Verbrechen ist Vertrauenssache
Gesicht. »Eingeschneit mit meinen Kumpeln«, sagte er. »Allen geht’s gut. Keine Probleme. Alles in Butter.«
SIEBEN
Ein leises, metallisches Klicken weckte Parker. Er öffnete die Augen und sah keinen halben Meter von seinem Gesicht entfernt den stumpfen Schimmer des Doppellaufs der Schrotflinte. Dahinter waren Liss’ aufgerissene Augen, deren Weiß wie von innen leuchtete.
Liss stieß ein erschrockenes, heiseres Krächzen aus und drückte auch den zweiten Abzug, und wieder ertönte nur ein Klicken, im selben Augenblick, in dem Parker gegen seine Brust trat. Liss flog rückwärts gegen die Wand, während Parkers Hand sich um den Lauf des Gewehrs schloss und es ihm entriss. Er packte es mit beiden Händen, sprang vom Sofa auf und stieß Liss den Kolben ins Gesicht.
»He! Was ist los?« Mackey fuhr von dem anderen Sofa hoch und kam Parker in die Quere. Sie stolperten in dem engen Wohnzimmer. Liss fiel zu Boden und kroch schnell in den anderen Raum.
»Es ist Liss«, sagte Parker und stieß Mackey beiseite. »Er will alles.«
»Scheißkerl.«
Parker kniete nieder und tastete unter dem Sofakissen, fand aber nur eine Patrone. Er stand auf, klappte die Flinte auf und ging in das Büro. Die Eingangstür stand offen. Parker schob die Patrone in den Lauf, klappte die Flinte zu und sah durch die offene Tür Liss, der zögernd vor drei Säcken stand.
Jeder hatte sein Drittel der Beute in einen der Seesäcke gepackt, und Liss hatte diese drei Säcke hinausgeschafft, bevor er noch einmal hineingegangen war, um seine Partner loszuwerden: einen Schuss für Parker und dann noch schnell einen für Mackey – sie lagen schön dicht beieinander in dem engen Raum. Wenn Parker die drei Gewehre nicht heimlich entladen hätte, als er zur Toilette gegangen war und die anderen ferngesehen hatten, wären er und Mackey jetzt tot.
Liss wollte trotzdem einen oder mehrere der Säcke mitnehmen, doch als er Parker in der Tür stehen sah, gab er diesen Plan auf und rannte davon. Parker sprang auf den Asphalt und sah Liss nach, der geduckt und im Zickzack über den Parkplatz rannte. Parker blieb stehen, wo er war, und hielt das Gewehr in beiden Händen, ohne auf irgend etwas zu zielen.
Mackey sprang neben ihm hinunter, mit leeren, zu Fäusten geballten Händen. »Erschieß das Schwein! Los, worauf wartest du?«
»Nicht nötig«, sagte Parker. »Und ein Schuss würde nur Aufmerksamkeit erregen.«
Wütend sagte Mackey: »Verdammt! Du darfst ihn nicht am Leben lassen!« Er machte eine Bewegung, als wollte er Parker das Gewehr entreißen, konnte sich aber dann gerade noch beherrschen.
Liss war nicht mehr zu sehen. Die Polizei war gegen zehn Uhr abgerückt, und um Mitternacht, vor drei Stunden, hatten sich die drei im Container schlafen gelegt, Liss auf dem Sofa im Büro, wo das Geld und die Gewehre waren. Er hätte das Geld nehmen und verschwinden können, doch er wollte nicht, dass Parker und Mackey ihm für den Rest seines Lebens im Genick saßen.
Mackey dachte offenbar ähnlich. »Parker«, sagte er, »daswar ein Fehler. Lieber ein bisschen Krach, als diesen Kerl hier herumschleichen zu haben.«
Parker fand es immer sinnlos, über Vergangenes zu diskutieren. Er sagte: »Kannst du Brenda anrufen?«
»Ja, du hast recht«, sagte Mackey. »Wir können nicht hierbleiben.« Er spähte ins Dunkel der Nacht, in der Liss verschwunden war, und sagte: »Er wird Zeit brauchen, um sich Waffen zu besorgen und Freunde zusammenzutrommeln, aber verlass dich drauf, Parker: Er denkt noch immer, das Geld gehört ihm.«
ACHT
Parker saß, an den Maschendrahtzaun gelehnt und auf dem Schoß die geladene Schrotflinte, auf der unkrautüberwucherten Erde. Vor ihm, in der Dunkelheit jenseits dieses schmalen Streifens Ödland, erstreckte sich die leere Asphaltfläche des Parkplatzes bis zur dunkel aufragenden Masse des Stadions. Zu seiner Rechten schimmerte das Licht entfernter Straßenlaternen auf dem Stahlblech des Containers. Die drei Geldsäcke befanden sich darin, und das Vorhängeschloss war wieder eingeschnappt.
Seit zwanzig Minuten saß Parker dort, und bisher war nichts passiert. Sie hatten nur die Schrotflinten, und so war Mackey unbewaffnet losgegangen, um eine Telefonzelle zu finden und Brenda anzurufen. Sie sollte ihn abholen und weiterfahren zum Stadion. George Liss war nicht von hier, und so würde er wohl nicht allzuschnell Waffen auftreiben und Freunde mobilisieren können. Sie hatten genügend Zeit.
Der Wagen, der dort drüben, beim
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