Verbotene Geliebte des Scheichs
gedenke. Ich halte es wirklich für besser, wenn wir uns hier im Palast aus dem Weg gehen, Kalila. Zumindest bis zur Rückkehr meines Bruders.“
Trotzig schürzte sie die Lippen. „Und was schlägst du vor, soll ich in den nächsten zwei Wochen tun?“
„Tun?“, echote er verblüfft.
„Ich meine, außer in meinem Gästezimmer herumzuhängen und Bonbons zu lutschen. In dem ganzen verflixten Palast ist keine Menschenseele, die sich für mich interessiert. Du hast meinem Vater erzählt, es gäbe eine Menge Hochzeitsvorbereitungen zu erledigen. Wo denn? Und mit wem?“
Mit jedem Wort versteifte Aarif sich nur noch mehr. „Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, dich zu unterhalten.“
„Nicht? Hat dein Bruder dir nicht aufgetragen, dich um mich zu kümmern? Was würde er sagen, wenn er wüsste, dass du mich derart vernachlässigst?“
„Er hat mir befohlen, dich zu beschützen!“, stieß er wild hervor. „Und ich habe versagt!“ Abrupt wandte er sich um und trat ans Fenster.
Kalila schluckte, während sie wie gebannt auf seinen breiten Rücken starrte. „Wo sind eigentlich deine Brüder und Schwestern?“, fragte sie in annähernd normalem Ton.
Aarif zuckte mit den Schultern. „Beschäftigt, nehme ich an.“
„Werden sie zur Hochzeit kommen?“
„Natürlich.“ Kalila seufzte und ließ sich in den freigewordenen Sessel fallen. Er war noch warm von Aarifs kraftvollem Körper. Ein wohliger Schauer überlief sie. Neugierig schaute sie sich in der ziemlich kleinen, ungewöhnlich anheimelnden Bibliothek um. Es war ein privater Raum, wie geschaffen zum Rückzug von der Welt und allem, was man ausschließen wollte.
„Kannst du mir wenigstens einen Agatha-Christie-Roman ausleihen, ehe ich mich noch zu Tode langweile?“, fragte sie pragmatisch.
Langsam wandte er sich um. „Meinst du das ernst?“
„Auf jeden Fall“, versicherte Kalila, schöpfte aber angesichts seines fast freundlichen Tonfalls erneut Hoffnung. „Noch lieber wäre mir natürlich, du würdest mich etwas mehr mit dem Land vertraut machen, dessen Königin ich bald sein soll. Angesichts meiner zukünftigen Stellung kann ich mich wohl schlecht allein auf Erkundungstouren begeben, oder?“
Aarif maß sie mit einem misstrauischen Blick, doch Kalilas arglose Miene gab keinen ihrer wilden, sehnsuchtsvollen Gedanken preis. Hauptsache, er hörte ihr Herz nicht klopfen, das aus ihrer Brust zu springen drohte.
„Das könnte ich tatsächlich tun“, sagte er langsam und nachdenklich. „Ich könnte dich morgen beispielsweise ein wenig in Serapolis herumführen, wenn du magst.“
Nur nicht übertreiben! hämmerte Kalila sich ein und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Das wäre wirklich nett von dir … danke.“ Jetzt gab es keinen Grund mehr für sie, ihren Aufenthalt in dem gemütlichen Raum auszudehnen und sich noch tiefer in den komfortablen Sessel zu kuscheln.
Also zwang sie sich dazu aufzustehen. „Was ist mit meinem Buch?“
Aarif grinste. „Gleich, nachdem ich es ausgelesen habe. Geh zu Bett, es ist schon spät. Und … schlaf gut, Prinzessin.“
Es war erst kurz nach neun, wie Kalila wusste, doch genauso gut hätte Aarif sagen können: Halt dich von mir fern.
„Gute Nacht“, flüsterte sie und verließ mit gesenktem Kopf den Raum.
Es dauerte eine Weile, bis sie den Weg zu ihrer Suite gefunden hatte. Vielleicht strengte sie sich auch einfach nicht genug an, denn im Grunde genommen wollte sie überhaupt nicht zurück in ihr Gefängnis. Vor der Tür zu ihrem Schlafzimmer schloss sie gequält die Augen und ließ es zu, dass dicke Tränen unter den Lidern hervorquollen und ungehindert über ihre Wangen rollten.
„Aarif …“, flüsterte sie sehnsuchtsvoll. Dann gab sie sich einen Ruck, öffnete die Tür und ging zur Fensternische hinüber, wo sie sich auf die breite Bank hockte, mit beiden Armen die angezogenen Knie umschlang und ihr brennendes Gesicht darauf bettete.
Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, als es leise klopfte. Kalila rutschte von ihrem Sitz herunter, wischte sich eine Träne von der Wange und öffnete die Tür. Vor ihr stand Aarif. Das geliebte Gesicht wie gewohnt in strenge Falten gelegt, mit einem fast wütenden Ausdruck in den dunklen Augen.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, fragte Kalila irritiert und zuckte zusammen, als Aarif ihr abrupt einen flachen Gegenstand in die Hand drückte.
„Hier. Mein Krimi, ich dachte, du brauchst ihn vielleicht nötiger als ich.“
„Danke“,
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