VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
nicht in einem normalen Wagen, auch wenn die Limousine zugegebenermaßen zur gehobenen Klasse gehörte. Der Ärger und die Fassungslosigkeit, dass es Monika so leicht gelungen war, sie zu täuschen, hatten Sadie zutiefst misstrauisch gemacht. Dieser Mann – Drax, wie ihn der Professor genannt hatte – mochte vielleicht die Aura besitzen, die befehlsgewohnte Menschen ausstrahlten, aber das musste nicht bedeuten, dass er wirklich der war, für den er sich ausgab.
„Ich … Das klingt alles so weither geholt“, setzte sie zweifelnd an.
Aus den grünen Augen traf sie ein drohender Blick, eine explosive Mischung aus jäher Wut und arroganter Ungläubigkeit. „Sie wagen es also erneut, mich als Lügner zu bezeichnen?“
„Ich habe ein Recht darauf, vorsichtig zu sein. Ich will nicht noch einmal übertölpelt werden und dann in einer Situation enden, die mich völlig mittellos auf der Straße stehen lässt“, verteidigte Sadie sich. „Es gibt ein Sprichwort: ‚Hintergehst du mich einmal, so ist es deine Schuld. Hintergehst du mich ein zweites Mal, dann ist es meine Schuld.‘ Sie behaupten, der Herrscher von Dhurahn zu sein …“
„Weil ich der Herrscher von Dhurahn bin, zusammen mit meinem Bruder. Demgegenüber bin ich nicht Monika al Sawar. Ich habe meinem Land und meinem Bruder gegenüber eine Verantwortung zu tragen, ich werde niemals Schande über ihn bringen, genauso wenig wie er über mich.“
In diesen kurzen Stunden war so viel passiert, ihre Umstände hatten sich so drastisch geändert, dass es einem Erdbeben gleichkam. Sadie kam der ungute Gedanke, dass sie im Moment gar nicht in der Lage war, eine vernünftige Entscheidung zu treffen, vor allem nicht eine so kühne, wie die Stelle anzunehmen, die ihr angeboten wurde.
Doch … welche Alternative hatte sie denn? Sie stand da ohne Geld und ohne Flugticket. Eine Familie im eigentlichen Sinne, zu der sie nach England zurückkehren konnte und die sie mit offenen Armen empfangen und ihr helfen würde, hatte sie auch nicht. In England wartete kein Job auf sie. Und – sie warf einen grimmigen Blick auf den Mann, der neben ihr saß –, sie hatte nicht einmal ihren Pass. Weil er ihn einbehielt. Was sagte ihr das? Dass er gewillt war, sie mit niederen Methoden zu zwingen, das zu tun, was er verlangte.
„Was, wenn ich Ihr Angebot ablehne?“, fragte sie.
Drax hörte die Unsicherheit aus ihrer Stimme heraus. Er konnte erraten, was sie jetzt dachte. Sie war an den Golf gekommen, weil sie ein neues Leben anfangen wollte. Dieser Wunsch existierte noch immer in ihr, trotz Monika al Sawars Betrug.
„Warum sollten Sie das tun?“, antwortete er kühl mit einer Gegenfrage. „Dhurahn steht Zuran in nichts nach, eher kann es Ihnen wesentlich mehr bieten. Es wäre dumm, eine solche Chance auszuschlagen. Dummen Menschen biete ich keine Stelle an. Und da ich Ihnen eine solche angeboten habe, können Sie unmöglich dumm sein.“
Seine Arroganz war unglaublich! Und faszinierend. War sie tatsächlich fasziniert davon? Etwa auch von ihm? Gedanken und Bilder, wie sie sie nie zuvor gehabt hatte, wirbelten in ihrem Kopf umher wie Sandkörner, getrieben vom heißen Wüstenwind, drehten sich wie ein Strudel, bis Sadie nicht mehr wusste, was wahr und was Lüge war.
Dieser Mann – ob nun mächtiger Scheich oder dreisterHochstapler – besaß die gleiche Kraft wie der Wüstenwind, und ob sie es wollte oder nicht, sie wurde mitgerissen von ihm in einen reißenden Fluss von aufgeregter Erwartung und widersprüchlichster Bedenken.
Wenn er die Wahrheit sagte, wäre sie wirklich dumm, sein Angebot abzulehnen. Vor allem in ihrer jetzigen Situation, ohne das Gehalt von Monika und mit der Restsumme des Studienkredits, die sie noch zurückzahlen musste.
„Wenn ich die Stelle antrete, dann nur unter zwei Bedingungen“, hob sie entschlossen an.
Sie versuchte tatsächlich mit ihm zu handeln? Eine Frau?! Ohne Einfluss, ohne Job, bei ihm im Wagen eingeschlossen? Sie musste entweder tatsächlich sehr töricht oder sehr mutig sein. Qualitäten, die Vere nicht unbedingt begrüßen würde. Vere war ein fairer, aber auch ein autokratischer Mann, der keinen Widerspruch duldete. Er selbst dagegen … Drax gestand sich ein, dass er nicht immer ganz so fair war, dafür war er auch weniger autokratisch. Er wählte seine Taktiken entsprechend der Situation. Vere zog ihn des Öfteren damit auf, er sei ein allzu berechnender Machtpolitiker. Drax dagegen behauptete lieber von sich, dass er die
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