Verbrechen im Rampenlicht
Natürlich haben wir
überall Kameras versteckt. Ihr werdet aber nicht wissen wo. So wirkt alles
schön authentisch.« Tina Magerburg zog eine Pappschachtel aus der Handtasche
und klappte sie auf. Mit spitzen Fingern griff sie sich eine lange dünne
Zigarette mit einem Silberstreifen über dem Filter. »Treffpunkt für die Aktion
ist die Rückseite dieser Halle hier um 23.30 Uhr.« Sie zündete die Zigarette an
und sog daran. Besonders lässig wirkte es nicht. Sie hüstelte und hielt sich
die Hand vor den Mund. Tim unterdrückte den Wunsch den Rauch in eine andere
Richtung zu blasen oder sich zu beschweren. Rauchen in geschlossenen Räumen
empfand er als Zumutung. Sollten die Teerschleudern ihrer Sucht doch an der
frischen Luft nachgehen. Allerdings konnte er es sich jetzt nicht leisten
unangenehm aufzufallen. Er zwang sich zu einem Lächeln. Tina Magerburg hingegen
paffte eine Wolke in die Luft, und fuhr dann fort: »Habt ihr noch weitere
Fragen?«
»Was genau ist denn jetzt die Mission?«,
wollte das Mädchen mit den rotbraunen Haaren wissen.
»Das erfahrt ihr, wenn ihr
heute Nacht diese braunen Umschläge öffnet.« Gerd von Mumpitz hielt ein Kuvert
hoch auf dem in großen roten Druckbuchstaben »GEHEIM!« stand. Daneben befand
sich der Schriftzug Try Hard — Kids ohne Gnade.
»Bitte macht die erst um 23.30
auf. Wer schummelt, fliegt raus.«
»Das wird spannend!«, sagte Tim
mit gespielter Aufregung, als die Teilnehmer das Büro verließen.
»Auf jeden Fall!«, sagte ein
Junge mit einer Brille, der neben ihm ging. »Ich bin übrigens Michael.«
»Peter Carsten. Aber eigentlich
werde ich nur Tim genannt.«
»Ich weiß, ich bin eine Klasse
unter dir. Ich habe gesehen, wie du beim Judo-Turnier alle plattgemacht hast.
Meine Hochachtung. Du hast es echt drauf!«
»Die ganze Angeberei wird ihm
noch vergehen!«, sagte Max Moleske hinter ihnen zu dem Mädchen, das ihn
anhimmelte, als wäre er die erste Cola nach der Wüste. »Warte es nur ab! Dieser
selbstgefällige Aufschneider wird hier nicht weit kommen. Dafür werde ich
persönlich sorgen!«
Am frühen Abend versammelte
sich die TKKG- Bande
im Garten der Sauerlichs. Das Hausmädchen hatte ihnen gerade ein paar
Vollkornsnacks und einen Obstsalat auf die Terrasse gebracht. Ganz zu Klößchens
Leidwesen war seine Mutter nämlich eine Anhängerin von übertrieben gesundem
Essen. Während er sich zögernd etwas vom Obst und der veganischen Vanillesoße
auftat, warf Tim auf dem Rasen ein paar Bälle für Oskar. Gabys Spaniel bellte aufgeregt,
als Tim schwungvoll ausholte. Hechelnd sprang er um ihn herum, als wolle er
sagen »Nun wirf doch endlich!«.
»Vorsicht! Die Blumen!« Die
Warnung von Gaby kam zu spät. Schon peste der Hund dem Ball hinterher — ohne
Rücksicht auf Frau Sauerlichs liebevoll gepflegte Rabatten.
»Volle Kollision mit der
Vegetation«, sagte Karl, der nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte. Oskar
tauchte inzwischen höchst zufrieden aus einem blühenden Busch auf. Den Ball
trug er stolz im Maul.
»Oh Oskar! Sieh nur, was du
angerichtet hast!« Gaby versuchte ein paar der abgeknickten Blumen wieder
aufzurichten.
»Es war meine Schuld, Pfote«,
sagte Tim reumütig. »Ich hätte den Ball nicht in die Richtung werfen dürfen.
Natürlich hat Oskar die Abkürzung durch das Beet genommen.«
»Als Hundebesitzer sollte man
sich gleich von Anfang an von Beeten, weißen Teppichen und Katerfrühstück
verabschieden«, sagte Klößchen von seinem Platz auf der Terrasse aus.
»Ich mach’s wieder gut,
versprochen«, versprach Tim. »Aber zuerst muss ich heute Nacht zu diesem Lager
im Industriegebiet fahren und sehen, was da passiert.«
»Mich würde interessieren, ob Okapi-Trekking da wirklich mitmacht«, gab Karl zu bedenken. Nachdenklich faltete er die
Tageszeitung zusammen, in der er gelesen hatte. »Immerhin könnte es doch sein,
dass die gar nichts von der Aktion wissen.«
»Das habe ich auch schon
überlegt«, antwortete Tim. Oskar machte vor ihm Sitz und bettelte um einen
weiteren Ballwurf. Der TKKG-Häuptling tätschelte ihm die Locken. »Ich fürchte,
dass die Leute von Okapi-Trekking uns nichts sagen werden, wenn sie
tatsächlich die Sponsoren der Show sind. Und wenn sie es nicht sind, würden sie
bestimmt die Polizei rufen und dann werden Celine und die anderen festgenommen.
An die wahren Übeltäter kommen wir so aber nicht heran — weil wir noch nichts
Konkretes gegen sie in der Hand haben.«
Gaby setzte sich auf
Weitere Kostenlose Bücher