Verbotene Küsse in der Halbzeit (German Edition)
in Hollys Gesicht.
„Du siehst auch wunderschön aus“, raunte Holly ihr dabei zu.
„Danke, dass du diese Kleider gewählt hast.“ Erin sah an sich hinab. Eigentlich hatte sie mit rosafarbenen Brautjungfernkleidern gerechnet, aber Holly hatte bodenlange Chiffonkleider im griechischen Stil mit einer freien Schulter und drapierten Falten gewählt, die durch ein dezentes Perlgrau bestachen.
„Ich wusste, dass dir dieses Kleid wunderbar stehen würde“, gestand Holly und grinste verschmitzt, als sie auf Erins Haare deutete, die zu einem romantischen Zopf geflochten waren, der elegant über ihr Schlüsselbein fiel. „Aber Amber sieh t damit wie eine graue Maus aus und Nicole wirkt zehn Kilo schwerer.“
„Holly“, rief Erin entrüstet, bevor sie in ihr Lachen einfiel.
Während der Trauung merkte Erin, dass sie wirklich kein Eiszapfen war. Mehrmals musste sie sich die Tränen wegwischen, weil sie gerührt zusah, wie sich Holly und Corey das Jawort gaben. Beide sahen wirklich glücklich aus, auch wenn die Ringzeremonie kleine Schwächen aufwies, als Corey den Ring fallen ließ und ihn auf dem Boden erst einmal suchen musste. Natürlich war das Schluchzen ihrer Mutter in der ganzen Kirche zu hören, aber auch das konnte die Zeremonie nicht trüben.
Kaum war die Hochzeitsgesellschaft in dem wundervoll dekorierten Festsaal eines Countryclubs angekommen, hatte Erin alle Hände voll zu tun, ihren Aufgaben als erste Brautjungfer nachzukommen. Ständig musste sie den Brautstrauß halten, Hollys Kleid richten und ihr Gesicht nachpudern. Beson ders heikel wurde es, als Holly auf die Toilette musste und Erin den voluminösen Rock hochhalten durfte. Sie kam sich wie eine Hochzeitsplanerin vor, als es Probleme bei der Vorspeise gab und sie mit dem Manager des Clubs absprechen musste, wann der nächste Gang serviert werden sollte, während sie sich gleichzeitig um die Sitzordnung kümmern durfte, die in der letzten Sekunde umgeworfen wurde. Anscheinend hatte sich ihre Grandma mit ihrer Schwester verstritten und weigerte sich nun, mit ihr an einem Tisch zu sitzen. Erin blieb nicht anderes übrig, als sich selbst an den Tisch mit ihren Tanten zu setzen, auch wenn sie genau das hatte vermeiden wollen.
Sie goss sich ein weiteres Glas Champagner hinter die Binde und nahm ziemlich zum Schluss ihren Platz neben ihrer herrischen Großtante Sue und ihrer schwerhörigen Tante Lucinda ein, während sie um ein Wunder betete. Großtante Sue hatte drei Ehemänner beerdigt und beerbt, weshalb die ganze Familie munkelte, dass sie ihre armen Männer so lange mit ihrer penetranten Art gepiesackt hatte, bis diese frohen Mutes gestorben waren, um dem Ehehorror mit Tante Sue zu entgehen. Erin konnte die glücklichen Verstorbenen verstehen. Nach nicht einmal fünf Minuten hatte sie das extreme Bedürfnis nach Alkohol oder einer Klebepistole, um Tante Sues Mund zu versiegeln.
„Holly ist eine wunderschöne Braut.“
„Das ist sie wirklich“, stimmte sie zu und starrte auf ihren Vorspeisenteller. Die Gabel war ziemlich spitz. Im Notfall könnte sie Tante Sue damit sicherlich abwehren.
„Wirst du nicht neidisch, wenn du deine kleine Schwester in einem Brautkleid siehst?“
„Nein.“ Sie seufzte auf. „Ich freue mich für Holly, Tante Sue.“
„Natürlich tust du das.“ Sie dehnte die Worte mit einem biestigen Ton in die Länge. „Aber jede Frau will heiraten ...“
Erin schnaubte sarkastisch und blickte auf. „Ehrlich?“
„Natürlich“, bekräftigte Tante Sue. „Sogar Lesben heiraten heutzutage.“
Tante Lucinda ließ ein lautes Schmatzen hören und beugte sich mit ihrem guten Ohr vor. „Wer?“
„Lesben“, erwiderte Tante Sue lauter und zog damit die Aufmerksamkeit aller anderen Tischnachbarn auf sich.
Erin verdrehte die Augen und fühlte sich eingepfercht zwischen ihren beiden wunderlichen Tanten. Tante Sue war wie immer grell geschminkt und trug ein unmögliches Kleid – jedenfalls für eine Frau ihres Alters – während Tante Lucinda Federn in ihr Haar gesteckt hatte und Lippenstift auf den Zähnen erkennen ließ.
„Wer ist eine Lesbe?“ Da Tante Lucinda schwerhörig war, erklang ihre Stimme immer eine Spur lauter und zog nun auch die Blicke der Gäste an den umstehenden Tischen auf sich.
„Niemand hier ist eine Lesbe“, wies Tante Sue sie laut zurecht. „Schwule gibt es in unserer Familie, immer hin trägt dein Neffe Charlie diese engen Hosen, aber eine Lesbe haben wir nicht.“
„ Wo gibt es eine
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