Verbotene Geliebte des Scheichs
ist, das Beste zu geben … für meine Familie und mein Land.“
„Und Ihre eigenen Bedürfnisse spielen dabei gar keine Rolle?“
„Nein.“
Kalila hatte das Gefühl, unabsichtlich ein dunkles Kapitel seines Lebens oder seiner Erinnerung berührt zu haben, das sie frösteln ließ und ihr Angst machte.
Aarif beachtete sie nicht mehr. Er bemühte sich, im Sitzen seine Stiefel auszuziehen und es sich so bequem wie möglich zu machen. „Wir sollten schlafen. Sobald sich der Sturm legt, reiten wir los.“
Kalila nickte stumm, zog ebenfalls ihre Stiefel aus und breitete die mitgebrachte Decke aus. Dann legte sie sich hin. Wenn sie den Arm ausstreckte, würde sie Aarif berühren können. Doch so groß die Versuchung auch war, unter dem Baumwollstoff die Härte seiner Muskeln zu testen … sie verdrängte sie erfolgreich und rollte sich seufzend auf die Seite.
Der Wind heulte immer noch unverdrossen, und das Flattern der Zeltplane hörte sich an wie eine musikalische Untermalung der Symphonie des Sturmes. Morgen würden sie wieder zurück in der Zivilisation sein. In Calista. Sie würde Zakari treffen. Und was würde sie ihm sagen? Wie sollte sie ihm erklären, was sie getan hatte? Und warum?
Kalila schloss die Augen, unfähig eine Antwort auf ihre Fragen zu finden. Morgen, sagte sie sich traurig, morgen …
Und so lag sie noch eine lange Zeit wach, lauschte auf das Toben der Elemente und auf Aarifs ruhige, tiefe Atemzüge. Und irgendwann fiel auch sie in einen unruhigen Schlaf, aus dem sie nach wenigen Stunden durch ein seltsames Geräusch wieder aufschreckte.
Alles um sie herum war ganz still. Der Sturm hatte sich offenbar gelegt, aber was hatte sie dann geweckt? Und dann hörte sie es wieder. Es waren kurze erstickte Laute … kaum mehr als ein abgehacktes, schweres Atmen, unverständliche angstvolle Wortfetzen … und sie kamen aus Aarifs Richtung.
Kalila befreite sich von ihrer Decke und kroch langsam auf ihn zu. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken. Auf seiner Haut glänzte ein dünner Schweißfilm. Die Lippen waren schmerzlich verzogen, und die Augenlider zuckten, als fechte er einen stummen, verbissenen Kampf.
Offenbar hatte er einen Albtraum.
6. KAPITEL
Es war immer dasselbe. Quälende Bilder eines Horrorszenarios, an dem er nie etwas ändern konnte, egal, wie verzweifelt er darum rang.
Er wusste, dass es ein Traum war, und konnte sich dennoch nicht aus eigener Kraft daraus befreien. Der Albdruck legte sich wie ein Zentnergewicht auf seine Brust und schnürte ihm die Kehle zu, während der erstickte Schrei seines Bruders in seiner Seele widerhallte.
„Aarif … Aarif …!“
Und er tat nichts. Konnte nichts tun! Aarif spürte wieder die sengende Hitze auf seinem Gesicht, streckte die Hand aus und versuchte, Zafir zu erreichen. Doch er war zu weit weg, und das blasse, entsetzte Jungengesicht mit dem weit geöffneten Mund löste sich auf, als Aarif vom Floß rutschte. Salzwasser drang ihm in Mund und Nase, ehe sich die dunklen Fluten über ihm schlossen …
„Aarif …“
Die Stimme war jetzt sanfter, weicher, wie ein Ruf aus einer anderen Welt, aber der Traum wollte ihn nicht loslassen. Er hielt ihn in seinen grausamen Fängen. Aarifs kraftvoller Körper bäumte sich dagegen auf, und Kalila atmete schwer, während sie versuchte, ihn zu halten und zu beruhigen.
„Aarif …“, wisperte sie flehend, aber er hörte sie nicht. Was immer ihn peinigte, musste so schrecklich sein, dass es außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag.
„Nein …!“ Sein heiserer Aufschrei, den sie in ihrem ganzen Leben nicht würde vergessen können, sandte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken und verstärkte gleichzeitig das brennende Verlangen, ihn aus seiner Not zu befreien.
„Alles ist in Ordnung“, sagte sie mit festerer Stimme als zuvor. „Es ist nur ein Traum!“ Doch noch während sie es aussprach, wusste sie, dass es etwas viel Realeres, Stärkeres war, das ihn derart quälte.
Mit zitternden Fingern strich sie ihm das feuchte Haar aus der Stirn. Ihre Gesichter waren einander ganz nah. In dem Moment öffnete Aarif die Augen. Der gepeinigte, verlorene Ausdruck in ihnen wich langsamem Verstehen. Und plötzlich entrang sich seiner Brust ein dumpfer, unartikulierter Schrei, und er versuchte, sich von Kalila wegzudrehen.
Kalila wusste sofort, dass er es kaum ertragen konnte, dass sie Zeugin seines privaten Schmerzes war, und handelte rein instinktiv. Er sollte sich nicht von ihr entfernen. Nicht
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