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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Schaden zu erwarten hat. Dann würde ich sie um Entschuldigung wegen all der Unannehmlichkeiten, die ich ihr vor kurzem zugefügt habe, bitten und sie um Erlaubnis ersuchen, ihr zehntausend Rubel anzubieten, um ihr auf diese Weise den Bruch mit Herrn Luschin zu erleichtern, den Bruch, gegen den auch sie selbst, wie ich überzeugt bin, nichts einzuwenden hätte, wenn sie nur die geringste Möglichkeit sähe.«
    »Sie sind doch wirklich, wirklich verrückt!« rief Raskolnikow, »weniger erbost als erstaunt. Wie wagen Sie nur, so zu sprechen!«
    »Ich wußte es, daß Sie schreien werden. Ich bin zwar nicht reich, habe aber diese zehntausend Rubel gerade frei und brauche sie gar nicht. Wenn Awdotja Romanowna sie nicht annimmt, so werde ich sie vielleicht auf eine noch dümmere Weise ausgeben. Das ist das eine. Zweitens: mein Gewissen ist vollkommen rein; ich biete ihr das Geld ohne irgendwelche Nebenabsicht an. Sie mögen es mir glauben oder nicht, aber mit der Zeit werden Sie und Awdotja Romanowna es erfahren. Es handelt sich doch nur darum, daß ich Ihrer verehrten Schwester tatsächlich einige Mühe und Unannehmlichkeiten bereitet habe; indem ich also eine aufrichtige Reue empfinde, möchte ich von Herzen – nicht etwa mich loskaufen, nicht die Unannehmlichkeiten bezahlen, sondern ganz einfach ihr einen Vorteil erweisen, und zwar aus dem Grunde, weil ich doch schließlich und endlich kein Privilegium habe, nur Böses zu tun. Wäre in meinem Anerbieten auch nur ein Millionstel Berechnung, so würde ich das Geld nicht so offen hergeben: auch würde ich ihr nicht bloß zehntausend Rubel anbieten, wo ich ihr doch vor fünf Wochen viel mehr angeboten habe. Außerdem werde ich vielleicht sehr, sehr bald ein junges Mädchen heiraten, und folglich muß jeder Verdacht, daß ich gegen Awdotja Romanowna etwas vorhabe, in sich selbst zusammenstürzen. Schließlich möchte ich noch sagen, daß Awdotja Romanowna, wenn sie Herrn Luschin heiratet, doch dasselbe Geld nimmt, nur von einer anderen Seite ... Seien Sie, bitte, nicht böse, Rodion Romanowitsch, beurteilen Sie die Sache ruhig und kaltblütig.«
    Als Swidrigailow das sagte, war er selbst äußerst kaltblütig und ruhig.
    »Ich bitte Sie, zu Ende zu sprechen«, sagte Raskolnikow. »Jedenfalls ist es unverzeihlich frech.«
    »Keineswegs. Dann kann der Mensch seinem Mitmenschen in dieser Welt nur Böses allein zufügen und hat dagegen kein Recht, ihm auch ein bißchen Gutes zu erweisen, wegen leerer konventioneller Formalitäten. Das wäre unsinnig. Wenn ich zum Beispiel gestorben wäre und diese Summe Ihrer Schwester testamentarisch vermacht hätte –, würde sie sich denn auch dann weigern, das Geld anzunehmen?«
    »Sehr möglich.«
    »Nein, ganz gewiß nicht! Übrigens – wenn nicht, dann nicht; aber zehntausend Rubel sind unter Umständen keine üble Sache. Jedenfalls bitte ich Sie, Awdotja Romanowna das Gesagte mitzuteilen.«
    »Nein, ich werde es nicht mitteilen.«
    »In diesem Falle, Rodion Romanowitsch, werde ich gezwungen sein, eine persönliche Zusammenkunft zu erzwingen, und das wurde eine Belästigung bedeuten.«
    »Und wenn ich es ihr mitteile, werden Sie dann eine persönliche Zusammenkunft nicht zu erzwingen suchen?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen darauf sagen soll. Einmal sehen möchte ich sie doch gerne.«
    »Hoffen Sie nicht darauf.«
    »Schade. Sie kennen mich übrigens nicht. Es ist möglich, daß wir uns noch näherkommen.«
    »Sie glauben, daß wir uns noch näherkommen werden?«

    »Warum auch nicht?« sagte Swidrigailow lächelnd, stand auf und nahm seinen Hut. »Ich wollte Sie gar nicht so belästigen und rechnete, als ich herging, sehr wenig darauf, obwohl mir übrigens Ihr Gesicht schon vorhin, heute früh auffiel ...«
    »Wo haben Sie mich denn heute früh gesehen?« fragte Raskolnikow unruhig.
    »Zufällig ... Mir scheint immer, als wäre in Ihnen etwas mit mir Verwandtes ... Beunruhigen Sie sich, bitte, nicht, ich bin nicht zudringlich; mit den Falschspielern kam ich gut aus, bin dem Fürsten Swirbej, meinem entfernten Verwandten und Würdenträger, nie zur Last gefallen; habe es verstanden, der Frau Prilukowa ins Album einige Zeilen über die Madonna Raffaels zu schreiben; habe mit Marfa Petrowna sieben Jahre ununterbrochen gelebt, ohne je das Gut zu verlassen, habe vor vielen Jahren im Asyl Wjasemskijs auf dem Heumarkte genächtigt und werde vielleicht mit Berg im Luftballon fliegen.«
    »Schön. Gestatten Sie die Frage: werden

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