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Verdammt

Verdammt

Titel: Verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cast , Alyson Noël , Kelley Armstrong , Richelle Mead , Francesca Lia Block
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Schmuckschatulle und entnimmt ihr ein samtenes Kropfband mit einem wunderschönen, schwarz glänzenden Anhänger, der dem ihren stark ähnelt.
    »Er ist aus Gagat«, sagt sie und beantwortet damit die Frage in meinem Blick, während sie mir das Band um den Hals legt. »Die fossilen Überreste von totem Holz, die man oft hier zwischen den Felsen findet.« Sie greift nach ein paar weiteren Stücken, die sie in meinem Haar befestigt, ehe sie zurücktritt, um ihr Werk zu betrachten. »Die Queen hat es oft als Trauerschmuck getragen.«
    »Trauerschmuck?« Ich ziehe die Brauen hoch. »Das ist aber ein bisschen … makaber, oder?«
    Doch entweder überhört Violet diese Bemerkung, oder sie ignoriert sie absichtlich, denn schon im nächsten Moment klatscht sie in die Hände und ruft: »Sie sind perfekt, Miss. Einfach perfekt .«
     
    Das Kleid ist umwerfend. Einfach absolut umwerfend. Und obwohl ich beschließe, es anzubehalten, mitsamt dem ganzen Schmuck, den mir Violet umgehängt hat – bei den Schuhen ziehe ich wirklich endgültig die Grenze.
    Es spielt keine Rolle, dass sie – genau wie das Kleid – so
perfekt passen, dass wir beide verblüfft nach Luft schnappen. Es spielt auch keine Rolle, dass ich mir nicht verkneifen kann, mich ein bisschen wie Aschenputtel zu fühlen, als ich mich auf das Sofa setze und mir den raffinierten Samtschuh über den Fuß streife. Es spielt allerdings sehr wohl eine Rolle, dass in diesem schönen Märchen etwas ganz Zentrales ausgelassen wurde: Die Wahrheit über gläserne Schuhe ist nämlich, dass sie alles andere als bequem sind, und dasselbe gilt für diese hier.
    »Aber Sie müssen sie tragen«, beschwört sie mich mit erhobener Stimme, während sie mich mit ihren weit aufgerissenen Augen fixiert.
    Ihr Blick ist so stechend, so eindringlich, dass ich schon fast aufgebe, doch dann zwinge ich mich, wegzusehen, bis ich meine Stimme wiedergefunden habe. »Wenn sie Ihnen so gut gefallen, ziehen Sie sie halt an.« Ich streife sie ab und ersetze sie durch meine altvertrauten Doc Martens, die unters Bett gerutscht sind. »Ehrlich, nur los, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich bleibe bei denen.« Ich schlage die Hacken aneinander und lächele, als die Gummisohlen ein dumpfes Geräusch von sich geben und voneinander abprallen.
    Sie schüttelt den Kopf und presst die Lippen so fest aufeinander, dass sie von einem dünnen weißen Band gesäumt scheinen, und ich weiß nicht, wie ich das auffassen soll, Ich meine, es ist doch nur ein Verkleidungsspiel. Was ist schon groß dabei? Warum macht ihr das so viel aus?
    »Und Ihr Frühstück, Miss?« Sie reißt sich zusammen, streicht mit den Händen ihre Schürze glatt und zeigt auf das kaum angerührte Tablett, das sie zuvor schon hingestellt hat. »Soll ich es wieder mitnehmen?«

    Ich beäuge es einen Augenblick lang und will ihr schon bedeuten, dass sie es abtragen kann, als ich zwei dieser köstlichen Würstchen entdecke, die ich schon vom Vorabend kenne, und schlagartig Lust auf mehr bekomme.
    »Nein, lassen Sie es da«, antworte ich und gehe mit raschelnden Röcken darauf zu. Ich setze mich lieber erst mal hin und esse einen Happen, ehe ich auf Erkundungstour gehe. »Ehrlich gesagt, bin ich ganz schön hungrig«, füge ich hinzu und steche bereits mit der Gabel in ein Würstchen. Ich genieße den würzigen Geschmack, der sich in meinem Mund entfaltet, während Violet leise aus dem Zimmer geht.

Vier
    Jedes Relikt eines Toten ist kostbar,
wenn er im Leben geschätzt wurde.
    Emily Brontë
     
    Ich bin umgeben von Dunst – dickem, weißem Dunst. Ich halte die Handflächen gewölbt vor mir, als könnte ich ihn so aus dem Weg schaufeln. Aber es geht nicht. Er rutscht mir glatt durch die Finger und bildet sich erneut. Aber ganz egal, wie unbezwingbar der Dunst auch sein mag, er kann mich nicht von dem roten Licht fernhalten, das mich zu ihm führt.
    Er braucht mich – und je näher ich komme, desto klarer wird mir seltsamerweise, dass auch ich ihn brauche.
    Nur noch ein paar Schritte, und ich bin da – kann die Hand fassen, die es geschafft hat, durch den Nebel zu greifen – tastend und winkend, damit ich näher komme – noch näher – bis …
    Zuerst scheint die Gestalt körperlos zu sein – vom Dunst umhüllt –, doch je mehr ich mich ihr nähere, desto mehr sehe ich. Die vage schimmernden Umrisse eines großen, kräftigen, attraktiven Mannes mit glattem schwarzem Haar, gerader Nase, markantem Kinn, hohen Wangenknochen und breiter

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