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Verdammt

Verdammt

Titel: Verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cast , Alyson Noël , Kelley Armstrong , Richelle Mead , Francesca Lia Block
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den Blick nicht vergessen, der kurz in ihren Augen aufgeflackert ist.
    Sie geht auf uns zu, fummelt dabei nervös am Saum ihrer Schürze herum und meint eindeutig nicht mich, als sie fragt: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin Bram«, sagt er und hält ihr die Hand hin. »Einer der Studenten.«
    »Aber das ist unmöglich«, erwidert sie mit so leiser Stimme, dass wir uns beide vorlehnen, um sie zu verstehen.
    »Wie bitte?« Bram zieht die Brauen hoch und zieht seine Hand zurück, während er sie ansieht.
    »Der Dunst – wir sind jetzt unsichtbar – wie haben Sie uns gefunden?«
    »Mit harter Arbeit, viel Glück und einer Menge Entschlossenheit«, antwortet er. »Aber – haben Sie gerade gesagt, wir seien jetzt unsichtbar?«
    Genau das wollte ich auch fragen, wenn er mir nicht zuvorgekommen wäre.
    Aber Violet kneift lediglich die Augen noch fester zusammen, wodurch das Blau ihrer Iris von einer Reihe blasser, spärlicher Wimpern und noch blasserer Haut verdeckt wird. »Na dann.« Sie reckt die Schultern und ringt um Fassung. »Dann schauen wir mal, wo wir Sie unterbringen.«

Fünf
    Verzweiflung hat ihre eigene Ruhe.
    Bram Stoker
     
    Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Zimmer, arbeite die meiste Zeit an meinem Bild und versuche, nicht an Bram zu denken, was nur dazu führt, dass ich noch mehr an ihn denke. Ich meine, ja , er ist wirklich süß. Ja , wir haben die gleichen Interessen. Ja , er kann schwierige Wörter korrekt in einen Satz einbauen. Ja , er hat gesagt, er will mich zeichnen, was in meinen Augen so ziemlich das Romantischste ist, was jemand sagen oder tun kann. Doch so cool er auch sein, so vertraut er mir auch vorkommen mag, bin ich mir ebenso bewusst, schmerzlich bewusst, dass ich sämtliche Anzeichen des klassischen Fehlverhaltens nach einer zerbrochenen Beziehung aufweise.
    Nicht dass ich bisher je Gelegenheit gehabt hätte, Erfahrung mit dem Verhalten nach einer zerbrochenen Beziehung zu sammeln, da Jake mein erster Freund war. Doch nachdem ich gesehen habe, wie mein Dad nicht lange nach dem Verlust meiner Mutter etwas ganz Ähnliches durchgemacht hat, indem er der Vergangenheit den Rücken zugekehrt und mit Nina direkt in die Junge-Liebe-Phase eingetaucht ist, fühle ich mich als Expertin für dieses Thema.

    Und genau deshalb kann ich mich jetzt selbst nicht gehen lassen.
    Genau deshalb muss ich Bram als reinen Kunst-Kommilitonen betrachten, weiter nichts.
    Und genau deshalb bleibe ich in meinem Zimmer. Entschlossen, das zu tun, weshalb ich hierhergekommen bin, nämlich malen – nicht flirten oder anbandeln oder mich mit jemandem einlassen, der mir wahrscheinlich auch wieder nur bei der erstbesten Gelegenheit wehtun wird. Und als Violet hereinkommt und mir ein frisches Essenstablett hinstellt, darunter auch ein Teller mit den Würstchen, die ich so gern mag, frage ich sie nicht einmal, ob sie ihn gesehen hat oder was er so treibt. Ich male einfach weiter, als gäbe es Bram überhaupt nicht, bis der Jetlag zuschlägt und ich erneut einschlafe. Der Traum geht da weiter, wo er aufgehört hat, und ich kämpfe mich durch den Dunst, greife nach seiner Hand, nur dass sich diesmal eiskalte Finger um meine schlingen, mich näher heranziehen, mich bitten, ihn zu sehen, ihn wirklich zu sehen, während ein pulsierendes rotes Leuchten aus seinem Brustkorb strömt …
    Als ich aufwache, gehe ich schnurstracks an meine Leinwand und fange auch das ein, die langen, kalten Finger und das rote Leuchten, und ich kämpfe gerade mit der Krümmung seiner Brauen, als ein blasses, blondes Mädchen hereinkommt, um das Tablett abzuräumen. Sie wirft einen Blick auf mich und rät mir, mich zum Abendessen umzuziehen.
    Ich blinzele und frage mich, wo sie auf einmal herkommt, da ich sie zum ersten Mal sehe. Ich wusste ja nicht einmal, dass noch mehr Bedienstete hier arbeiten. Dann folge ich ihrem Blick zu meinem Kleid und stelle entsetzt
fest, dass ich es ruiniert, es mit Farbe beschmutzt habe, was kein Wunder ist, da mir niemand einen Kittel zum Drüberziehen gegeben hat. Also, mal ehrlich, keine Lehrer, keine Kittel, keine Atelierräume – was für eine Art Akademie soll das eigentlich sein?
    Ich hole tief Luft und sehe erneut zu dem Mädchen auf, während mir eine lange Liste von Fragen durch den Kopf rauscht. Fragen, die sich in Luft auflösen, sowie sie meinen Blick erwidert und »keine Sorge« sagt. Ihre Stimme ist ruhig und einlullend, ideal dafür, mich in Sicherheit zu wiegen. »Das Kleid kann man

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