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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Stichwort.
    »Genau. Unmittelbar nach dem Schuss verließ der Mörder die Wohnung, ging die Treppen hinunter, warf seine Waffe weg und verschwand in der Nacht. Kurz darauf - es kann sich nur um Sekunden gehandelt haben - kamen Blomkvist und seine Schwester mit dem Auto an.«
    »Hmm«, machte Bublanski.
    »Eine Möglichkeit wäre, dass der Mörder durch den Keller verschwunden ist. Es gibt einen Seiteneingang, den er benutzt haben könnte, hinaus auf den Hinterhof und über ein Rasenstück auf die Parallelstraße. Aber das würde voraussetzen, dass er einen Schlüssel zur Kellertür hatte.«
    »Deutet denn irgendwas darauf hin, dass der Mörder auf diesem Weg verschwunden ist?«
    »Nein.«
    »Dann haben wir also nicht den geringsten Fingerzeig«, meinte Sonja Modig. »Aber warum hat er die Waffe weggeworfen? Hätte er sie mitgenommen - oder in einiger Entfernung von der Wohnung weggeworfen -, dann hätten wir sie erst viel später gefunden.«
    Alle zuckten die Achseln. Das war eine Frage, die niemand beantworten konnte.
    »Was ist von diesem Blomkvist zu halten?«, fragte Hans Faste.
    »Er war offensichtlich schockiert«, sagte Mårtensson. »Aber ansonsten hat er ganz korrekt und überlegt gehandelt und machte einen glaubwürdigen Eindruck. Seine Schwester bestätigte seine Angaben zu dem Telefongespräch und der Autofahrt. Ich glaube nicht, dass er etwas mit den Morden zu tun hat.«
    »Er ist ein sehr bekannter Journalist«, bemerkte Sonja Modig.
    »Das wird einen Riesenmedienrummel geben«, stimmte Bublanski zu. »Umso mehr Grund für uns, diese Geschichte so schnell wie möglich aufzuklären. Okay … Jerker, du musst dich natürlich um den Tatort und die Nachbarn kümmern. Faste, Sie und Curt beschäftigen sich mit den Opfern. Wer sind sie, woran arbeiten sie, wie sieht ihr Bekanntenkreis aus, wer könnte ein Motiv haben, sie zu töten? Sonja, du und ich gehen die Zeugenaussagen der letzten Nacht durch. Danach müsstest du ein Zeitschema erstellen, was Dag Svensson und Mia Bergman in den letzten vierundzwanzig Stunden vor ihrer Ermordung gemacht haben. Um 14 Uhr 30 setzen wir uns wieder zusammen.«
     
    Mikael Blomkvist begann damit, dass er sich an den Schreibtisch setzte, den Dag Svensson während des Frühjahrs in der Redaktion benutzt hatte. Zuerst blieb er eine Weile reglos sitzen, bis er sich in der Lage fühlte, seine Aufgabe in Angriff zu nehmen. Dann schaltete er den Computer ein.
    Dag Svensson hatte größtenteils zu Hause an seinem Laptop gearbeitet, aber zwei Tage pro Woche war er in die Redaktion gekommen, in der letzten Zeit sogar noch öfter. Bei Millennium stand ihm ein älterer PowerMac G3 zur Verfügung, ein Computer, der von vorübergehenden Mitarbeitern benutzt wurde. Mikael fand jede Menge Material, mit dem Dag Svensson gearbeitet hatte. Er hatte den G3 hauptsächlich dazu verwendet, im Internet zu surfen, aber es gab auch vereinzelte Ordner, die er von seinem Laptop hinüberkopiert hatte. Ein komplettes Back-up in Form zweier ZIP-Discs hatte er in seiner Schreibtischschublade eingeschlossen. Jeden Tag machte er eine Kopie vom neuen Material. Da er in den letzten Tagen nicht mehr in der Redaktion gewesen war, stammte die letzte Sicherungskopie vom Sonntagabend. Drei Tage fehlten also.
    Mikael machte eine Kopie der ZIP-Disc und schloss sie in seinem eigenen Schreibtisch ein. Dann verbrachte er eine Dreiviertelstunde damit, den Inhalt der Original-CD kurz durchzugehen. Sie enthielt ungefähr dreißig Ordner und unzählige Unterordner. Das waren die vier Jahre Recherche zu Dags Mädchenhandel-Projekt. Mikael las die Namen der Dokumente und suchte nach solchen, die eventuell geheimes Material enthalten könnten - Namen von Dag Svenssons geschützten Quellen. Er merkte, dass Dag sehr sorgfältig mit seinen Quellen umgegangen war - das gesamte Material befand sich in einem Ordner, der »Quellen/geheim« hieß. Er enthielt einhundertvierunddreißig Dokumente unterschiedlicher Länge, die meisten ziemlich kurz. Mikael markierte sie alle und löschte sie. Dann warf er sie nicht in den Papierkorb, sondern zog sie auf das Icon mit dem Namen »Burn«, das die Dokumente nicht nur wegwarf, sondern sie tatsächlich Byte für Byte löschte.
    Danach nahm er Dag Svenssons Mailbox in Angriff. Er hatte vorübergehend eine eigene E-Mail-Adresse bei millennium.se bekommen, die er sowohl in der Redaktion als auch von seinem Laptop aus nutzte. Er besaß auch ein privates Passwort, was aber kein Problem darstellte,

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