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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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zwar?«
    »Es ist sicher nicht so, dass wir die Morde nicht aufklären oder der Polizei nicht helfen wollten. Außerdem haben Sie ja schon das gesamte Material von Dags Computer. Das Problem liegt eher im ethischen Bereich: Journalistische und polizeiliche Arbeit sollten doch eigentlich streng voneinander getrennt sein.«
    »Glauben Sie mir, das ist mir spätestens seit heute Morgen auch klar«, sagte Sonja Modig lächelnd.
    »Wieso?«
    »Ach, nichts. Nur so eine persönliche Betrachtung.«
    »Um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren, müssen die Massenmedien eine gebührende Distanz zu den Behörden einhalten. Journalisten, die im Polizeipräsidium herumspringen und bei den Ermittlungen helfen, werden schnell zu ihren Laufburschen.«
    »Solche sind mir durchaus schon begegnet«, erwiderte Sonja Modig. »Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es das Ganze aber auch umgekehrt. Dass Polizisten zu Laufburschen für gewisse Zeitungen werden.«
    Erika Berger musste lachen.
    »Das ist wahr. Leider muss ich Ihnen eröffnen, dass wir uns bei Millennium diese Art von Scheckbuchjournalismus einfach nicht leisten können. Aber schließlich wollen Sie ja keinen von unseren Mitarbeitern verhören - dazu würden wir uns ja ohne jede Diskussion bereit erklären -, sondern Sie bitten uns, dass wir Ihnen aktiv bei den Ermittlungen helfen, indem wir Ihnen unser journalistisches Material zur Verfügung stellen.«
    Sonja Modig nickte.
    »Es gibt da zwei Gesichtspunkte: Zum einen geht es um den Mord an einem Mitarbeiter unserer Zeitschrift. Daher helfen wir Ihnen natürlich, so gut wir können. Doch zum andern gibt es gewisse Dinge, die wir der Polizei nicht in die Hände geben dürfen - sobald sie nämlich unsere Quellen betreffen.«
    »Ich werde mich selbstverständlich dazu verpflichten, Ihre Quellen zu schützen. Die interessieren mich auch gar nicht.«
    »Wir können aber eine Quelle niemals preisgeben, unter keinen Umständen.«
    »Ich verstehe.«
    »Dann kommt noch die Tatsache ins Spiel, dass Millennium in diesem Mordfall eigene Recherchen betreibt. Da bin ich bereit, Informationen mit der Polizei zu teilen, sobald wir etwas haben, das wir veröffentlichen können - aber vorher eben nicht.«
    Erika Berger legte die Stirn in tiefe Falten und dachte nach. Schließlich nickte sie.
    »Ich muss ja auch noch in den Spiegel schauen können. Wir machen es so … Sie können mit unserer Mitarbeiterin Malin Eriksson zusammenarbeiten. Sie ist völlig in das Material eingearbeitet und kompetent genug, um zu entscheiden, wo unsere Grenze verläuft. Sie soll Sie durch Dag Svenssons Buch führen, von dem Sie bereits eine Kopie haben. Damit Sie eine Vorstellung bekommen, wer in diesem Fall als potenziell verdächtig gelten kann.«
     
    Irene Nesser war sich der dramatischen Ereignisse der letzten Nacht nicht bewusst, als sie den Vorortzug von Södra station nach Södertälje nahm. Sie trug eine halblange schwarze Lederjacke, eine dunkle Hose und einen adretten roten Strickpullover. Ihre Brille schob sie sich auf die Stirn.
    In Södertälje kaufte sie sich eine Fahrkarte nach Stallarholmen. Um kurz nach elf stieg sie ein gutes Stück südlich von Stallarholmen aus. Sie stand an einer Haltestelle, in deren Umgebung weit und breit kein Haus zu sehen war, und rief sich die Karte ins Gedächtnis. Der Mälaren-See lag ein paar Kilometer Richtung Nordosten, und die Gegend war voller Wochenendhäuschen und winterfester Ferienhäuser. Nils Bjurmans Grundstück lag in einer Ferienhaussiedlung knapp drei Kilometer von der Bushaltestelle entfernt. Lisbeth nahm einen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche und setzte sich in Bewegung. Eine knappe Dreiviertelstunde später war sie dort.
    Sie begann mit einem Rundgang, auf dem sie die Nachbarn sondierte. Nach rechts waren es knapp hundertfünfzig Meter zum Nachbarhäuschen. Dort war niemand zu Hause. Links war eine Schlucht. Sie ging an zwei weiteren Ferienhäuschen vorbei, bevor sie ein Feriendorf erreichte, in dem offene Fenster und ein laufendes Radio verrieten, dass sich hier Menschen aufhielten. Aber die waren dreihundert Meter von Bjurmans Hütte entfernt. Also konnte sie relativ ungestört zu Werke gehen.
    Bjurmans Sommerhäuschen war ein älteres, ziemlich kleines Gebäude mit einer Schlafkammer und einer Kochnische mit Wasseranschluss. Als Erstes schraubte sie einen Fensterladen an der Rückseite des Hauses ab, was ihr einen Rückzug ermöglichte, falls es Unannehmlichkeiten geben sollte. Die

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