Verbotene Geliebte des Scheichs
ein stummer Einklang ihrer Herzen, die im gleichen Takt schlugen, erschienen war, lastete jetzt wie eine dunkle, schwere Decke auf ihr. Euphorische Lust und Ekstase wandelten sich im fahlen Morgenlicht zu etwas Schäbigem, Schuldbehaftetem. Kalila fühlte sich nicht mehr frei, sondern irgendwie billig und schmutzig.
Sie wollte es nicht, konnte sich aber nicht dagegen wehren.
Und so ist es doch auch! klagte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf sie an. Du hast gerade deinen Verlobten mit seinem Bruder betrogen!
Gepeinigt schloss Kalila die Augen und erstickte das aufsteigende Schluchzen mit ihrer Faust. Reue und Scham überschwemmten sie in heftigen Wogen, und das Herz, das eben noch vor Liebe jubiliert hatte, lag schwer wie ein Stein in ihrer Brust.
„Aarif …“, wisperte sie. Sie wusste nicht, was sie sagen, wie sie beginnen sollte.
„Nicht.“ Das eine kleine Wort klang so abweisend, hart und kalt, dass Kalila fröstelte.
Noch ehe sie überlegen konnte, wie es jetzt weitergehen sollte, hatte Aarif sich mit einer geschmeidigen Bewegung erhoben, zog sich mit fahrigen Bewegungen an, riss das Klebeband mit ungeduldigen Fingern vom Zelteingang, trat ins Freie und ging sofort zu den Pferden hinüber. Mit tränenverschleiertem Blick schaute sie ihm hinterher und stieß einen kleinen Klagelaut aus, als sie sah, wie natürlich und geradezu zärtlich er sich den Tieren zuwandte.
Ist doch kein Wunder! wurde sie von der Stimme in ihrem Hinterkopf verspottet. Sie sind ja auch unschuldig … du nicht!
Unschuld! Was für ein immens wichtiges, hoch gehandeltes Gut für eine Frau wie sie! Und das in zweifacher Hinsicht. In Aarifs Armen hatte sie nicht nur ihre Unschuld als unberührte Frau verloren, sondern sich auch noch als ehrenhafte Prinzessin, Tochter und Verlobte in einem unverzeihlichen Maße schuldig gemacht!
In einem anderen Zeitalter hätte man mich dafür gesteinigt! fuhr es Kalila voller Selbstanklage durch den Kopf, und zu ihrem Entsetzen musste sie ein hysterisches Gelächter unterdrücken, das sich Bahn brechen wollte.
Okay, sie hatte ihre Unschuld verloren. Zu was für einer Frau machte sie das?
Kalila holte tief Luft und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie brauchte einen Plan, um aus dieser Situation herauszukommen, und dabei möglichst wenige der Menschen zu enttäuschen, die so sehr auf sie zählten …
Ihr Vater, ihr Verlobter, Juhanah, die Menschen in Zaraq und Calista … und Aarif?
Sie musste mit ihm reden! Ob es ihm passte oder nicht! Jetzt war nicht die Zeit für Schamhaftigkeit und diplomatische Winkelzüge.
Kalila wusch sich notdürftig mit etwas Wasser aus ihrer mitgebrachten Feldflasche, zog sich an und trat hinaus in den kühlen Morgen. Die Stille nach dem Sturm war geradezu sprichwörtlich, doch um sich herum sah sie die Zeichen der Verwüstung, die der Schirokko hinterlassen hatte. Rasch schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass durch ihr selbstsüchtiges Verhalten nicht auch noch jemand verletzt worden war oder sogar sein Leben hatte lassen müssen.
Dann atmete sie ein paar Mal tief durch, um sich selbst Mut zu machen, und ging zu Aarif hinüber. Er stand mit dem Rücken zu ihr zwischen den Pferden. Mit hängendem Kopf stützte er sich mit einer Hand an der Felswand ab. Jede Linie seines starken Körpers zeugte von unterdrückter Wut.
Minutenlang stand sie einfach nur da und überlegte, wie sie beginnen sollte. Die Pferde schienen ihre Anwesenheit zu merken und wurden zunehmend unruhig. Und dann sprach Aarif …
„Wir werden erzählen, dass ich Sie erst heute Morgen gefunden habe, Prinzessin“, sagte er im kühlen, nüchternen Konversationston, ohne sich nach ihr umzudrehen. „Sie haben hier allein Schutz gefunden, und ich habe den Sturm anderswo abgewartet. So bleibt offiziell wenigstens Ihr Ruf gewahrt. Ich glaube nicht, dass jemand die geplante Hochzeit unterminieren oder Ihnen auf sonst eine Art schaden möchte.“
Kalila hörte die Worte, aber sie machten keinen Sinn.
Es war, als versuche Aarif eine klaffende, schmerzende Wunde mit einem viel zu kleinen Pflaster abzudecken, um den Schaden zu beheben.
„Hört sich vernünftig an, trifft aber nicht ganz den Kern der Sache, oder?“, versuchte sie es im gleichen Ton.
Aarif zuckte zusammen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Wert darauf legen, allen zu erzählen, was wirklich passiert ist, Prinzessin“, brachte er mühsam hervor. „Verdammt! Verstehst du denn nicht, dass ich verzweifelt versuche, die
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