ihre Zukunftsträume zu überarbeiten oder regelrecht umzumodeln.
Da sie sich nicht gegen die erzwungene Ehe mit dem König von Calista wehren konnte, wollte sie wenigstens das Beste daraus machen. In ihrer Fantasie hatte Zakari den heutigen Tag gar nicht erwarten können und war regelrecht begierig darauf gewesen, sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Ihr Anblick hätte ihn zunächst sicher sprachlos gemacht, und dann hätte er sich in sie verliebt …
Und das alles, ohne mich überhaupt zu kennen! machte sich Kalila über sich selbst lustig.
Als es klopfte, seufzte sie ergeben und öffnete widerstrebend die Tür. „Komm rein“, forderte sie Juhanah auf. „Und hilf mir, dieses Ding hier loszuwerden!“ Ungeduldig zupfte sie an ihrem Kaftan.
„Natürlich, mein Herz“, beeilte sich die alte Frau ihr zu Hilfe zu kommen. „Sicher bist du völlig erschöpft und möchtest ruhen, um für heute Abend frisch zu sein.“
„Was ist denn heute Abend?“, fragte Kalila nervös. Das wissende Lächeln der Palastangestellten ließ alle Alarmglocken in ihrem Hinterkopf schrillen.
„Hast du es nicht mitbekommen? Dein Vater hat Prinz Aarif eingeladen, mit euch beiden zu dinieren. Ganz unzeremoniell, wie er sich ausdrückte.“
„Was immer das auch heißen mag …“, murmelte Kalila unglücklich.
„Kein Kaftan, kein Schleier!“
„Oh, gut!“ Diesmal war es ein Seufzer der Erleichterung, mit dem Kalila die Nadeln aus ihrer Steckfrisur zog und die herabfallende Haarfülle mit den Händen auflockerte.
Juhanah half ihr aus dem kostbaren Gewand, das sie gleich darauf sorgfältig glättete und aufhängte. „Du weißt, dass dieser Kaftan deiner Mutter gehört hat?“
„Wirklich? Nein, das wusste ich nicht. Ich habe sie nie etwas in dieser Art tragen sehen.“
„Sie tat es auch nur sehr selten.“ Versonnen fuhr Juhanah mit dem Zeigefinger über die Goldlitze. „Doch dieses Prachtstück trug sie auf ihrer Verlobungsparty – es war das Brautgeschenk deines Vaters. Sie sah darin wunderschön aus.“
Kalila versuchte sich ihre Mutter vorzustellen. Groß, schlank, blond … und dann in diesem Kaftan! Niedergedrückt durch den schweren Brokatstoff und die in sie gesetzten Erwartungen …?
Möglicherweise, vielleicht aber auch nicht. Immerhin hatte sie sich selbst für König Bahir entschieden, sodass es, ungeachtet diplomatischer Winkelzüge, auf jeden Fall auch eine Liebesheirat gewesen war.
Warum kann es bei mir nicht genauso sein? fragte sich Kalila, während sie ausgestreckt auf ihrem Bett lag und bezweifelte, auch nur ein Auge zutun zu können. Doch entgegen ihren Befürchtungen dauerte es gar nicht lange, bis sie fest schlief.
Als sie wieder aufwachte, stand die Sonne bereits tief am Himmel, und die leichte Brise, die durch das offene Fenster hereinwehte, war überraschend kühl.
Kalila strich sich die wirren Locken aus dem Gesicht, stand auf und trat ans Fenster. Der feuerrote Ball am Horizont und der leuchtende Himmel darüber wurden zunehmend von der hereinbrechenden Dunkelheit geschluckt und schließlich ganz ausgelöscht. Mit einem wohligen Schaudern dachte Kalila, dass sie wohl nie müde würde, dieses grandiose Schauspiel zu bewundern. Derart spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge hatte sie in England schmerzlich vermisst.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie sich sputen musste, wenn sie nicht zu spät zum Dinner kommen wollte.
Die Frau, die Prinz Aarif heute Abend entgegentreten würde, sollte nichts gemein haben mit der traditionell gekleideten
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