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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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des Whiskys bedürftig war oder ob ich sie erneut einschenken
lassen wollte. »Ich wollte ungefähr eine halbe Stunde reden — ist das richtig?«
    »Vollkommen«, sagte sie.
»Vielleicht sollte ich Ihnen besser einiges erklären, Lieutenant. Sie wissen
wahrscheinlich, daß dies hier eine Finishing School
ist. Wenn ein Mädchen zu uns kommt, hat sie ihre normale Schulausbildung hinter
sich. Wir konzentrieren uns darauf, ihm die Dinge beizubringen, die es dazu
braucht, um eine Lady zu werden — und eine Frau. Sprachen natürlich auch. Dann
solche Dinge wie modischer Geschmack, Benehmen, Ausdrucksweise, Kosmetik,
Konversation, Verständnis für Kunst, Sport und so weiter. Aber die Schule wird
keineswegs formell geleitet.«
    Ich trank den Scotch aus und
betrachtete hoffnungsvoll mein leeres Glas.
    »Wenn Sie noch etwas trinken
möchten, Lieutenant«, sagte sie, »dann schenken Sie sich bitte selbst ein. Ich
bin nicht sehr geschickt, was das richtige Quantum anbelangt.«
    »Danke«, sagte ich und befolgte
ihren Rat. »Ich frage mich«, bemerkte ich, »ob Ihnen jemals jemand gesagt hat,
Sie sähen wie eine...«
    »Schulleiterin aus?« sagte sie
mit einem leicht spöttischen Schimmer in den Augen. »Nein, Lieutenant,
glücklicherweise niemand.«
    »Es hätte mich nur
interessiert«, sagte ich.
    »Ich habe das Gefühl, ich
sollte auch einiges über diesen Abend erklären«, fuhr sie ruhig fort. »Solche
Abende finden einmal im Monat statt. Ich habe das Gefühl, sie tun den Mädchen
gut. Für gewöhnlich sorge ich dafür, daß dabei irgend jemand einen staatsbürgerkundlichen Vortrag hält — so wie
Sie selber zum Beispiel heute abend . Und um die Pille
zu versüßen, schient der Rest des Abends in
irgendeiner Art der Unterhaltung. Heute abend haben
wir einen Zauberer.«
    »Das klingt ja ganz famos«,
sagte ich höflich.
    Ihre Lippen zuckten flüchtig.
»Freut mich, daß Sie dieser Ansicht sind, Lieutenant. Das Programm sieht vor,
daß ich Sie den Mädchen vorstelle und Sie dann zu ihnen sprechen. Wenn Sie
fertig sind, werde ich zehn Minuten für Fragen freigeben, und dann werden wir
uns den Zuschauern zugesellen, während der >Große Mephisto< auftritt.
Hinterher werden Sie hoffentlich noch dableiben, um ein paar Erfrischungen zu
sich zu nehmen.«
    »Danke«, sagte ich und behielt
die Whiskyflasche scharf im Auge. »Bis dahin werde ich schrecklich durstig
sein.«
    »Miss Tomlinson überwacht die
Zubereitung eines absolut hinreißenden Kakaos«, sagte sie mit unbewegtem
Gesicht. »Ich bin sicher, er wird Ihnen schmecken.«
    »Ich kann es kaum erwarten«,
sagte ich.
    »Da ist noch eine Sache, vor
der ich Sie warnen wollte, Lieutenant«, fuhr sie gelassen fort.
    »Warnen?«
    »Wegen der Fragen. All die
Mädchen hier im College sind ziemlich intelligent und, man kann wohl sagen,
gebildet. Bitte seien Sie nicht über die Fragen überrascht. Vergessen Sie
nicht, daß die Mädchen bemüht sind, echtes Wissen zu erwerben.«
    »Was für Fragen, glauben Sie,
werden sie stellen?« krächzte ich.
    »Ich habe nicht die leiseste
Ahnung«, sagte sie gleichmütig. »Ich würde Ihnen nur eines raten, Lieutenant:
Wenn Sie eine Möglichkeit wissen, wie man jemanden umbringt, ohne entdeckt zu
werden, so behalten Sie das besser für sich.«
    »Vielleicht hätte ich meine
kugelsichere Weste anziehen sollen«, sagte ich und goß hastig meinen dritten
Whisky hinab, in der Hoffnung, daß dadurch mein Kopf klarer würde.

ZWEITES KAPITEL
     
    » S ie sehen also, der Polizeiberuf
ist meistens eine Angelegenheit mühsamer und langweiliger Kleinarbeit«, schloß
ich, »und selten glanzvoller Deduktion.«
    Ich sank auf meinen Stuhl
zurück, und die Zuhörerschaft brach in Applaus aus.
    Miss Bannister stand von ihrem
Stuhl neben mir auf.
    »Wir danken Lieutenant Wheeler
herzlich für seinen überaus interessanten Vortrag über die Arbeitsweise der
Polizei«, sagte sie. »Und sicher wird er Ihnen jetzt gern zu möglichen Fragen
zur Verfügung stehen.«
    Sie setzte sich wieder, und ich
starrte wie betäubt auf mein Publikum. In der vorderen Reihe saßen die Lehrer —
sechs Frauen und vier Männer — und dahinter die Schülerinnen. Das einzige weibliche
Wesen, das die Schuluniform zu tragen schien, war Miss Tomlinson. Die
Schülerinnen waren alle verschieden angezogen. Ich bemerkte eine Rothaarige,
die ein förmliches Abendkleid trug, das völlig aus durchsichtigem Chiffon
gemacht zu sein schien, vielleicht lag das aber auch an der Beleuchtung.

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