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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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da Mikael Administratorrechte hatte und schnell auf den ganzen Mailserver zugreifen konnte. Er lud eine Kopie von Dag Svenssons gesamten E-Mails herunter und brannte sie auf CD.
    Schließlich kümmerte er sich um den Papierberg aus Referenzmaterial, Notizen, Zeitungsausschnitten, Urteilen und Korrespondenz, den Dag im Laufe der Zeit angesammelt hatte. Mikael ging auf Nummer sicher, stellte sich an den Kopierer und machte eine Kopie von allem, was ihm wichtig erschien. Bei knapp zweitausend Seiten dauerte diese Prozedur geschlagene drei Stunden.
    Er sortierte jegliches Material aus, das irgendeine Verbindung mit einer geheimen Quelle haben könnte. Das ergab einen Stapel von knapp vierzig Seiten, hauptsächlich Notizen aus einem DIN-A4-Block, die Dag auch in seiner Schublade eingeschlossen hatte. Danach trug Mikael das verbliebene Material zu seinem eigenen Schreibtisch.
    Erst jetzt konnte er wieder durchatmen. Er ging zum 7-Eleven-Shop, trank einen Kaffee und aß ein Stück Pizza. Fälschlicherweise nahm er an, dass die Polizei jeden Moment ankommen würde, um Dag Svenssons Schreibtisch zu durchforsten.
     
    Schon kurz nach 10 Uhr morgens gelang Bublanski ein unerwarteter Durchbruch bei den Ermittlungen, als Lennart Granlund vom SKL, dem Staatlichen Kriminaltechnischen Labor in Linköping, anrief.
    »Es geht um den Doppelmord in Enskede.«
    »Na, das ging aber schnell.«
    »Wir haben die Waffe heute Morgen bekommen, und ich bin mit der Analyse noch nicht ganz fertig, aber ich habe eine Information, die Sie vermutlich interessieren wird.«
    »Erzählen Sie!«, bat Bublanski.
    »Die Waffe ist ein Colt 45 Magnum, hergestellt 1981 in den USA.«
    »Aha.«
    »Wir haben Fingerabdrücke und vielleicht auch DNA-Spuren sichern können - aber die Analyse wird noch ein bisschen dauern. Wir haben uns auch die Kugeln angesehen, mit denen das Paar erschossen wurde. Wie zu erwarten, stammen die Kugeln aus dieser Waffe. Sie sind in viele kleine Einzelteile zersplittert, aber wir haben ein Stück zum Vergleich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um die Mordwaffe handelt.«
    »Eine illegale Waffe, schätze ich. Haben Sie eine Seriennummer?«
    »Die Waffe ist völlig legal. Sie gehört einem Rechtsanwalt namens Nils Erik Bjurman und wurde 1983 gekauft. Er ist Mitglied im Schützenverein der Polizei. Seine Anschrift ist die Upplandsgatan am Odenplan.«
    »Wie war das bitte?«
    »Wir haben wie gesagt auch mehrere Fingerabdrücke auf der Waffe sichergestellt. Die Abdrücke stammen von mindestens zwei verschiedenen Personen.«
    »Aha.«
    »Wir können wohl davon ausgehen, dass die einen zu Bjurman gehören, falls die Waffe nicht gestohlen oder verkauft wurde, aber darüber liegen mir keine Informationen vor. Bei den anderen Fingerabdrücken haben wir einen Treffer im Register gelandet. Der Abdruck des rechten Daumens und Zeigefingers.«
    »Von wem?«
    »Eine Frau, geboren am 30. 04. 78. Sie wurde 1995 wegen Körperverletzung in Gamla Stan festgenommen, bei der Gelegenheit hat man die Fingerabdrücke genommen.«
    »Hat sie auch einen Namen?«
    »Ja. Sie heißt Lisbeth Salander.«
    Bublanski hob die Augenbrauen und notierte sich Namen und Personenkennnummer auf einem Block.
     
    Als Mikael Blomkvist nach seinem späten Mittagessen wieder in die Redaktion zurückkehrte, ging er direkt in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür, ein Zeichen, dass er nicht gestört werden wollte. Er hatte noch keine Zeit, sich mit all den zusätzlichen Informationen in Dag Svenssons Mailbox und Notizen zu beschäftigen. Er musste sich zuerst hinsetzen und Buch und Artikel noch einmal mit ganz neuen Augen lesen, im Hinterkopf immer die Tatsache, dass der Verfasser tot war und nicht mehr auf schwierige Fragen antworten konnte.
    Er musste eine Entscheidung treffen, ob dieses Buch überhaupt noch veröffentlicht werden konnte. Er musste herausfinden, ob sich in all dem Material irgendetwas fand, das ein Mordmotiv geliefert haben könnte. Mikael machte seinen Computer an und begann zu arbeiten.
     
    Jan Bublanski führte ein kurzes Gespräch mit dem Leiter der Voruntersuchung, Richard Ekström, um ihn über die Ergebnisse der Laboruntersuchung zu unterrichten. Man beschloss, dass Bublanski und seine Kollegin Sonja Modig ein Gespräch mit Anwalt Bjurman führen sollten - das unter Umständen in ein Verhör oder eine Festnahme münden konnte -, während die Kollegen Hans Faste und Curt Svensson sich von Lisbeth Salander erklären ließen, wie ihre Fingerabdrücke

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