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Verbrechen und Strafe

Verbrechen und Strafe

Titel: Verbrechen und Strafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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Pulver; er war plötzlich aus dem dritten Zimmer gekommen. – Das ist das Schicksal selbst – dachte Raskolnikow. – Warum ist er hier? –
    »Zu uns? In welcher Angelegenheit?« rief Ilja Petrowitsch. (Er war anscheinend in ausgezeichneter, sogar etwas erregter Stimmung.) – »Wenn in einer geschäftlichen, so sind Sie zu früh gekommen. Ich selbst bin nur ganz zufällig hier ... Übrigens stehe ich zu Ihren Diensten. Ich muß Ihnen gestehen ... wie? Wie? Entschuldigen Sie ...«
    »Raskolnikow.«
    »Ach was, Raskolnikow! Konnten Sie denn wirklich annehmen, daß ich es vergessen hätte! Halten Sie mich, bitte, nicht für so einen ... Rodion Ro ... Ro ... Rodionytsch, ich glaube, so ?«
    »Rodion Romanytsch.«
    »Ja, ja, ja! Rodion Romanytsch, Rodion Romanytsch! Darauf wollte ich eben kommen. Habe mich sogar einigemal erkundigt. Ich muß Ihnen gestehen, ich habe seit damals aufrichtig bedauert, daß wir Sie damals so ... man hat es mir später erklärt; ich erfuhr, daß Sie ein junger Literat sind und sogar Gelehrter ... und sozusagen die ersten Schritte ... O Gott! Wer von den Literaten und Gelehrten hat seine Karriere nicht mit originellen Schritten begonnen! Ich und meine Frau – wir beide schätzen die Literatur, meine Frau sogar leidenschaftlich! Die Literatur und die Kunst! Wenn man bloß eine edle Gesinnung hat, alles andere kann man aber durch Talent, Wissen, Verstand und Genie erwerben! So ein Hut – nun, was bedeutet zum Beispiel ein Hut? Ein Hut ist eine Art Pfannkuchen, ich kann ihn mir beim Bäcker kaufen; aber was unter dem Hut ist und vom Hut verdeckt wird, das kann ich mir nicht kaufen! ... Ich gestehe, ich wollte Sie sogar besuchen, um mich mit Ihnen auszusprechen, glaube aber, daß Sie ... Aber ich vergesse ganz, Sie zu fragen, ob Sie nicht wirklich etwas wünschen. Man sagt, Sie hätten Besuch von Ihren Verwandten?«
    »Ja, meine Mutter und meine Schwester ...«
    »Ich hatte sogar die Ehre und das Glück, Ihre Schwester zu treffen, – eine gebildete und reizende Dame. Ich muß gestehen, ich bedauerte sehr, daß wir damals in Hitze gekommen waren. Ein unangenehmer Fall! Daß ich Sie aber damals infolge Ihrer Ohnmacht so sonderbar angeblickt habe, das hat sich später auf die glänzendste Weise aufgeklärt! Aberglaube und Fanatismus! Ich begreife vollkommen Ihre Entrüstung. Vielleicht wollen Sie infolge der Ankunft Ihrer Angehörigen die Wohnung wechseln?«
    »N-nein, ich bin nur so ... Ich bin gekommen, zu fragen ... ich glaubte, daß ich Samjotow hier treffen würde.«
    »Ach ja, Sie sind mit ihm befreundet, ich habe es gehört. Nun, Samjotow ist nicht mehr bei uns, – Sie kommen zu spät. Jawohl, wir haben Alexander Grigorjewitsch verloren! Seit gestern ist er nicht mehr vorhanden; ist in ein anderes Ressort versetzt worden ... und hat sich vor der Versetzung mit allen verzankt ... er war sogar recht unhöflich ... Ein leichtsinniger Junge, sonst nichts; er versprach zwar, etwas zu werden; aber was soll man mit ihnen, mit unserer glänzenden Jugend anfangen! Irgendein Examen will er ablegen, aber bei uns ist es immer so: man redet und prahlt, und das ist das ganze Examen. Das ist doch ganz was anderes als zum Beispiel Sie oder der Herr Rasumichin, Ihr Freund! Ihre Karriere ist der wissenschaftliche Beruf, Mißerfolge können Sie davon nicht mehr abbringen! Alle Reize des Lebens sind für Sie, sozusagen, nihil est, – ein Asket, ein Mönch, ein Einsiedler! ... Ein Buch in der Hand, eine Feder hinter dem Ohr, wissenschaftliche Untersuchungen – darin schwebt Ihr Geist! Auch ich selbst zum Teil ... Haben Sie die Aufzeichnungen von Livingstone gelesen?«
    »Nein.«
    »Ich habe sie aber gelesen. Heute gibt es übrigens sehr viel Nihilisten; nun, das ist auch begreiflich; die Zeiten sind danach, wie meinen Sie? Übrigens sind wir beide ... Sie sind natürlich kein Nihilist! Sagen Sie es aufrichtig, ganz aufrichtig?!«
    »N-ein ...«
    »Nein, wissen Sie, mit mir müssen Sie aufrichtig sein, genieren Sie sich nicht, tun Sie so, als wären Sie mit sich allein! Der Dienst ist eine Sache für sich, und die ... Sie glauben wohl, ich wollte sagen, die Freundschaft ist eine Sache für sich? Nein, Sie haben es nicht erraten! Nicht die Freundschaft, sondern das Gefühl des Bürgers und Menschen, das Gefühl der Humanität und der Liebe zum Allmächtigen. Ich kann eine offizielle Person sein und ein Amt bekleiden, aber ich bin verpflichtet, immer den Bürger und Menschen in mir zu fühlen und mir

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