Verdammt
sie Recht hatte. Eric begriff nicht so ganz, was los war oder was er für Rhea empfand, doch er schuldete Emma eine Erklärung.
Er verließ hastig den Raum, an der verdutzten Fiona vorbei, die er gerade noch zu Rhea sagen hörte: »Moment mal. Sind wir beide jetzt ein Team?«
Emma war schnell gewesen. Sie war nirgends zu sehen, und so suchte er sie dort, wo es ihm am logischsten schien:
in ihrem Zimmer. Er klopfte fünf Minuten lang an die Tür, erhielt aber keine Antwort. Entweder ignorierte sie ihn, oder sie versteckte sich woanders.
Niedergeschlagen kehrte er in sein Zimmer zurück, da er auch niemanden von den anderen sehen wollte. Den Rest des Tages verbrachte er auf seinem Bett liegend, wo er die Minuten zählte, bis es elf war. Unablässig dachte er an Emma und Rhea, bis er zu einem endgültigen Schluss kam. Er mochte Emma sehr – aber er liebte sie nicht. Rhea liebte er auch nicht – doch sie hatte etwas an sich, das ihn wünschen ließ, sie besser kennenzulernen, ein gewisses Prickeln, das er in ihrer Nähe empfand. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie mehr war als nur ein weiteres Mädchen auf seiner Liste.
Gegen zehn unternahm er einen erneuten Versuch, Emma zu finden, und scheiterte wieder. Das Spiel war längst beendet, und alle waren viel zu aufgedreht davon und viel zu gespannt auf das bevorstehende Partygetümmel, um groß auf ihn zu achten. Also ging er zum Brunnen und wartete auf Rhea in der Hoffnung, zumindest einen Teil dieses Wirrwarrs enträtseln zu können. Um Punkt elf Uhr setzte er sich auf den Boden neben die Schwäne und wartete.
Und wartete. Und wartete.
Fast eine Stunde verstrich ohne ein Zeichen von ihr. Dann traf ihn die traurige Erkenntnis. Sie hatte es sich anders überlegt. Damit hätte er eigentlich rechnen müssen. Sie war schließlich verlobt, und es war idiotisch von Eric, sich da einzumischen. Niedergeschlagen und beschämt kehrte er schließlich zum Haus zurück, wo Stephen am Pool saß und sich mit seinen Schulfreunden ein paar Drinks genehmigte.
Eric vermutete, dass Rhea ihrem Verlobten alles über seinen Übergriff im Musikzimmer erzählt hatte, und rechnete schon damit, dass Stephen ihn attackierte. Doch stattdessen lächelte ihn der andere freundlich an. »Willst du dich zu uns setzen, Dragomir?«, fragte er.
Eric schluckte und schüttelte den Kopf. Offenbar hatte Rhea die Ereignisse für sich behalten. »Nö, ich muss noch was erledigen. Ähm, sag mal, hast du Rhea gesehen? Ich wollte ihr nur kurz dazu gratulieren, dass wir so kläglich versagt haben.«
Stephen lachte. »Wundert mich nicht. Aber nein, ich weiß nicht genau, wo sie abgeblieben ist.«
Das wunderte Stephen nicht? Rhea war so intelligent. Sie hätte das Spiel gewinnen können, und Stephen hatte keine Ahnung. Eric behielt seine Gedanken für sich, ging ins Haus und fragte sich zu Rheas Zimmer durch, bis es ihm irgendjemand schließlich sagen konnte. Er machte sich auf eine erneute Zurückweisung gefasst, als er anklopfte. Der Türknauf drehte sich, doch es war nicht Rhea, die ihm aufmachte.
Ihre Zimmergenossin erklärte ihm, dass sie Rhea seit dem Frühstück nicht mehr gesehen habe. Ein unbehagliches Gefühl stieg in Eric auf, auf das er sich indes keinen Reim machen konnte. Auch Emma war verschwunden, doch um sie machte er sich keine Sorgen. Sie steckte garantiert mit Freunden zusammen. Aber Rhea? Was war mit ihr?
Den Rest des Abends verbrachte er damit, krampfhaft weiter nach Informationen über die beiden Mädchen zu suchen, konnte jedoch nichts in Erfahrung bringen. Die anderen feierten erneut, und schließlich entdeckte er Emma in der Menge. Sie nahm Blickkontakt zu ihm auf
und ignorierte ihn dann demonstrativ. Er ließ sie in Ruhe, froh, dass er eine von beiden gefunden hatte und seine Instinkte ihn nicht getrogen hatten. Emma war unversehrt. Wütend, aber unversehrt. Es war ihm zwar unangenehm, Stephen noch einmal zu fragen, doch er zwang sich dazu, sich beiläufig noch einmal nach Rhea zu erkundigen, indem er erklärte, sie nicht gefunden zu haben.
»Sie muss irgendwo sein«, antwortete Stephen lässig. »Manchmal ist sie einfach gern allein. Sie taucht schon wieder auf.«
Eric war sich da nicht so sicher. Seine Besorgnis nahm immer weiter zu, und er wünschte, er könnte Stephen dazu bringen, sie zu teilen. Schließlich nahm er sich vor, es noch einmal bei Rheas Zimmer zu probieren, doch er kam gar nicht so weit. Sein Vorhaben wurde durchkreuzt, als zwei Wächter aus
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