Verdammnis
eckiger und kräftig gebauter Mann, der sein blondes Haar so kurz geschnitten trug, dass er auf die Entfernung kahl aussah. Svensson war 38 Jahre alt und erst vor Kurzem zu ihnen gestoßen. Zuvor war er bei der Polizei in Huddinge gewesen, wo er jahrelang gegen Bandenkriminalität ermittelt hatte. Ihm ging der Ruf voraus, einen etwas groben Humor und eine harte Hand zu haben, womit man zu umschreiben versuchte, dass er bei einer gewissen Klientel mitunter Methoden anwandte, die nicht ganz mit dem Gesetz vereinbar waren. Vor zehn Jahren war Curt Svensson einmal wegen Körperverletzung angezeigt, bei der folgenden Untersuchung jedoch in allen Punkten freigesprochen worden.
Curt Svenssons Ruf ging aber auf einen ganz anderen Vorfall zurück. Im Oktober 1999 war er zusammen mit einem Kollegen nach Alby gefahren, um einem stadtbekannten Randalierer auf den Zahn zu fühlen. Der Mann war der Polizei durchaus nicht unbekannt. Er hielt seine Nachbarn im Haus jahrelang in Angst und Schrecken, und man hatte sich mehrfach über sein drohendes Auftreten beklagt. Nun hatte die Polizei einen Tipp bekommen, dass er eine Videothek in Norsborg überfallen haben könnte. Der Routineeinsatz lief jedoch völlig aus dem Ruder, als der Mann sein Messer zog. Der Kollege wurde an den Händen verletzt, als er versuchte, den Angriff abzuwehren, und verlor dabei schließlich den linken Daumen. Dann ging der Gewalttäter auf Curt Svensson los, der zum ersten Mal in seiner Laufbahn seine Dienstwaffe benutzen musste. Er gab drei Schüsse ab. Der erste war ein Warnschuss. Der zweite war ein gezielter Schuss, der den Mann aber nicht traf, was an und für sich eine echte Leistung war, denn der Abstand betrug weniger als drei Meter. Der dritte Schuss traf ihn jedoch so unglücklich in den Bauch, dass er die Aorta verletzte, was dazu führte, dass der Mann innerhalb weniger Minuten verblutete. Die folgende Untersuchung hatte Curt Svensson schließlich von jeder Verantwortung freigesprochen, was in den Medien eine Debatte über das staatliche Gewaltmonopol nach sich zog. Curt Svensson wurde in einem Atemzug mit den zwei Polizisten genannt, die Osmo Vallo getötet hatten.
Bublanski hatte anfangs gewisse Zweifel an Curt Svensson gehegt, die nach einem halben Jahr aber vollkommen verflogen waren. Im Gegenteil, Bublanski hatte mittlerweile sogar einen gewissen Respekt vor Curt Svenssons schweigsamer Kompetenz.
Das letzte Mitglied in Bublanskis Team war Hans Faste, 47 Jahre alt und mit seinen 15 Dienstjahren ein Veteran in der Abteilung für Gewaltverbrechen. Faste war der eigentliche Grund für Bublanskis Unzufriedenheit. Soll und Haben hielten sich bei ihm die Waage. Auf der Habenseite stand zweifellos seine große Erfahrung, die er sich in vielen komplizierten Ermittlungen erworben hatte. Andererseits war Faste ein Egozentriker, der mit seinem anstrengenden Humor jeden normalen Menschen auf die Palme bringen konnte, vor allem Bublanski. Nun gut, wenn man ihn an der Kandare hielt, war er ein kompetenter Ermittler. Außerdem war er eine Art Mentor für Curt Svensson geworden, der sich an seinem anstrengenden Humor nicht zu stören schien. Bei den Ermittlungen arbeiteten sie oft zusammen.
Auch Kriminalinspektorin Anita Nyberg war zum Treffen bestellt worden, um über das Verhör zu berichten, das sie in der Nacht mit Mikael Blomkvist geführt hatte. Des Weiteren Kommissar Oswald Mårtensson, der von seinem gestrigen Notrufeinsatz berichten sollte. Beide waren todmüde und wollten nach Hause, um so schnell wie möglich schlafen zu gehen, doch Anita Nyberg hatte bereits Bilder vom Tatort organisiert, die sie herumgehen ließ.
Nach dreißig Minuten war der Ablauf der Tat klar. Bublanski fasste zusammen:
»Unter dem Vorbehalt, dass die technische Untersuchung des Tatorts noch nicht abgeschlossen ist, scheint sich die Tat folgendermaßen abgespielt zu haben: Eine unbekannte Person, die von keinem der Nachbarn oder anderen Zeugen gesehen wurde, hat sich Zugang zu einer Wohnung in Enskede verschafft und das dort lebende Paar Dag Svensson und Mia Bergman getötet.«
»Wir wissen noch nicht, ob die gefundene Waffe mit der Mordwaffe identisch ist; sie wird zurzeit im Kriminaltechnischen Labor untersucht«, ergänzte Anita Nyberg. »Wir haben auch ein relativ intaktes Stück einer Kugel gefunden - diejenige, die Dag Svensson getroffen hat -, und zwar in der Wand zwischen Wohn- und Schlafzimmer. Die Kugel, die Mia Bergman traf, ist in so viele Einzelteile
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