Verbotene Geliebte des Scheichs
schläfrigen Kobras mit hellen Flötentönen aus ihren Körben zu locken versuchten, taten sie ihr Bestes, um den Vorübergehenden noch die eine oder andere Münze aus der Tasche zu ziehen.
Doch am meisten beeindruckt zeigte Kalila sich von einem mobilen Zahnarzt, der neben einem kleinen Bauchladen offenbar nicht mehr als eine Kiste brauchte, auf die sich der leidende Patient setzen musste, bevor er ihm ohne irgendeine Betäubung den schmerzenden Zahn versorgte oder einfach zog.
„Er ist nur engagiert, um Touristen etwas zum Gruseln zu bieten“, raunte Aarif ihr ins Ohr. „Calista verfügt natürlich längst über ein ausgezeichnet funktionierendes Gesundheitssystem.“
Kalila lachte erleichtert. „Soll das heißen, du selbst hast noch nie seine Dienste in Anspruch genommen?“
„Ganz sicher nicht!“ Aarif schob eine Hand unter ihren Ellenbogen und dirigierte Kalila sanft von der faszinierenden Szene in Richtung einer kleinen Mauer, auf der sich die offensichtlich erschöpfte Juhanah niedergelassen hatte. Sie wirkte erhitzt und fächelte sich mit einem Tuch Luft zu. „Ich habe das Gefühl, deine ehemalige Kinderfrau beginnt langsam zu schwächeln.“
Sofort lief Kalila schuldbewusst und voller Reue auf Juhanah zu, und Aarif schaute gedankenverloren auf seine verwaiste Hand, ehe er sie mit einem schiefen Lächeln einfach fallen ließ.
„Warum gönnen wir uns nicht eine Teepause?“, schlug er vor, nachdem er sich zu den beiden Frauen gesellt hatte. Kurz darauf betraten sie ein helles Gebäude, in dem sich ein gemütliches und offenbar sehr beliebtes Café befand. Kaum drinnen, wurden sie von allen Seiten mit Zurufen und guten Wünschen bombardiert, was Aarif, im Gegensatz zu den Damen, nicht zu irritieren schien.
Unbeeindruckt führte er sie eine Treppe hinauf auf die Dachterrasse, die sich als eine Oase der Ruhe entpuppte. Sie nahmen an einem der einzeln stehenden Tische Platz, und ein dunkel gekleideter Kellner brachte ihnen Pfefferminztee in wundervoll ornamentierten Gläsern und dazu ein Schälchen mit Pistazien. Sie nippten und knabberten eine Weile in stillem Einvernehmen, dann stellte Kalila ihr Glas ab und lächelte Aarif offen an.
„Danke, Prinz Aarif, dass Sie uns Ihr Serapolis gezeigt haben.“
„Oh, das war längst nicht alles“, wehrte er ab. „Hier gibt es noch eine Menge mehr zu sehen, obwohl vieles sicher nicht so aufregend ist wie der Marktplatz.“
„Der gefällt mir aber auch besonders gut.“
„Deine Dienerin scheint er auf jeden Fall geschafft zu haben …“, murmelte Aarif gedämpft, mit einem beziehungsvollen Blick auf Juhanah, deren Kopf auf die Brust gesunken war und die offenbar ein Nickerchen machte.
Kalila lächelte zärtlich. „Arme Juhanah. Ich war so begeistert von allem, dass ich ganz vergessen habe, mich um sie zu kümmern. Vielleicht lassen wir sie einfach ein wenig schlafen.“ Trotz Mitleid und Fürsorgepflicht, die sie für ihre treue Dienerin empfand, sah Kalila ganz unverhofft die Chance auf ein offeneres Gespräch zwischen Aarif und ihr, als es unter Juhanahs Argusaugen möglich gewesen wäre.
„Du hast mich gefragt, warum ich meinem Vater nach Cambridge nicht Widerstand entgegengesetzt und damit die Hochzeit abgebogen habe“, wandte sie sich ohne große Vorrede an ihn. „Und ich habe dir gesagt, dass ich dazu erzogen wurde, immer und unter allen Umständen den Gehorsam meinen Eltern und der Krone gegenüber an erste Stelle zu setzen. Nicht ungewöhnlich für eine Tochter oder Frau in unserer Heimat. Aber was ist mit dir? Erstens ist Calista viel westlicher orientiert als Zaraq, zweitens bist du ein Mann. Und nicht einmal der Thronfolger. Was hat dich also dazu bewogen, nach deinem Auslandsstudium zurückzukehren?“
Aarif war so überrascht über ihre offene Frage, dass er erst mal einen Schluck Tee nahm, um Zeit zu gewinnen und seine Gedanken zu ordnen.
„Warst du nicht wenigstens eine Sekunde lang versucht, in Oxford zu bleiben?“, hakte Kalila nach.
„Nein!“, kam es so prompt und hart zurück, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. „Meine Pflichten liegen hier in Calista. Etwas anderes gibt es nicht für mich.“
„Dann wolltest du also schon immer im Diamantengeschäft mitmischen?“
„Immer … nein. Aber seit vielen Jahren. Nachdem …“ Er unterbrach sich und machte eine abwehrende Handbewegung.
„Was ist mit deinen anderen Brüdern? Haben sie auch mit dem Diamanthandel zu tun? Hast du nicht sogar einen
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