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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Das wunderte Bublanski, der Faste zwar nie gemocht, ihn aber stets als kompetenten Polizisten betrachtet hatte.
    Faste war der Meinung, die Ermittlungen sollten sich ungeachtet aller neuen Informationen weiterhin auf Lisbeth Salander konzentrieren. Er hielt die Indizienkette gegen sie für stark genug und meinte, es wäre in der derzeitigen Lage völlig verfrüht, mit der Suche nach anderen Tätern zu beginnen.
    »Also, das ist doch Schwachsinn. Wir haben hier eine gewaltbereite Psychopathin. Halten Sie all die Gutachten der Psychiatrie und der Rechtsmedizin etwa für einen Witz? Sie kann eindeutig mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden. Wir haben Indizien, dass sie anschaffen geht, und auf ihrem Konto liegt eine große Summe Geldes, für die es keine Erklärung gibt.«
    »Das ist mir alles klar.«
    »Sie ist Anhängerin irgendeines lesbischen Sexkults. Und ich könnte wetten, dass diese Lesbe Cilla Norén mehr weiß, als sie vorgibt.«
    Bublanski hob die Stimme.
    »Schluss damit, Faste! Sie sind ja total besessen von dieser Lesbengeschichte. Das ist doch unprofessionell.«
    Er bereute sofort, dass er sich vor versammelter Mannschaft so geäußert hatte, statt Faste in einem Einzelgespräch zur Rede zu stellen. Staatsanwalt Ekström unterbrach die aufgeregten Stimmen. Er schien unentschlossen, welcher Meinung er folgen sollte. Schließlich schloss er sich Bublanskis Linie an - alles andere hätte ja auch bedeutet, seine Autorität als Ermittlungsleiter zu untergraben.
    »Wir machen es so, wie Bublanski beschlossen hat.«
    Bublanski warf Sonny Bohman und Niklas Eriksson von Milton Security einen verstohlenen Blick zu.
    »Ich weiß, dass wir nur noch drei Tage haben, und wir müssen jetzt das Beste aus der Situation machen. Bohman, Sie können Curt Svensson bei der Jagd nach Salander helfen. Eriksson, Sie arbeiten mit Modig weiter.«
    Ekström dachte kurz nach und hob die Hand, als gerade alle an die Arbeit gehen wollten.
    »Eins noch. Diese Geschichte mit Paolo Roberto werden wir schön für uns behalten. Die Medien werden uns ja total hysterisch, wenn in diesen Ermittlungen noch ein weiterer Promi auftaucht. Also kein Wort darüber außerhalb dieses Zimmers.«
    Sonja Modig fing Bublanski direkt nach dem Treffen ab.
    »Ich hab die Geduld verloren mit Faste. Das hätte mir nicht passieren dürfen«, sagte er.
    »Ich weiß, wie das ist«, sagte sie lächelnd. »Übrigens habe ich schon am Montag mit Svenssons Computer angefangen.«
    »Wie weit bist du gekommen?«
    »Er hatte ein Dutzend Versionen von seinem Manuskript, Unmengen von Recherchematerial, und ich kann nur schwer ausmachen, was davon wichtig ist und was in den Papierkorb wandern kann. Allein alle Dokumente zu öffnen und zu überfliegen, wird mehrere Tage in Anspruch nehmen.«
    »Niklas Eriksson?«
    Sonja Modig nickte. Dann drehte sie sich um und schloss die Tür von Bublanskis Zimmer.
    »Ehrlich gesagt … ich will nicht schlecht über ihn reden, aber er ist keine große Hilfe.«
    Bublanski runzelte die Stirn.
    »Raus mit der Sprache.«
    »Ich weiß nicht, aber er ist kein richtiger Polizist wie Bohman. Er redet ganz schönen Mist daher, hat ungefähr dieselbe Einstellung zu Miriam Wu wie Hans Faste und ist an seiner Aufgabe überhaupt nicht interessiert. Ich kann es nicht genau benennen, aber irgendwie hat er ein Problem mit Lisbeth Salander.«
    »Inwiefern?«
    »Ich habe das Gefühl, da gärt irgendwas in ihm.«
    Bublanski nickte langsam.
    »Bedauerlich, das zu hören. Bohman ist schon in Ordnung, aber ich mag eigentlich keine Externen bei den Ermittlungen.«
    Sonja Modig nickte.
    »Also, was wollen wir machen?«
    »Eine Woche musst du’s noch mit ihm aushalten. Armanskij hat gesagt, dass sie das Projekt abbrechen, wenn sich keine Resultate zeigen. Mach dich an die Arbeit und sei einfach darauf gefasst, dass du sie allein erledigen musst.«
    Sonja Modigs Nachforschungen wurden bereits eine Dreiviertelstunde später unterbrochen. Sie wurde plötzlich zu Staatsanwalt Ekström bestellt, der sie mit Bublanski in seinem Zimmer erwartete. Beide Männer hatten einen hochroten Kopf. Der freie Journalist Tony Scala hatte gerade die Bombe platzen lassen, dass Paolo Roberto die Bondage-Sadomaso-Lesbe Miriam Wu aus den Fängen eines Kidnappers gerettet hatte. Der Artikel enthielt mehrere Details, die eigentlich nur der Fahndungsgruppe bekannt waren. Auch wurde der Eindruck erweckt, gegen Roberto werde womöglich Anklage wegen schwerer Körperverletzung

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