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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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sie.
    »Sonja!« Er folgte ihr. Sie ging in ihr Arbeitszimmer und stellte Flasche und Glas auf den makellos leer geräumten Schreibtisch. Nur Tastatur, Maus und Monitor durften auf dem Schreibtisch sein. Sie wollte sich ganz auf die Schreibarbeit konzentrieren können.
    »Lass dich doch nicht so hängen.«
    Sie setzte sich an den Schreibtisch. Tippte die Maus an. Der Monitor erwachte zum Leben. Eine leere weiße Seite. Sie schrieb »4. Kapitel«. Und wusste nicht weiter. André stand in der Tür, als erwartete er eine Antwort von ihr.
    »Hast du morgen schon was vor? Morgen Abend?«, fragte sie. Ihre Stimme war rau.
    »Morgen Abend? Nicht, dass ich wüsste.«
    »Gut. Ich würde gern morgen Abend mit dir weggehen.«
    »Okay …« Er stand noch kurz in der Tür, als hätte ihn der abrupte Themenwechsel durcheinandergebracht. Dann ging er und ließ Sonja mit ihren Sorgen allein.
    Der verdammte Roman.
    Das Gefühl, dass er sie nicht mehr so begehrte wie früher, dass sich bei ihnen etwas verändert hatte.
    Und dieser verdammte Hochzeitstag morgen. Vier Jahre …
    Viele Freunde hatten sie gewarnt, bloß nicht zu heiraten. André und sie waren immer das Vorzeigepaar gewesen, das einander bedingungslos vertraute. Es war für Sonja nie ein Problem gewesen, dass André gerne mit anderen Frauen schlief. Ebenso wenig machte er ihr Vorwürfe, wenn sie mal abseits des Ehebetts wilderte. Sie führten eine offene Beziehung, und daran hatte auch ihre Eheschließung nichts geändert.
    Aber seit einigen Wochen … Sonja schob es auf die Arbeit am Buch. Auf den Herbst, der sie immer müde machte. Auch André stand in der Klinik unter Druck; er hielt zwar diese Probleme von ihr fern, aber sie merkte doch, dass er sich verändert hatte.
    Sie erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, ob es da draußen eine Frau gab, die er mehr begehrte als sie. Sie waren beide überarbeitet.
    Höchste Zeit, ihren Hochzeitstag angemessen zu feiern.
    Sie hatte sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen …
    * * *
    Ihre Atemzüge gingen langsam und regelmäßig.
    Er lag im Dunkeln wach und lauschte. Meist brauchte er keinen Wecker; sein Schlaf war leicht, und er beherrschte die Kunst, stets zu der Uhrzeit aufzuwachen, die er sich am Vorabend vornahm.
    Aber heute war er viel zu früh aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen.
    Irgendwann hielt er es nicht länger aus, schlug die Decke zurück und tapste barfuß ins Badezimmer. Während er pinkelte, dachte er darüber nach, wie dumm es doch war, seinen Hochzeitstag im November zu begehen. Warum hatten sie damals ausgerechnet in diesem trüben, tristen Monat geheiratet? Weil sie es allen zeigen wollten? Weil ihnen der Termin egal war?
    Letzteres war wahrscheinlicher. Sie hatten ihre Eheschließung immer als eine ironische Randbemerkung betrachtet, die nichts an ihrer Beziehung änderte.
    Und eigentlich hatte sich nichts geändert. Nur dass er manchmal das Gefühl hatte, diese Ehe mache ihn unfrei.
    Er zog ab, stieg unter die Dusche. Während das heiße Wasser auf seinen Kopf prasselte, dachte er darüber nach, was es bedeutete, einander ein Leben lang treu zu sein.
    Wie sehr er sie liebte.
    Daran zumindest bestand kein Zweifel. Aber er vergaß es allzu leicht. Manche Tage sah er sie an und fragte sich, ob sie ihn noch liebte. Dann war er froh, dass es den Hochzeitstag gab. Einen Tag, den sie in den letzten Jahren immer gefeiert hatten. An denen sie ihm immer ihre besondere Liebe gezeigt hatte, die wie ein unsichtbares Band war. Er war da einfallsloser, aber er wusste,dass sie sich über das Frühstück freute, das er ihr an den Hochzeitstagen immer zubereitete.
    Zwanzig Minuten später öffnete er mit dem Ellbogen die Tür zum Schlafzimmer. Sie schlief; die Hand unter die Wange geschoben und den Körper in Embryonalstellung zusammengekrümmt, lag sie unter ihrer Bettdecke, die andere Hand nach seiner leeren, kalten Bettseite ausgestreckt.
    Als er das Tablett abstellte, klirrte das Geschirr dezent. Sie wachte auf, blinzelte müde. Das Lächeln, das ihr Gesicht erhellte, ließ für ihn keinen Zweifel. Sie liebte ihn.
    »Guten Morgen, Liebes.« Er beugte sich vor und küsste sie. Warm und süß duftend rekelte sie sich.
    »Guten Morgen. Du hast Frühstück gemacht.«
    Er lächelte und hockte sich auf die Bettkante. »Hast du etwas anderes erwartet?«
    Sie schüttelte den Kopf, dass ihre roten Locken flogen.
    André reichte ihr einen Kaffeebecher. »Und wie begehen wir diesen besonderen Tag?«, fragte er

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