Verbotene Geliebte des Scheichs
Nähe eines anderen Menschen derart bewusst gewesen. Mit jeder Faser ihres Körpers nahm sie Aarif wahr. Das Rascheln seiner Kleidung, die leisen Kaugeräusche, sogar seine Atemzüge. Noch nie hatte sie dieses unerklärliche Verlangen verspürt, jemanden zu berühren … wissen zu wollen, wie sich seine Haut anfühlte, das dichte schwarze Haar. War es rau, oder würde es sich weich um ihre Finger locken …?
„Haben Sie selber noch nie so etwas gespürt?“, fragte sie spontan, um sich von ihren gefährlichen Fantasien abzulenken.
„Gespürt?“ , echote er verblüfft. „Was?“
„Diesen unbändigen Drang nach Freiheit. Wollten Sie nie vor irgendjemand oder irgendetwas fliehen?“
Es dauerte eine ganze Weile, ehe Kalila eine Antwort bekam. „Vielleicht, als ich noch sehr jung war …“ Es klang, als könne er sich nur mühsam daran erinnern. „Aber solchen kindlichen Sehnsüchten bin ich lange entwachsen. Und Sie müssen das auch.“
Dazu sagte sie nichts. Natürlich war es kindisch gewesen, einfach so wegzulaufen. Ein verzweifelter Impuls, geboren aus der Angst, sich selbst aufgeben zu müssen. Aber einen Moment lang hatte sie sich wirklich frei und unbeschwert gefühlt. Doch Kalila bezweifelte, ob Aarif das verstehen würde, selbst wenn sie versuchte, es ihm zu erklären.
„Außerdem haben Sie vier ganze Jahre in Cambridge Ihre Freiheit genießen können“, erinnerte Aarif sie nüchtern. „Haben Sie etwa Angst, dass mein Bruder Sie in die Frauengemächer einschließen wird? Er ist ein moderner Mann, Prinzessin.“
„Gestern haben Sie mich noch Kalila genannt.“
„Gestern ist nicht heute …“, murmelte er rau.
„Wo sind eigentlich die anderen?“, fragte Kalila angesichts seines intensiven Blicks kleinlaut.
„Hoffentlich am Flughafen, wie ich es befohlen habe. Der Sandsturm wird nicht vor morgen früh vorüber sein. Aber dann werden wir uns ihnen so schnell wie möglich anschließen.“
„Und wie sollen wir unsere Abwesenheit erklären?“
„Darüber nachzudenken, haben Sie jetzt ausreichend Zeit, Prinzessin“, erinnerte er sie spöttisch. „Na, was werden Sie Ihrer treuen Dienerin sagen? Sie hat angenommen, Sie fühlten sich wirklich unwohl. Und wie wollen Sie es den Sicherheitskräften erzählen, die geschworen haben, Sie mit ihrem Leben zu verteidigen und zu beschützen? Wollen Sie denen auch eine Lektion in Sachen Freiheit geben?“
„Nicht …“, flüsterte Kalila und versuchte, sich gegen den Schmerz zu wehren, den seine vorwurfsvollen Worte in ihr auslösten. „Ich weiß nur zu gut, dass ich mich dumm und unverantwortlich verhalten habe! Ich mache mir doch selbst bereits genug Vorwürfe!“
„Wie haben Sie Ihre Flucht überhaupt vorbereitet?“, fragte Aarif nach einer Weile in ruhigerem Ton. „Wer hat das Pferd und die Packtaschen hinter den Felsen deponiert? Sie müssen Hilfe gehabt haben.“
„Darüber möchte ich nicht reden. Ich … ich möchte nicht, dass derjenige dafür bestraft wird.“
„Sie sollten bestraft werden!“, ereiferte sich Aarif aufs Neue, riss sich aber gleich wieder zusammen.
„Schon gut“, murmelte Kalila erschöpft. „Ich werde mich in mein Schicksal ergeben, auch wenn eine arrangierte Ehe für mich immer noch den absoluten Horror bedeutet. Aber Zakari wird sich nicht über mich beklagen können. Ich werde mein Bestes geben. Sind Sie jetzt endlich zufrieden?“
War er das? Sein verschlossenes Gesicht zeigte keine Regung.
Kalila seufzte. „Ich will nur geliebt werden, Aarif. Das ist doch das natürlichste Bedürfnis eines jeden Menschen, oder nicht? Menschen sind für die Liebe geschaffen worden. Aber selbst wenn Zakari lernen sollte, mich zu lieben, ist es nicht dasselbe, als wenn …“ Sie brach ab und schüttelte den Kopf. „Man müsste von vornherein wählen dürfen. Meine Eltern durften es, und Ihr Vater und Ihre Stiefmutter auch. Warum ist mir das nicht vergönnt?“
Das hörte sich so verzweifelt an, dass Aarifs Herz sich schmerzhaft zusammenzog. „Ihnen ist eben ein anderes Schicksal bestimmt, Prinzessin“, sagte er tonlos. „Uns bleibt nicht immer eine Wahl.“
„Und was ist mit Ihnen? Wollen Sie denn nicht lieben und von jemand geliebt werden?“ Sie wusste, dass die Frage viel zu intim und geradezu unverschämt war, aber sie konnte nicht anders. Sie wollte es wissen. Sie musste es einfach wissen!
„Was ich will oder nicht, hat keine Bedeutung“, kam es dumpf zurück. „Das war noch nie anders. Was allein zählt,
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